Buben sind wild und folgen nicht, Mädchen lieben rosa und sind zickig: Ticken Buben und Mädchen wirklich unterschiedlich oder sind diese Verhaltensweisen anerzogen?
Ein rosa Kinderzimmer mit Prinzessin für Mädchen, ein blaues Kinderzimmer für kleine Buben – und das im 21. Jahrhundert, in dem es schon lange keine strikte Trennung zwischen Buben- und Mädchensachen gibt/geben sollte.
Was steckt dahinter, dass fast alle Mädchen in eine Rosaphase fallen und Buben gerne Krieg spielen?
Die Evolution. Man entkommt ihr nicht: Nicht bei der Ernährung, nicht beim Tragen, nicht beim Schlafen. Männer waren schon immer darauf angewiesen, in Gefahrensituationen schnell zu entscheiden und zu handeln – das Hormon Testosteron verpasste ihnen den nötigen Kick zu diesen körperlichen Höchstleistungen.
Wusstest du, dass die Produktion des Testosterons bei Buben bereits in der 8. Schwangerschaftswoche beginnt?
Nach der Geburt ist dieser Pegel so hoch wie bei einem 2-jährigen Kind und sinkt dann um etwa 80% ab. Mit drei Jahren erleben Buben einen Hormonschub und verdoppeln ihren Testosteronspiegel – die kleinen Draufgänger haben dann weder ADHS, noch sind sie schwer erziehbar: Sie brauchen einfach mehr Bewegung und sind wilder. Frauen hingegen waren immer für die Kindererziehung zuständig und haben sich miteinander verrudelt – sie waren für den sozialen Teil der Familie verantwortlich. Ein Überbleibsel, das bis heute (leider) als selbstverständlich wahrgenommen wird.
Was brauchen Buben und Mädchen?
Unter diesen Voraussetzungen und Betrachtungen ist auch klar, was Buben und Mädchen brauchen: Buben brauchen ganz klar männliche Rollenvorbilder, denn Männer spielen anders als Frauen. Sie sind weniger vorsichtig, sie fördern den Entdeckergeist und sind in ihrem Spielverhalten wilder. Miteinander raufen, rangeln und sich austoben gehört genauso dazu wie Förderung der motorischen und sprachlichen Fähigkeiten. Buben dürfen genauso mit Puppen spielen, sie dürfen rosa anziehen und sich im Fasching auch als Eiskönigin verkleiden. Damit er allerdings nicht von anderen Kindern (oder Erwachsenen) gehänselt wird, ist es für ihn wichtig zu wissen, wann es erlaubt ist. Zu Hause ist es in Ordnung: Zeige deinem Sohn, dass du hinter ihm stehst – er darf sein, wie er sein möchte. Ein rosa Shirt oder rosa Sportschuhe? Warum nicht. Seine Gefühle und Einstellungen sind nicht falsch, nur weil sie nicht in das 08/15 – Schema der Gesellschaft passen.
Keineswegs müssen Mädchen sich nur mit Haare frisieren, Haushaltstätigkeiten und Schön-Sein à la Topmodel beschäftigen. Die Zeiten, in denen „Indianer keinen Schmerz kennen“ und Mädchen sich nicht für Technik interessieren (dürfen), sind vorbei. Mädchen dürfen genauso wild sein, müssen nicht immer artig und wohlerzogen im rosa Kleidchen mit Schleife im Haar neben einem stehen, höflich sein und sich nicht schmutzig machen. Mädchen dürfen und sollen wild sein, schreien, gatschen, toben, Fußball spielen, rangeln – mutige Frauen waren schon immer jene, die etwas bewegt haben. Mädchen sollen und müssen lernen, für sich und ihre Anliegen einzustehen und sich nicht unterordnen.
Jedes Kind soll in seiner Kindheit erfahren, dass so, wie es ist, in Ordnung ist. Es muss aber auch lernen, dass es Sätze und Wörter gibt, die verletzen können.