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Dass ich eine überzeugte Rabenmutter mit einer gewissen Portion Egoismus bin, das habe ich ja schon geschrieben. So fing damals alles an: Brustentzündung, die IV. Jede Frau, die schon eine Brustentzündung hatte weiß, wie scheiße das weh tut. Stand sonst immer das Schwiegermuttermonster mehrfach ungefragt mit ungebetenen Ratschlägen vor der Tür, hätte ich mich in dieser Situation sogar darüber gefreut. Nicht über die Tipps (ne, die kann sie sich sparen), sondern ich hätte ihr mein schreiendes Bündel in die Hand gedrückt und wäre erstmals unter der Dusche verschwunden. A.L.L.E.I.N.E.
Luxusgedanken einer Mutter eben.
Aber so viel Pech Glück sollte ich nicht haben: Ich weinte. Tränen und Milch flossen. Meine Stillberaterin sagte mir nach einem endlos scheinenden Still-Martyrium: „Du musst nicht stillen, wenn es für EUCH nicht passt. Geht es der Mama gut, geht es dem Baby gut.“ Das brachte mich zum Nachdenken.
Dabei hatte ich doch alles über das Stillen gelesen. Ich war perfekt vorbereitet – zumindest in der Theorie. Ich war nur nicht auf mein Kind und unsere Stillbeziehung vorbereitet.
Meine sehr persönliche Erfahrung mit dem Stillen soll nun kein Plädoyer fürs „Nicht-Stillen“ werden – auf GAR KEINEN FALL! Ich bin überzeugt davon, dass Stillen das Beste fürs Kind ist. In unseren Artikeln „Alles rund ums Stillen“ und „10 Probleme beim Stillen – und wie sie gelöst werden“ sind wir darauf schon genau eingegangen. Aber: Ich hätte mir auch NIE gedacht, dass ich mich so unwohl fühlen würde, wenn ich mein Kind stille. Ich hätte aber auch nie gedacht, dass sich das Familienbett als so praktisch erweisen würde und dass ich eine überzeugte Tragemama werde. Ein Kind zu haben und es zu begleiten bedeutet eben auch, sich auf auf neue Dinge einzulassen und sich selbst von einer neuen Seite kennenzulernen. Es bedeutet aber auch, Veränderungen zuzulassen und die Signale und Bedürfnisse des Kindes wahrzunehmen und dann prompt darauf zu reagieren – Mutter-werden und Mutter-sein bedeuten auch, einen Menschen in sein Leben zu lassen, ihm Raum und Platz zu geben, sich zu öffnen und sich von einigen Vorstellungen zu verabschieden.
Ich habe mir das alles anders vorgestellt…
Trotz all der Vorteile des Stillens und meinem Wunsch, meine Kinder lange zu stillen und eine innige Stillbeziehung zu pflegen, wusste ich erst DURCH das Stillen, dass es für mich nicht der richtige Weg ist. Ich habe nicht gleich aufgegeben, ich habe gekämpft: Monatelang hatte ich nur im Kopf alles erdenklich mögliche für mein Kind zu tun – doch machen mich stillen, tragen, familienbetten etc. zu einer besseren Mutter? Nein. Nur weil ich mache, was mein Kind und die Evolution „erwarten“, sammle ich keine Bonuspunkte, die meine Frustration, meine schlechte Laune und meine Abneigung rechtfertigten.
- Es geht darum, einen eigenen Weg zu finden, der zu einem passt.
- Es geht darum, nicht nur das Kind so anzunehmen wie es ist, es zu begleiten und respektvoll zu behandeln, sondern auch zu sich selbst zu stehen, sich selbst mit Achtsamkeit zu begegnen und auf seine Ressourcen zu achten.
- Und ich kann aus einem Topf von Möglichkeiten die nehmen, die für uns passen.
Ich war eine glücklichere (aber natürlich viel viel schlechtere ;-)) Mutter, nachdem ich nicht mehr vollgestillt hatte.
„Kinder wollen am Leben ihrer Eltern teilhaben und nicht deren Mittelpunkt werden“
– dieser Satz hat mich verändert und passt wohl am besten zu meiner Familie. Ich habe bei der Geburt nicht mein Leben hinter mir gelassen, sondern ich habe es um einen Menschen, ein absolutes Wunschkind, unser Traumkind, bereichert. Ich habe meinem Kind nach der Geburt versprochen, ihm die bestmögliche Mama zu sein, die ich sein kann. Nicht perfekt, aber ich werde mich bemühen. Ich werde Fehler machen, auf die Nase fallen, ich werde mich entschuldigen und wir werden aneinander wachsen.
Diesem kleinen Menschen zu zeigen, was mich ausmacht, wer ich bin, welche Werte wir in unserer Familie haben, bedeutet auch, dass ich bei mir bleiben muss und mich im Labyrinth des Mama-Seins und den vielen Wegen und Möglichkeiten nicht verlierenn darf. Ich muss wissen, wer ich bin und was ich möchte. VOLLStillen war es einfach nicht. (Als Rabenmutter habe ich mir aber schon schlimmere Dinge geleistet.)
Meine Kinder sind ein Teil meines Lebens, aber nicht mein Lebensmittelpunkt.
Ich bin wie eine Löwin, wenn es um meine Kinder geht.
Aber: ich definiere mich nicht über die Erfolge meines Kindes und „wir kriegen auch keinen Zahn.“ Ich bin ich und ich wahre den Respekt zu mir.
Wie schlecht es mir aber mit dem Weg der „Selbstaufgabe“ ging und der absoluten Fokussierung auf ein Baby, habe ich bei meinem ersten Kind erfahren und schnell gemerkt: Das bin ich nicht. Um ihnen die Mutter sein zu können, die ich gerne wäre, muss ich auf meine Ressourcen und Grenzen achten. Ich bin mehr als „nur“ Mutter – das wird nicht unser Weg sein.
Attachment parenting ist ja nicht EIN Weg, ein Dogma, ein Patentrezept. Es ist ein Leitfaden, eine Möglichkeit von vielen, die nichts mit Selbstaufgabe zu tun hat und auch nicht für jeden passen muss. Attachment Parenting ist gut und wichtig, aber es ist eben nicht alles. Es ist kein Knopfdruck, der alles gut macht. Und es ist auch keine Garantie für Geborgenheit, eine sichere Bindung und eine glückliche Kindheit. Es bedeutet auch nicht, die aktuellen Trends wie „Breifrei“, „Windelfrei“ oder „Tragen“ mitzumachen – all das garantiert mir keine sichere Bindung. Denn Bindung entsteht in der Interaktion, im Zusammenleben, im Alltag, im Wahrnehmen von Signalen und in einem achtsamen Umgang. Attachment Parenting als Lebenseinstellung und Begleitung halte ich für unglaublich wichtig, jedoch nicht zu jedem Preis. Es geht dabei nicht darum seine Bedürfnisse hinten anzustellen oder die Bedürfnisse des Kindes über die eigenen zu stellen, sondern darum, einen Weg zu finden und aus einem Topf von Möglichkeiten zu schöpfen, die uns zur Verfügung stehen. Jeder kann mit seinem Kind bindungsorientiert leben, aber jeder wird es anders machen – denn die ganzen Möglichkeiten wie Stillen, Familienbett, Tragen & Co. garantieren noch lange keine sichere Bindung.
Darum geht es bei „Familie“
Es geht in einer Familie nicht darum, sich den Bedürfnissen eines Menschen zu „unterwerfen“ – es geht darum, einen gemeinsamen Weg zu finden, mit dem sich alle wohlfühlen. Mir geht es beim Mama-Sein nicht um eine Formung eines Menschen, sondern darum, mein Kind auf dem Weg in sein Leben zu begleiten und ihm dabei so gut ich kann zu unterstützen und mit Respekt zu begegnen.
Unsere Kinder wurden alle lange teilgestillt (und wahrscheinlich länger, als wenn ich sie vollgestillt hätte), viel viel viel getragen und wir haben aus praktischen Gründen familiengebettet. Es gibt sicher Startbedingungen, die für ein Kind „gut“ sind – darum haben wir uns als Eltern bemüht. All diese Sachen haben wir solange gemacht, wie wir uns damit wohlfühlten – wenn es für einen nicht mehr passte, dann haben wir andere Wege gefunden. Attachment Parenting ist ja vielfältig.
Wir haben nur nichts zum Problem gemacht, wenn es keines war oder etwas nicht getan aus Angst, das Kind zu verwöhnen. Mit Liebe kann man ein Kind nicht verwöhnen.Und auch damit nicht, wenn man seine Bedürfnisse erfüllt.
Eine Familie ist ein System, das einem stetigen Wandel unterliegt, das sich immer ändert. Mit jedem Jahr, das die Kinder älter werden, werden sie selbständiger. Mit jedem Kind, das in die Familie geboren wird, verändert sich alles. Sie werden größer, sie nabeln sich ab, sie entwickeln andere Interessen, Freunde werden wichtiger. Ich möchte die Zeit, in denen sie mich brauchen, meine Liebe und Nähe einfordern, da sein – von ganzem Herzen und so gut ICH kann. Ohne, mich dabei zu verlieren.
Kinder brauchen keine perfekten Eltern – und davon sind wir auch weit entfernt. Aber wir möchten für sie die besten Eltern sein, die wir sein können. Und dazu dürfen wir uns selbst nicht aus den Augen verlieren.
Attachment Parenting ist gut und wichtig, aber es ist eben nicht alles. Es ist kein Patentrezept, kein Knopfdruck, der alles gut macht. Und es ist auch keine Garantie für Geborgenheit, eine sichere Bindung und eine glückliche Kindheit. Es bedeutet auch nicht, die aktuellen Trends wie „Breifrei“, „Windelfrei“ oder „Tragen“ mitzumachen – all das garantiert mir keine sichere Bindung. Denn Bindung entsteht in der Interaktion, im Zusammenleben, im Alltag, im Wahrnehmen von Signalen und in einem achtsamen Umgang. Attachment Parenting als Lebenseinstellung und Begleitung halte ich für unglaublich wichtig, jedoch nicht zu jedem Preis. Es geht dabei nicht darum seine Bedürfnisse hinten anzustellen oder die Bedürfnisse des Kindes über die eigenen zu stellen, sondern darum, einen Weg zu finden und aus einem Topf von Möglichkeiten zu schöpfen, die uns zur Verfügung stehen. Jeder kann mit seinem Kind bindungsorientiert leben, aber jeder wird es anders machen – denn die ganzen Möglichkeiten wie Stillen, Familienbett, Tragen & Co. garantieren noch lange keine sichere Bindung.
Spricht mir aus der Seele… sehr gut und treffend ge- und beschrieben ?