mamaFIT: „Wenn du noch mit Slipeinläge läufst, solltest du noch warten“

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Heute vor 3 Jahren hat alles begonnen.  Welovefamily traf Dr. Iris Floimayr-Dichtl, Gründerin von mamaFIT, Mutter von 2 Kindern und Meisterin im Spagat zwischen Job, Kursen, Trainings, Personaltraining, Mama und sich selbst.

 

Welovefamily: Iris, wie hat alles mit mamaFIT begonnen?

Iris: Eigentlich aus der Not heraus. Als ich mit meinen Kindern schwanger war, habe ich selbst nach so einem Angebot gesucht, weil mir Sport schon immer wichtig war. Er sollte an der frischen Luft sein, flexibel und mein Baby sollte auch mit dabeisein können. Als Sportwissenschafterin hatte ich natürlich auch einen hohen Qualitätsanspruch an einen solchen Kurs. Zwar gibt es viele Indoor-Bewegungs-Angebote für Eltern mit Baby, aber keine Outdoorangebote. Und ich bin ein Outdoormensch, der ein offenes Kurssystem bevorzugt. Die Idee für mamaFIT kam dann auch durch Kunden aus den Personaltrainings, die ebenso nach einem Angebot dieser Art suchten, aber nichts fanden. Die Idee mamaFIT war geboren.

 

Welovefamily: Was ist mamaFIT genau?

Iris: mamaFIT ist ein rückbildungsorientiertes Training mit dem Auftrag, die Besonderheiten während der Schwangerschaft und nach der Geburt zu berücksichtigen, wie etwa den Beckenboden oder die rectus diastase (Bauchspalte). Das ist ganz wichtig und viele Frauen erzählen mir, dass sie zwar einen Rückbildungskurs besucht haben, aber nie jemand nach ihrer Bauchspalte fragte. Auch kein Arzt wies darauf hin, dass dann die klassischen Bauchübungen wie Crunches oder sämtliche Bewegungen aus der Rückenlage, bei denen sich der Oberkörper aufrichtet, nicht durchgeführt werden dürfen und die Situation des Bauches sogar wieder verschlimmern kann. Das betrifft auch bestimmte Bewegungen im Alltag, die vermieden werden sollen. Mamas können mich ja auch als Personaltrainerin buchen und speziell Mamas mit großer rectus diastase und weich vorgewölbtem Bauch, nutzen diese Angebot häufig.

Bist du wieder fit fürs Bauchmuskeltraining?

 

Laufen ist bei den Fragen – „ab wann kann ich was wieder machen“ – ein großes Thema: Erst, wenn der Beckenboden wieder gut in Form ist, ist Laufen angesagt. Wer noch mit Slipeinlage läuft, weil immer noch ein paar Tropfen Urin beim Laufen, Husten oder Niesen abgehen, sollte lieber schneller walken, weil diese Bewegung den Beckenboden weniger belastet.

Wer nur läuft, um schnell wieder seine Figur zurückzugewinnen, ist mit einer effizienten Kombi aus Ausdauer- und Krafttraining, wie wir es bei mamaFIT machen, wesentlich erfolgreicher, und stabilisiert damit obendrein schneller seine Körpermitte wieder.

 

Welovefamily: Ab wann kann man mit deinen Kursen nach der Geburt beginnen?

Iris: Das kann man nie allgemein sagen, da gibt es kein Patentrezept. Das hat viel mit der Fitness in der Schwangerschaft und dem Geburtsverlauf zu tun. Mit einfachen rückbildenden Übungen für den Beckenboden und die tiefe Bauchmuskulatur kann eine Mutter schon wenige Tage nach der Geburt beginnen. Generell empfehle ich nach einer natürlichen Geburt eine Schonfrist von etwa 6-8 Wochen, nach einem Kaiserschnitt etwa 12 Wochen. Beim gynäkologischen Check nach der Geburt könnte die Sache mit der Bauchspalte auch gleich gefragt werden. Vor Ort kontrolliere ich dann selbst noch einmal, um keine Teilnehmerin zu über- oder unterfordern.

Gibt der Frauenarzt nach diesem ersten Besuch nach der Geburt die Freigabe, dann kann’s losgehen mit mamaFIT.

 

Welovefamily: Da sind deine Kurse aber eine Herausforderung für dich. Wie machst du das?

Iris: Ich muss als Trainerin die Befindlichkeiten und Besonderheiten jeder Kursteilnehmerin berücksichtigen, egal ob sie mit Babybauch kommt, das Kind in einer Trage trägt, gerade am Arm hat oder im Buggy schiebt. Meine Aufgabe ist es, für jede Kursteilnehmerin Übungen zu finden, die sie in ihrer aktuellen Situation umsetzen kann, aber dieselben Muskelgruppen anspricht. Das ist mir ganz wichtig, denn das Thema After-Baby-Body ist ein großes. Die Motivation, die alte Figur wieder zu erreichen, sich selbst wieder zu spüren und sich etwas Gutes zu tun, sind Anforderungen, die Kundinnen an mich herantragen. Das Gefühl, wieder wirklich etwas zu tun, nach der Stunde ein bisschen Muskelkater zu haben und sich diese eine Stunde auf sich konzentrieren zu können. Das Baby oder Kleinkind ist nur selten ein Teil der Stunde. Meine Stunden sind keine klassischen Baby-Turn-Stunden. Bei mir ist die Mama mit ihren Bedürfnissen, Empfindungen und Ansprüchen im Vordergrund. Und das wissen die Kursteilnehmerinnen auch zu schätzen. Die individuelle Betreuung jeder Teilnehmerin trotz einer großen Gruppe ist mir wichtig und auch mein Anspruch an mamaFIT. Viel zu oft dreht es sich sonst eh nur ums Kind. Bei mir steht die Mama im Vordergrund.

 

Welovefamily: Wie soll es mit mamaFIT weitergehen? Welche Ideen hast du noch?

Iris: mamaFIT gibt es derzeit nur in Wien, ich könnte mir aber vorstellen, noch mehr Locations zu erschließen. Da muss ich schauen, wie ich zeitlich haushalten kann und ob es möglich ist, noch mehr Kurse anzubieten. Bei einem Kursort ist mir wichtig, dass er öffentlich gut erreichbar ist, dass es Liegeflächen gibt, die betreten werden dürfen. Im Augarten z.B. dürfen fast alle Grünflächen betreten werden und das ist für einzelne Übungen, wenn wir dann auf den Picknickdecken verweilen, schon wichtig. In Schönbrunn dagegen ist das eher schwer, da ist das Betreten ja fast überall verboten. Hier heißt es dann wieder improvisieren. Dort üben wir z. B. mehr an Bänken und haben als Zuckerl die Gloriette-Bergwertung dabei. Jeder Park, jede Trainingsstätte hat so seine Gustostückerl . Egal ob das der Donaukanal, Stadtpark, Augarten oder Schönbrunn ist. Das Kurssystem mit den offenen Kursen und den flexiblen Blockkarten möchte ich auf jeden Fall beibehalten. Das ist auch etwas, das Eltern brauchen. So erspare ich mir das diskutieren, ob die Fehlstunde nicht doch noch nachgeholt werden darf etc. Die Kurskarte gilt für alle mamaFIT Kurse in Wien, egal ob mit oder ohne Baby, mit der gesamten Familie, egal an welchem Ort. Das macht es für Eltern flexibler. Und übertragen kann die Karte auch werden. Es hat nur Vorteile, und man hat obendrein die Garantie, dass man eine erfahrene Trainerin hat, die ein echter Experte auf dem Gebiet der prä- und postnatalen Fitness ist und sich flexibel auf jede Mama-Situation einstellen kann.

 

Welovefamily: Hast du an eine österreichweite Expansion gedacht?

Iris: Ja, diese Anfragen kommen immer von den Mamis aus den Bundesländern, die dann der Neid frisst, wenn es ein ähnliches Angebot bei ihnen nicht gibt. Es gibt dazu schon Ideen, aber bisher schiebe ich das Projekt noch vor mich her. Es braucht schon gut ausgebildete Trainer mit langer Erfahrung und viel Know How, die dann noch eine zusätzliche Ausbildung bei mir absolvieren. Die Ausbildung wäre nicht das Problem, viel mehr, die Leute zu finden. Ich kann dafür nicht einfach eine sportinteressierte Mama nehmen, die ein bisschen etwas vorturnt oder vorhampelt. Hinter mamaFIT steckt deutlich mehr und das ist auch mein Qualitätsanspruch, den ich beibehalten möchte.

 

Welovefamily: Wie schaffst du das alles neben deiner Familie?

Iris: „Mut zur Lücke“ ist mein Motto. Es muss nicht immer alles perfekt sein und bei den Kursen kann es das auch gar nicht. Ich habe offene Kurse, heißt, es können 4 Mütter kommen, oder 40. Da gibt es kein Limit. Das ist auch der große Vorteil am Training outdoor, dass man platzmäßig viel mehr Kapazität hat. Allerdings ist bei großen Gruppen viel Improvisation gefragt. Zu meiner Kurstätigkeit kommt noch die Betreuung der mamaFIT-Gruppe auf Facebook, die Werbung, die Benachrichtigungen über WhatsApp, die Beantwortung der Anfragen und persönlichen Fragen, etc.,… Da kommt schon einiges zusammen. Ich bin ja eine one-woman-show! Ich habe in den letzten Jahren durch meine Selbständigkeit als Personaltrainerin gelernt, mich genau auf mein Spezialgebiet zu fokussieren und zu entscheiden, welche Arbeitsaufträge, Projekte, Ausbildung, Weiterbildung oder Zusammenarbeit tut mit gut oder wo muss ich sagen: Tut mir leid, das schaffe ich einfach nicht mehr. Oder das möchte ich nicht mehr. Zusammen mit meinen Trainings habe ich auch Trageberatung im Serviceangebot und ursprünglich war der Plan, diese auch selbst anzubieten. Bis ich merkte: Das geht nicht auch noch. Dazu gibt es Profis, die sich auf diesem Gebiet toll auskennen –warum also keine Kooperationen eingehen? Das ist ganz wichtig, um sich selbst nicht zu verlieren, wobei meine Arbeitsfelder ohnehin noch bunt gemischt sind. Ich betreue immer noch meine Kunden aus dem Personaltraining und habe Lehraufträge am USI und halte Vorträge für andere Ausbildungsinstitute sowie große Firmen. Dazu noch mamaFIT, wo ich alle Einheiten und Stunden selber halte.

 

Welovefamily: Wie wichtig ist Sport in deiner Familie?

Iris: Sport spielt bei uns eine große Rolle. Wir sind gerne sportlich und leben dies auch unseren Kindern vor. Das ist überhaupt eine der wichtigsten Aufgaben, die Eltern haben: gutes Vorbild sein. Nur davon zu reden, wie wichtig Sport ist, bringt noch niemanden in Bewegung. Sich aber aufs Rad zu schwingen und gemeinsam einen Ausflug zu machen, das ist gut und wichtig. Zudem verbinden die Kinder dann positive Erlebnisse mit Bewegung. Das schweißt als Familie zusammen und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Kinder diese motorischen Erfahrungen wiederholen möchten, weil sie eben mit positiven Emotionen belegt sind. Meine Zwerge (5 und 2 ½ Jahre) fahren täglich mit Fahrrad oder Laufrad in den Kindergarten, wir sind viel an der frischen Luft und besuchen auch Bewegungskurse. Eine gute Mischung macht es aus. Meine Tochter ist auch diejenige im Kindergarten, die den anderen zeigt, wie die Übungen richtig gehen und verteilt meine alten Flyer auf der Straße. Wenn wir spazieren gehen, hat sie immer ein paar eingesteckt und schaut genau, wer für die Kurse passend wäre und verteilt die Flyer dann gezielt an Kinderwagen-, Trage- oder Babybauchmamas mit den Worten: „Schau, vielleicht interessiert dich das?“. Die Zielgruppenanalyse hat sie schon perfekt durchschaut. Mein Sohn turnt begeistert am Gitterbett und macht schon seine ersten Übungen, die er sich von mamaFIT abgeschaut hat. Auch ein Piklerdreieck, so wie bei dir im Wohnzimmer, ist ein wunderbares Turngerät, wenn es von den Kindern einmal nicht mehr bespielt wird. Aber das Vorbild der Eltern zählt, das darf man nie vergessen.

 

Welovefamily: Hast du noch einen Tipp für Mamis am Alltag, wie sie Bewegung einfach einbauen können?

Iris: Ja, eine Übung, die wirklich immer eingesetzt werden kann. Am besten sucht man sich dazu einen fixen Zeitpunkt, etwa beim Zähne putzen, beim Anstellen an der Supermarktkassa oder bei der roten Ampel. So wird die Übung langsam automatisiert. Und zwar ist diese Übung für den Beckenboden: Bei so vielen Situationen wie möglich, sollte im Beckenboden Spannung aufgebaut werden, ohne dabei die Pobacken anzuspannen. Vielleicht ist das aus Pilates bekannt. Den Beckenboden und auch den Bauchnabel nach innen und oben ziehen. Das „nach oben ziehen“ ist dabei das wichtige Detail für den Beckenboden und die Bauchspalte. So wird auch der Rücken gestärkt und damit Rückenschmerzen vorgebeugt. Ganz nebenbei bekommt man auch wieder einen flachen Bauch und eine Taille.

Welovefamily: Danke für das Gespräch, Iris!

Mehr Informationen über die Trainingsangebote findet du auf der target=“_blank“>Homepage von mamaFIT.

Weitere Videos von mamaFIT findest du auf unserem Youtube-Kanal!

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