Mit einem Kind ändert sich alles – aber das Kind trifft keine Schuld

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Eltern geben in ihrer Rolle mehr als 100 Prozent für ihre Kinder. Sie geben 130, 150 oder sogar 200 Prozent, ohne dabei auf sich zu achten. Sie verlieren sich in  ihrer Elternrolle und nehmen ihre eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahr. Das mag für ein paar Wochen, Monate, Jahre (je nach Belastbarkeit) auch gut gehen – aber irgendwann wendet sich das Blatt und plötzlich sind die Kinder die Schuldigen, dass sich die Eltern verloren haben.

Zwischen Selbstbestimmung und Fremdbestimmung…

… liegen nur ein paar Presswehen. Und schon wird das Leben, das man einst hatte, auf den Kopf gestellt. Plötzlich gibt es einen kleinen Menschen, der über Tag-Nacht-Rhythmus, Schlafenszeiten, Essenszeiten und Duschzeiten entscheidet. Es gleicht der absoluten Selbstaufgabe, die frisch gebackene Eltern in den ersten Monaten mit ihrem Baby durchmachen, denn für die banalsten eigenen Bedürfnisse wie Beine rasieren, ein Vollbad ohne Störung oder 4 Stunden Schlaf am Stück bleibt keine Möglichkeit. Das Baby wird zum Boss und das ist auch gut. Sich um ein Baby zu kümmern, seine Bedürfnisse ernst zu nehmen und sich darauf einzulassen ist kein Job, es ist die Aufgabe der Eltern. Mit einem Kind ändert sich das Leben der Eltern – und daran hat das Kind keine Schuld! Kinder sind Kinder und möchten so angenommen werden, wie sie sind: Mit ihrem anderen Schlafverhalten, mit ihrem Nähebedürfnis, ihrem Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit, Saugen und Wärme. Statt Kinder anzunehmen wie sie sind und sich auf sie einzulassen sind Erwachsene bemüht, Kinder ihrem Leben anzupassen.

Unsere Vorstellungen schränken uns ein

Warum? Weil Kinder angeblich einschränken. Sie werden zum Problem, aber in Wirklichkeit ist es unsere Vorstellung vom Leben mit Kindern. Es stört Eltern, dass sie keine Zeit mehr für sich haben, dass der Bauch schwabbelt, dass sie keine Nacht mehr ungestört schlafen können, dass sie „keine 5 Minuten“ ohne dem Kinder unterwegs sein können, dass der Busen hängt, dass sie nicht ungestört duschen können, dass sie nicht mehr Sex haben wann sie wollen, dass die Haare ausfallen, dass sie Besenreißer haben und keinen Bikini mehr tragen können, dass sich Freundschaften ändern, dass das Beantworten einer SMS Stunden braucht und dass man immer zwei Hände zu wenig hat. Ja, ein Kind zu haben bedeutet, sich auf eine neuen Menschen einzulassen und vielleicht manches aufzugeben, was einem wichtig ist. Es ist aber auch die Chance zu hinterfragen, welche Werte die Familie hat und zu hinterfragen, was einem wirklich wichtig ist. Denn ein Kind zu haben bedeutet zunächst zu verzichten.

Doch Eltern müssen sich einer Tatsache bewusst sein: Diese Phase hält nicht 18 Jahre. Sie bekommen die Chance, schon vor dem Auszug und dem Erwachsenwerden des Kindes wieder auf sich zu schauen und sich Zeit für sich zu nehmen.

Woran liegt es, dass Eltern heute nicht „Nein“ sagen können?

An der Unsicherheit, was die Rolle als Mutter oder Vater wirklich bedeutet? Ist es die Vielfalt der Aufgaben, die man glaubt, selbst erledigen zu müssen? Ist es die Folge einer Erziehung, die auf möglichst schnelle Selbständigkeit gezielt hat und ohne Hilfe auskommen zu können? Können Eltern heute deswegen so schwer Hilfe annehmen, weil sie nicht gelernt haben, um Hilfe zu bitten? Ist es die Angst, den Erwartungen an sie nicht gerecht zu werden? Der Anspruch, perfekt sein zu wollen? Oder weil sie nie erfahren haben, dass ihre eigenen Bedürfnisse geachtet werden?

Kinder zu haben ist nicht ein Leben lang Sinn ausfüllend. Irgendwann ziehen sie aus, irgendwann werden sie unabhängig und was dann eintritt ist das „empty-nest“-Syndrom: Eine Krise, weil Eltern sich jahrelang nur mehr als Eltern und nicht mehr als Paar erlebt haben. Man weiß, wie man als Eltern funktioniert, aber nicht, wie es als Paar klappen kann. Nach so viele Jahren es vermeintlichen Zusammenlebens merkt man, dass einem am Ende nur noch die Kinder verbunden haben. Man ist planlos, was man noch miteinander anfangen soll.

Glückliche Eltern – das brauchen Kinder

Kinder brauchen keine perfekten Eltern, sondern glückliche. Und es ist bei jedem anders, was einen glücklich macht. Ob ein Mal wöchentlich zum Sport, einen Mädelsabend im Monat, der Besuch eines Fußballspiels, ein Tanzabend oder ein Vollbad mit einem Gläschen Rotwein. Wartet nicht darauf, bis ihr vielleicht wieder dafür Zeit hättet, sondern nehmt euch die Zeit!

Liebe Eltern: Seid gut zu euch und handelt so, dass ihr euch wohl fühlt. Nur dann geht es euren Kindern gut und nur dann lernen sie, ihre eigenen Grenzen zu wahren und zu respektieren.

 

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