Die Zeit der Beikost ist auch gleichzeitig der Zeitpunkt, an dem sich viele Eltern über das Abstillen oder die Entwöhnung der Flasche Gedanken machen. Oft kann es Eltern nicht schnell genug gehen der Welt zu zeigen, dass das Kind nun schon groß ist und keine Milch mehr braucht. Wieviel Milch sollte ein Baby nach dem Beikostbeginn also noch bekommen?
Auch wenn es nicht beabsichtigt ist, erzeugt diese Erwartung und Vorfreude auch Druck auf das Kind, das sich von der lieb gewonnenen Milch noch gar nicht so schnell trennen kann und möchte. Evolutionär gesehen ist das auch in Ordnung, denn nicht umsonst heißt es „BEIkost“ und nicht „Anstattkost“. Bei manchen Kindern erfolgt die Umstellung schneller, bei anderen Kindern wesentlich langsamer. Eltern brauchen sich in dieser Hinsicht keinen Stress zu machen, wenn das Baby auch weiterhin nach Bedarf gestillt oder gefüttert wird – es wird auch weiterhin anzeigen, was es braucht und man kann darauf vertrauen, dass Kinder wissen, was sie brauchen: Sowohl die Menge, als auch die Auswahl der Nahrungsmittel.
Es heißt BEIkost, weil die erste „feste“ Nahrung zu den Milchmahlzeiten gereicht wird – also DAZU, nicht anstatt.
Sonst würde es ja ANSTATTkost heißen.
Gerade die Mischung aus Milch und fester Nahrung macht die Mischung aus und tut deinem Baby gut.
Wieviel Milch ein Baby noch bekommen sollte ist somit klar: So viel es braucht, oder?
Was ist Beikost genau?
Beikost ist genau das, was es heißt: Es ist etwas, das die Muttermilch oder die Säuglingsnahrung ERGÄNZT. Und nicht ersetzt. Das bringt auch einen gesundheitlichen Vorteil, denn viele Bestandteile der Beikost werden in Verbindung mit Muttermilch oder Säuglingsnahrung besser verwertet.
Auch im zweiten Lebensjahr versorgt die Muttermilch das Baby mit allen was es braucht – es kommt sogar zu einem Anstieg der wichtigen Immunstoffe. Es ist also falsch, dass eine Mutter, die mit Beikost begonnen hat, kurz vor dem Abstillen steht – beides lässt sich gut verbinden. Wieviel Milch sie ihrem Baby nach dem Beikostbeginn noch gibt hängt davon ab, wieviel Milch das Baby verlangt oder braucht.
Die allgemeine Empfehlung der WHO geht in die Richtung, 6 Monate das Kind ausschließlich zu stillen und wenn dies nicht möglich ist oder die Mutter nicht stillt, auf entsprechende Säuglingsnahrung zurückzugreifen. Für den Beikostbeginn sollte das Baby schon mindestens 5 Monate alt sein und entsprechende Anzeichen für die Beikostreife aufweisen. Sind diese Kriterien erfüllt, können die ersten Löffel Brei oder stückige Lebensmittel angeboten werden – vor und nach der Mahlzeit zu stillen oder die Flasche zu geben begleitet Eltern aber noch ein Stück auf ihrem Weg zum Familientisch. Nach der festen Nahrung entscheidet das Baby, wieviel Milch es noch trinken möchte.
Der Ehrgeiz vieler Eltern möglichst schnell eine Mahlzeit nach der anderen zu ersetzen, steht im Widerspruch mit dem Saugbedürfnis des Kindes und der Tatsache, dass Milch im ersten Lebensjahr das Hauptnahrungsmittel bleiben sollte, weil sie eine wichtige Eiweiß- und Kalziumquelle für das Kind ist.
Wieviel Milch braucht mein Baby noch nach dem Beikostbeginn?
Erst nach dem ersten Geburtstag verschieben sich die Relationen hinsichtlich der Hauptnahrungsquelle, die im ersten Lebensjahr (und auch noch darüber hinaus) Milchnahrung ist. Zwar verfolgen viele Eltern das Ziel, die Milchmahlzeiten so schnell wie möglich zu ersetzen, doch das ist evolutionär nicht vorgesehen und auch gar nicht notwendig. Milch versorgt das Baby im ersten Jahr (und auch noch darüber hinaus) mit allem was es für eine gesunde Entwicklung braucht. Auch im zweiten Lebensjahr gibt es keine genauen Vorgaben, wieviel Milch ein Kind noch braucht. Die Menge wird sich nach dem Essverhalten richten und wieviel Hunger bereits mit der Familienkost gestillt wird.
Ernährungsexperten weisen darauf hin, dass es im Alter von 7 Monaten ausreicht, 1-2 Beikostmahlzeiten als Ergänzung zur Muttermilch anzubieten, wobei das Tempo von Kind zu Kind variiert. Das bedeutet auch, dass nach den Mahlzeiten noch gestillt bzw. die Flasche angeboten wird. Auch wenn bis zum ersten Geburtstag jede Mahlzeit theoretisch ersetzt wäre, kann zusätzlich nach Bedarf gestillt oder die Flasche angeboten werden. Das ist für eine gesunde Entwicklung besonders wichtig, weil Beikost meist weniger Kalorien enthält als die Muttermilch und so weniger sättigt. Ein Baby kann nicht zuviel Milch bekommen nach dem Beikostbeginn und es kann auch nicht platzen.
Die Menge der Beikost wird sich allmählich von selbst steigern und so setzt die natürliche Umkehr ein: Der Bedarf an Milch wird langsam weniger, die Essensportionen werden größer. Auf diese Weise funktioniert auch ein schonendes, langsames und selbstbestimmtes Abstillen des Kindes, das selbst anzeigt, wann es dazu bereit ist. Wieviel Milch das Baby aber zu welchem Zeitpunkt nach dem Beikostbeginn noch braucht, bestimmt und entscheidet es ganz alleine – als Mutter kannst du dich darauf verlassen dass dein Baby sich holt, was es braucht. Und das kann bei Wachstumsschüben, Krankheiten oder anderen Entwicklungsschritten unterschiedlich sein. Entscheide also nicht du, wieviel Milch du deinem Baby gibst, sondern lass dich von deinem Baby leiten.