Seit 8 Jahren – in den Schlaf begleiten

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Seit nun 8 Jahren geschieht bei uns jeden Abend dasselbe: Wir begleiten unsere Kinder in den Schlaf. „Was, das tust du noch immer? Warum denn bitte? Deine Kinder sind doch schon alt genug“. Vielleicht die Kinder, aber ich bin noch nicht so weit.

Ich erinnere mich noch, wie anstrengend es anfangs war: Clusterstillen, mehrere Stunden. Ein wichtiger Prozess für die Milchbildung, absolut natürlich und normal. Ich erinnere mich an deine unruhigen Zeiten abends, wie du hilflos geschrien hast. Der ganze Stress, deine Erlebnisse vom Tag, mussten verarbeitet werden und du hast sie sicher in meinen Armen rausgelassen. Oft fühlte ich mich hilflos, überfordert und weinte mit dir. Dich dann doch beim Schlafen zu sehen, wie friedlich du in meinen Armen gelegen bist, wie dein Körper immer schwerer wurde. Du hast alles fallen lassen. Deine Nähe und Wärme machten mich auch müde.

Ein Baby, 24 Stunden an mir und bei mir. Wunderschön. Im Arm eingeschlafen, beinahe geräuschlos habe ich dich ins Bett gelegt (daraus hätte man eine Zirkusnummer machen können), um vielleicht doch noch duschen zu können oder eine Kleinigkeit zu essen. Oder einfach mal am Sofa zu sitzen. Meine Wünsche und Bedürfnisse haben sich stark verändert. Nach stundenlangem Schunkeln und Stillen nur wenige Minuten Freiraum. Mein Traum in der Babyphase. Kaum legte ich dich ins Bettchen, hast du deine Augen geöffnet. Dein Blick traf mich als wolltest du mir sagen: Mama, wo gehst du hin? Und das Ritual begann von vorne. Das Familienbett durfte ich kaum ohne dich verlassen.

Als du älter wurdest, musste ich immer eine Hand auf deinem Brustkorb liegen haben. Du wolltest noch gestreichelt werden – die Massagen und Berührungen haben dich beruhigt, deine Atmung wurde dabei ganz flach. Irgendwann habe ich begonnen, dir erfundene Mäuschengeschichten zu erzählen – jeden Abend musste ich mir dann eine neue einfallen lassen. Du konntest nie genug davon bekommen. Oft gingen mir dann schon die Ideen aus, aber du hast darauf bestanden. Du wolltest eine Mäuschengeschichte.

Irgendwann hast du dann die Welt der Bücher entdeckt und bist aus dem Familienbett ausgezogen: Jeden Tag musste ich dir ein Buch vorlesen, du warst dabei immer eng an mich gekuschelt. Da warst du ungefähr drei Jahre alt. Und immer noch dauerte unser Ritual abends etwas länger. Es kam dann die Zeit, da hast du mir abends deine Gedanken anvertraut, du hast mir erzählt, was dich bewegt, was dich beschäftigt, was du erlebt hast. Es war schön für mich, auf diese Weise an deinem Leben teilzuhaben, denn ein Teil deines Lebens fand im Kindergarten ohne mich statt.

Und heute? Heute vertiefst du dich gerne noch in ein Buch, tauchst ein in spannende Geschichten und erinnerst mich dabei sehr an mich. Vom Lesen bekam ich nie genug, ich hatte meist noch – natürlich heimlich – eine Taschenlampe mit, um noch unter der Decke weiterzulesen. Was aber nie fehlen darf, bis heute: Dass wir noch kuscheln, ich dich streichle und Händchen halte. Ich möchte diese Zeit mit dir nicht vermissen.

Es war bei jedem Kind so und es wird auch noch so sein. Der Platz im Familienbett immer enger, das Ritual immer länger. Ein Mitgrund, warum ich froh bin, heute kein Familienbett mehr zu haben. Es gab Zeiten, da war es hart, ich war am Limit. Das gebe ich zu. Oft war ich auch genervt: Streicheln, Händchen halten, vorlesen, singen, massieren im Akkord. Jeden Abend. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Aber: keinen dieser Abende würde ich rückblickend vermissen wollen. Kein Gespräch über deinen Tag, kein Händchen halten, kein Kuscheln. Dich beim Schlafen zu sehen, wie du langsam immer müder wirst, dich wohl geborgen und sicher an mich kuschelst und dann einschläfst. Keine Nacht möchte ich vermissen, die ich dann gleich bei dir geschlafen habe, weil auch ich eingeschlafen bin. Seit 8 Jahren begleite ich dich gerne in den Schlaf und werde es noch so lange weitermachen, wie du mich bei dir haben möchtest.

Und ich kann mich jetzt schon fragen: Was mache ich dann mit meiner freien Zeit am Abend?

 

Und wie schaut euer Abend aus?

 

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