Vierfach-Mama Angelika hat uns ihre 10 Tipps verraten, wie sie es geschafft hat, dass ihre Kinder gesundes Essen nicht verschmähen.
„Alles begann kurz nach dem Beikoststart von meinem ersten Sohn. Er war da vielleicht 6 Monate alt. Wir waren zu meiner Mutter zu Besuch, die in ihrem ganzen Oma-Stolz ihrem Enkelkind ein leckeres Mittagessen zauberte. Spinat mit Kartoffeln, in Breiform. Mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter, ich weiß noch, wie oft ich dieses eklige Zeugs essen musste, weil es ja gesund war.
Mein Sohn war eigentlich ein sehr unkomplizierter Esser und ich war in diesem Moment froh, dass ich selbst noch einen Brei mithatte.
Meine Mutter schnappte sich also meinen Babysohn, setzte ihn in den Hochstuhl, und begann, ihm den ersten Löffel anzubieten. Er öffnete bereitwillig seinen Mund, verzog dann aber das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Er beutelte sich am ganzen Körper und ließ den Spinat großzügig aus seinem Mund hinausrinnen. Meine Mutter, nicht gerade empathisch veranlagt, meinte nur: „Hoppla, da ist dir wohl etwas rausgeronnen. Die Oma gibt es dir wieder rein.“
Mein Sohn verschloss mittlerweile den Mund ziemlich fest und sie probierte immer noch, ihm den Löffel hineinzuschieben. „Ein Löffel für die Oma, ein Löffel für den Opa…..“ Ein Aufschrei von ihm wurde genutzt, den vollen Löffel hinein zu katapultieren. Dann reichte es mir.
Ich schnappte mir meinen Sohn und bat sie, damit aufzuhören und zu akzeptieren, dass er den Spinat nicht möchte (und ich konnte es verstehen). Ab dem Zeitpunkt war sie zwar eingeschnappt, aber mir klar, dass ich für mein Kind etwas anderes möchte.
Ich kann Eltern nur folgende Tipps mit auf den Weg geben
- Dem Kind vertrauen: Ich hatte nie Sorge, meinem Kind könnte es an etwas fehlen, weil es gerade eine „Nur-Nudel-Phase“ durchlebte, kein Fleisch essen wollte oder sich gegen Zitrusfrüchte auflehnte. Ich bin überzeugt davon, dass Kinder wissen was sie brauchen und es sich auch holen, wenn es denn angeboten wird. Das klappt nur, wenn die Umgebung nicht auf Süßigkeiten und Fast Food besteht, dann wird das Experiment eher nach hinten losgehen.
- Es ist mein Kind: Weder Ärzte, noch Experten, noch meine Mutter entscheidet, was für mein Kind gerade am besten ist und was es vermeintlich braucht. Sondern ich entscheide gemeinsam mit meinem Kind, in dem ich es beobachte, auf seine Wünsche reagiere und eingehe. Ich werde meinem Kind keine vorgefertigte Meinung aufbinden. Aber mit ihm gemeinsam kritisch denken und hinterfragen, ihm erklären und ein gutes Vorbild sein. Das hilft übrigens in vielen Lebensbereichen, nicht nur beim Essen.
- Mithelfen lassen beim Kochen: Schon mit etwa 2 Jahren haben alle meine Kinder beim Kochen mitgeholfen. Sie haben Gurke geschnippelt, den Salat geputzt, die Kartoffel geschält. Sie waren dabei, lernten die Zubereitung der Lebensmittel kennen, wie sie sich anfühlen, wie sie riechen. Natürlich war das Kochen zeitaufwendiger, so etwa eine halbe Stunde mehr und eine gründliche Vorbereitung musste schon sein. Nicht nur der Stolz etwas beigetragen zu haben, sondern auch die Neugier und die Bekanntheit mit den Lebensmitteln ließ sie doch das ein oder andere probieren.
- Gemeinsam anpflanzen: Es braucht gar kein großes Gemüsebeet im eigenen Garten sein, es reicht eine kleine Kräuterbank, vielleicht ein Topf mit Tomaten oder Erdbeeren. Den Kreislauf des Lebens zu verstehen hat viel mit Achtsamkeit und Wertschätzung zu tun. Wer keine Möglichkeit hat, kann sich vielleicht einem Urban Gardening Projekt anschließen oder eine Parzelle auf einem Acker mieten und dort anpflanzen. Frisch von der Pflanze schmeckt es sowieso am besten und lässt auch Kostverächter mal kosten.
- Finger Food: Unser absoluter Hit war und ist Finger Food. Gemüse in Streifen aufgeschnitten, dazu einen Joghurt-Kräuter-Dip und die Schüssel ist in „Nullkommanix“ leer gefuttert.
- Suppen: Was im Sommer oder Zwischendurch das Finger Food, ist im Winter die Suppe. Täglich kommt bei uns Suppe auf den Tisch, immer regional und saisonal. Auch das ist eine gute Gelegenheit die Kinder mithelfen zu lassen oder sie auch mal selbst an den Herd zu lassen. Eine Suppe ist einfach in der Zubereitung und schmeckt einfach nur lecker.
- Gemüsesaucen: Auf meine Kinder trifft es zu, sie sind alle Nudeltiger. So gab es immer wieder bunte Gemüsesaucen dazu, das Gemüse klein gewürfelt, so ist es kaum aufgefallen und falls doch, haben sie es dennoch mitgegessen, weil es ja nicht so viel war. Was die Optik alles ausmacht!
- Wochenplan gemeinsam erstellen: Jeder in unserer Familie hat sein Lieblingsessen und würde ich nur kochen, was meinen Kindern schmeckt, bräuchte ich täglich ein Buffet. Das geht einfach nicht und so haben wir begonnen, einen Essensplan für eine Woche zu erstellen. Dabei kann jeder seine Wünsche äußern. Obst und Gemüse haben jedoch ihren fixen Platz in unserer Ernährung und werden auch beim Essensplan nicht einfach ausgelassen. Das wissen meine Kinder und finden jetzt auch immer mehr Gerichte mit Gemüse, die ihnen schmecken. So wird keiner vergessen, wir behalten die Übersicht und jeder bekommt einmal sein Wunschessen.
- Fertiggerichte und Fast Food nicht verbannen: Zugegeben, das gibt es bei uns nur selten, wir kochen immer frisch. Die klassischen Fertiggerichte gibt es bei uns nicht und wenn, dann werden sie selbst gemacht. So backen wir oft gemeinsam eine Pizza, machen gesunde Gemüseburger oder auch Pommes aus Süßkartoffel. Aber wenn wir auswärts essen gehen, dann ist es auch in Ordnung, wenn sie zu den klassischen ungesunden Speisen greifen und da beherzt reinhauen. Und das tun sie dann auch! Ich habe selbst erfahren, welche Auswirkungen diese strikten Verbote auf mich hatten und kann sagen: Ich wollte dann immer mehr davon und machte es heimlich. Meine Kinder sollen wissen, dass nichts gegen Süßigkeiten oder Fast Food spricht, wenn es nicht regelmäßig ist und die Ernährung sonst ausgewogen ist.
- Essen ist keine Belohnung und keine Bestrafung: In der „Wenn…. Dann“-Falle sitzen ja viele Eltern. Und das nicht nur beim Essen. Süßigkeiten wurden bei uns nie als Belohnung eingesetzt, wenn das Kind „brav“ sein Gemüse gegessen hat. Warum auch? Das macht Süßigkeiten nur viel wichtiger, als sie sind. Genauso wurde nie ein Essen gestrichen, wenn das Kind sich nicht so benommen hat, wie wir es gerne gehabt hätten. Essen soll lustvoll sein, zusammen mit der Familie, man kommt an einem Tisch zusammen, dekoriert diesen hübsch, spricht über seinen Tag und ist auch dankbar für die Menge an Lebensmittel, aus der wir schöpfen dürfen.