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Gestern Nachmittag wartete ich vor der Schule. Wie immer. Ich hatte noch einige Minuten Zeit und tat was? Ich starrte auf mein Handy: Zum x-ten Mal am Tag scrollte ich die Facebook-Timeline rauf und runter um zu sehen, was meine Freunde gemacht haben. Wie viele Schritte habe ich heute schon gemacht? Wie wird das Wetter morgen? Habe ich ein Mail bekommen? Was steht noch in meiner Memo? Was muss ich heute noch erledigen? Was könnte ich abends kochen? An abschalten und ein paar Minuten Ruhe genießen war nicht zu denken. Ich schüttelte den Kopf und ließ mein Smartphone in der Tasche verschwinden. Es ist absurd, ich tippe wie ferngesteuert in meinem Handy herum, obwohl ich weder etwas gesucht, noch gebraucht habe. Doch immer wieder überkommt mit der Drang bzw. die Gewohnheit, nach meinem Handy zu greifen und zu schauen, ob jemand angerufen hat oder mir eine Nachricht schickte. Ich bekam von dem Geschehen um mich herum nichts mit. Fühlt es sich so an, süchtig zu sein? Ich lief genauso wie mein Smartphone im stand-by-Betrieb immer darauf gefasst ein Piepsen zu hören und reflexartig zum Handy zu greifen.
Verpasse ich wirklich etwas?
Was, wenn meine Mutter versucht hat mich anzurufen und mir zu sagen, dass der Opa gestürzt und im Spital ist? Was, wenn mein Chef mich angerufen hätte, um ein neues Projekt mit mir zu besprechen? Was, wenn ich einen tollen Blogartikel überlegen hätte? Ohne mein Handy hatte ich ein existenzielles Problem! Da half nur noch eines: Tief einatmen, bis in den Beckenboden und der Versuchung zu widerstehen, das Handy zu zücken. Zumindest, bis wir wieder zu Hause sind.
Mama im Off-Modus – mein analoges Leben
Auf dem Weg von der Schule nach Hause haben mir meine Kinder ihren ganzen Tag erzählt. Sie plauderten munter drauf los, erzählten vom dem schwierigen Zahlenstrahl, von der Yoga-Stunde, bei der sie eingeschlafen sind, weil sie so entspannt waren, von dem Streit mit Sophie, die sie blöde Kuh geschimpft hat, von dem Mittagessen, das ihnen heute nicht geschmeckt hat. Ja, sie hatten plötzlich so viel zu erzählen und sie haben davon erzählt weil sie merkten, ich bin DA.
Ich bin wirklich DA und höre ihnen zu.
Mit ganzer Aufmerksamkeit, ohne dem Smartphone in der Hand.
Ich fühlte mich dann richtig schlecht weil ich merkte, wie oft sie meine Aufmerksamkeit mit einem elektronischen Gerät teilen müssen. Wie oft starre ich einfach nur blöd auf mein Handy aus Gewohnheit, aus Langeweile? Ich weiß, damit bin ich nicht alleine – wer sich jetzt denkt: „Pff, also wenn es schon so weit ist, dann hat man wirklich ein Problem“ der sollte selbst einmal sein Medienverhalten reflektieren. Solange ich nicht bewusst darauf geachtet habe fiel mir gar nicht auf, wie oft ich es verwende. Oder den Laptop, um nur „kurz mal was zu schauen“. Wie sollen sie jemals einen sinnvollen Umgang mit den neuen Medien lernen, wenn mein Vorbild mehr als zu wünschen übrig lässt? Ich bin kein Fan davon 24/7 für die Kinder ungeteilt da zu sein und ich glaube, es tut ihnen auch nicht gut. Kinder brauchen keine Eltern, die permanent für sie da sind und sie zum Lebensmittelpunkt machen, sondern sie brauchen Eltern, an deren Leben sie teilnehmen dürfen. Es ist auch nichts Verwerfliches auf dem Smartphone zu lesen, während sich die Kinder beschäftigen. Warum denn auch nicht? Ob ich mit einer anderen Mama tratsche oder auf dem Smartphone lese macht für mich einen Unterschied, für das Kind nicht.
Ich nehme mir Handykarenz
Wann hat diese Sucht nach der digitalen Dauer-Präsenz eigentlich begonnen? War es mit dem ersten Smartphone? Mit dem Eintritt bei Facebook? Oder war Pinterest Schuld?
Es vergeht seit Jahren kein Tag, an dem ich nicht ins WWW blicke. Jeden Tag. Das ist doch ein Wahnsinn, oder? Schon morgens weckt mich mein Smartphone-Wecker, ich checke die Termine und Aufgaben, bei Kaffee und Müsli durchstöbere ich zum ersten Mal meine Facebook-Timeline, ich kaufe Bahntickets online und checke meine Mails. In der Arbeit bin ich Dauer-Online und sitze vor dem Laptop, während Google meinen Tag srrukturiert. Per WhatsApp halte ich Kontakt zur Außenwelt und treffe mich mit meinen Freunden auf Facebook. Die digitalen Medien bestimmen meinen Alltag – das möchte ich ändern. Und sie bestimmen nicht nur meinen Alltag, sondern unser aller. Sie wurden zu einem wichtigen Teil unserer Gesellschaft, aber sie dürfen nicht wichtiger werden als das analoge Leben.
Als wir zu Hause ankamen, war die Idee geboren: Ich werde digital Fasten. Keine Nulldiät, denn Nulldiäten bringen genau nichts – egal ob beim Essen oder bei den Medien. Ich nehme mir eine Handykarenz. Echte Veränderungen werden immer nur durch sanfte Lösungen erzielt habe ich einmal gelesen und genau da setze ich an: Ich möchte jeden Tag bewusst mindestens für zwei Stunden auf alle Geräte verzichten und mich voll und ganz auf mich und meine Kinder konzentrieren. Diese ständige Erreichbarkeit hat mich zu einer Mutter gemacht, die ich nicht sei wollte. Und dabei habe ich es nicht einmal bemerkt. Immer online zu sein macht Stress und führt dazu, dass ich mich nicht mehr entspannen und konzentrieren kann. Das spüren dann auch meine Kinder.
Was werde ich also ändern?
1. Wecker kaufen statt vom Handy wecken lassen
2. Facebook-App löschen
3. Mail-App löschen
4. Profile reduzieren
5. Facebook & Co. nur noch für berufliche Zwecke einsetzen
6. Nach 20 Uhr kein Internet mehr
7. 2 Stunden keine Medien pro Tag!
Vielleicht hast du Lust, dich mir anzuschließen, wenn du dich in meinen Worten wiedergefunden hast. Dann mach mit und schreibe mir von deinen Gedanken, Erfahrungen, Tipps und Rückschlägen.
#digitalfasten #handykarenz #digitaldetox
Vorteile des Digital Detox:
Wenn du jetzt noch daran zweifelst, dann können dich diese Argumente vielleicht von einer digitalen Auszeit überzeugen:
- Platz für Neues
- Platz für Vertrautes
- Die Möglichkeit, die Welt bewusst mit allen Sinnen (wieder) zu erleben
- Keine Schritte mehr zählen, sondern sich auf seine Umgebung einzulassen
- Platz zum Abschalten und Entspannen
- Privatleben und Arbeitsplatz werden wieder voneinander getrennt
- Weniger Stress
- Entdecke dein analoges Leben wieder
- Entdecke deine Kreativität!
Schon am ersten Tag der Handykarenz passierte etwas:Ich lag im Bett und plötzlich sprudelten so viele Ideen aus mir heraus und ich kam nicht zur Ruhe. Da war es wieder, worauf ich bei meinen Kindern achte: Langeweile macht kreativ.