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Es ist 4.15 Uhr. Seit 2 Stunden bin ich wach. Sie auch. Sie ist 17 Monate alt und will nicht schlafen. Wie auch in den letzten Wochen jammert sie, weint sie, spielt sie, schreit sie. Ich wechsle Bettwäsche, Pyjama, mein Shirt und für 5 Minuten in Gedanken auch mein Leben.
In 65 Minuten klingelt mein Wecker.
Irgendwas ist immer….
Ich liebe mein Kind und ich bin stolz auf sie. Was sie allerdings nicht kann, ist schlafen. Seit ihrer Geburt schläft sie schlecht und ich brauche für euch wohl nicht zu betonen, wie anstrengend und mühsam das ist. Schlafentzug ist die reinste Folter!
Aber seit ein paar Wochen wird es noch schwieriger und ich habe Angst, dass das volle Ausmaß des Schlafentzuges noch nicht erreicht ist. Mal ist sie verschnupft, dann hat sie Husten, dann Ohrenschmerzen, dann kotzt sie. Dann schmerzt ein Backenzahn, dann kommt irgendeine Phase, es ist Vollmond oder irgendein Schub. Irgendwas ist immer. Die meisten Nächte sind nicht mehr mal erträglich, sie sind einfach nur ein Horror. Es ist wie ein einzig großer Sprung ohne Pause. Meine Hoffnung: Sie ist 17 Monate. Also noch drei Sprünge, dann sollte es vorbei sein – wenn man „Oje ich wachse“ glaubt. Bitte nehmt mir nicht die Hoffnung, in dem ihr in den Kommentaren schreibt, dass es bei euch noch länger dauerte. Ich mag das jetzt nicht hören. Ich kann das jetzt nicht hören. Umarmt mich virtuell und seid mein Online-Clan, den ich jetzt gerade brauche.
Sie zu begleiten ist anstrengend, sehr anstrengend. Viel anstrengender, als ich jemals dachte.
In der ersten intensiven Zeit habe ich noch Auszeiten gesucht: Mal ein Treffen mit Freundinnen, mal einen Kaffee zwischendurch, mal ein Buch lesen oder eine Runde joggen. Einfach mal eine Auszeit und den Kopf frei kriegen vom Babygeschrei. Das tat so gut. Heute bin ich selbst dazu schon zu müde. Ich habe keine Lust, mich mit meinen Freundinnen zu treffen, meine Kraft mehr zum Laufen, Kaffee bräuchte ich intravenös und wenn ich versuche zu lese, schlafe ich nach wenigen Zeilen ein. Nichts mehr scheint zu helfen und ich habe das Gefühl: Ich drehe hier noch durch!
Und das einzige was ein wenig hilft: Stillen. Da kann Göttergatte auch nichts tun – auch, wenn er will. Sie will nur mich.
Der Tiefpunkt der Mutter-Karriere
Ich bin am Tiefpunkt meiner Mutter-Karriere angekommen und das nach nur 17 Monaten. Bis mein Kind 18 Jahre ist, liegt noch eine lange Zeit vor mir. Insgeheim führe ich schon eine Stricherlliste – so, als wäre ich im Gefängnis. Aber ja, ich fühle mich auch gefangen. Gefangen in meiner Mutterrolle. Wäre es ein normaler Job, dann würde ich kündigen und mir eingestehen: Das war nichts für mich. Aber beim eigenen Kind geht das nicht. Ich habe einen Arbeitsvertrag ohne Kündigungsmöglichkeit unterschrieben. Blicke ich dann morgens in den Spiegel, erschrecke ich: Ich bin müde, das sieht man mir an. Nein, ich bin nicht nur müde müde, ich bin abgekämpft, fertig, habe keine Kräfte mehr. Ich schaue aus wie ein Zombie. Meinen Humor habe ich auch verloren. Ich könnte heulen, so verzweifelt, erschöpft und kraftlos fühle ich mich. Schon seit langem bin ich von meiner inneren Wunschvorstellung, wie ich als Mutter gerne sein würde, entfernt. Ich bin fies, grantig, übellaunig, frustriert. Vor meinem Kind war ich frei, ich hatte ein selbstbestimmtes Leben – und sagt mir jetzt nicht, ich habe es ja so gewollt oder das ist eben so mit Kind. Ich will das nicht hören. Wir reden hier nicht nur von ein paar Wochen, wir reden schon von 17 Monaten (!!!), in denen mich mein Kind immer wieder an den Rand der Verzweiflung bringt. Immer wieder mache ich mir Vorwürfe, kämpfe mit meinem schlechten Gewissen, komme nicht zur Ruhe (egal wie erschöpft ich bin) und fühle mich wie in einem Hamsterrad. Und ich frage mich: Mache ich etwas falsch oder ist mein Kind einfach nur sehr anspruchsvoll?
Das Eltern-Mantra kann mich mal…..
„Es ist nur eine Phase, es ist nur eine Phase, es ist nur eine Phase. Und wenn es keine Phase ist, dann ist es ein Schub, ein Zahn oder Vollmond.“
Soll ich dir was sagen du liebes Eltern-Mantra? Du kannst mich mal. Du bist vielleicht in den ersten Tagen lustig, aber dann ist es vorbei. „Als Mama muss man auf seine Reserven aufpassen“ habe ich letztens gelesen und mir gedacht: Bitte welche Reserven? Ich habe keine mehr! Ich habe keine Schlafreserven angelegt – es hilft nämlich nicht, vor dem Baby um sein Leben zu schlafen. Sorry liebe Jungmütter, aber das musste jetzt mal raus. Man kann nicht im Vorfeld um sein Leben schlafen. Ich will, dass diese Phase oder was auch immer es ist, zu Ende geht. Denn ich bin schon dort. Ich habe keine Kraft mehr geduldig, empathisch und liebevoll zu sein, mein Kind zu tragen, zu schaukeln, zu halten, zu trösten, zu verstehen. Ich will einfach nur in mein Bett. Und schlafen. Und wehe es kommt dann ein Prinz, der mich wachküsst. Wage es ja nicht……
Ich liebe mein Kind ja. Es ist ein großes Geschenk. Aber niemals im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass es sooooo anstrengend sein kann. Und dass ich so fies werden kann. In diesem Sinne: Entschuldigt, ihr alle da draußen. Ihr alle, die ich verletzt habe, zu denen ich pampig war, die ich nicht zurückgerufen habe. Ich stehe neben mir – das weiß ich selbst. Ich sehne mich nach Ruhe, Auszeit, Schlafen, einer Pause und eine freien Zeit für meine Gedanken.
Und ich werde das Eltern-Mantra weiterhin wiederholen, um mich nicht ganz so alleine zu fühlen….
Hallo! Ich weiß wie du dich fühlst, mir ist es genau so gegangen, ich war auch schon ganz am Ende vor lauter Schlafentzug. Ich kann dir sehr das Buch „the no cry sleep Solution“ empfehlen. Vor allem in der Nacht abstillen hat bei uns sehr geholfen. Jetzt ist mein Kleiner 2 und schläft meistens durch. Ostheopathie kann auch nicht schaden, hat schlaftechnisch bei uns zwar nichts gebracht, aber kenne auch Fälle wos geholfen hat!
Alles Liebe