Spätestens mit der Geburt eines Kindes hat es auch der größte Romantiker schwer, seine Pläne umzusetzen. Auch Herr Bart hat sich immer wieder kleine Aufmerksamkeiten überlegt: er hat ein romantisches Abendessen bei Kerzenschein vorbereitet, mir ein Vollbad eingelassen oder mir eine Rückenmassage angeboten. Aber warte, da war doch noch was…..
Genau, das Baby. Genau an diesem Abend fand es nicht so leicht in den Schlaf wie an den vergangenen Tagen. Es schrie, es wachte immer wieder auf, es ließ sich nicht beruhigen und wollte ständig an die Brust. Kaum haben wir das Baby in sein Bettchen gelegt, sah es uns mit großen Augen und einem vorwurfsvollen Blick an: „Was? Du willst jetzt gehen?“ Also haben wir uns zusammen ins Bett gekuschelt, stillend. Herr Bart blieb auf seinem romantischen Abendessen sitzen und von meinem Vollbad konnte ich nur träumen.
Post-it‘s für das Liebesleben
Wir haben schnell erkannt, dass die Zeit für große romantische Vorhaben und Auszeiten erstmals auf Eis liegt. Die Angst, wir könnten uns voneinander entfernen oder nur mehr nebeneinander leben, war in unserer Beziehung nach der Geburt unseres Wunschkindes ein großes Thema. Eigentlich wollen wir unsere Liebe mit einem Kind krönen, unserer Liebe Ausdruck verleihen – zwischendurch hatten wir jedoch das Gefühl, uns voneinander zu entfernen. Während ich den ganzen Tag mit Tragen, Stillen, Beruhigen und Wickeln/Abhalten beschäftigt war, gab es für Romantik keinen Platz mehr.
Bis eines Tages an meinem Spiegel im Badezimmer eine kleine Botschaft hing. Es gibt eben so viele Möglichkeiten, einander kleine Aufmerksamkeiten zu schenken. Nach einer anstrengenden Nacht taten diese wenigen Worte auf dem Herz-Post-it so gut: „Ich denke an dich.“ Mehr habe ich an Romantik gar nicht gebraucht, um vor lauter Erschöpfung in Tränen auszubrechen. Eine große Last fiel von mir ab.
Diese kleinen Textbotschaften wurden ein fixer Bestandteil unseres Familienlebens. Seit nun 8 Jahren schreiben wir uns kleine Briefchen, aber auch eine SMS zwischendurch. Diese kleinen Zettelchen finden überall Platz und sorgen immer wieder für Überraschungen, die einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Herr Bart hat auch diese „Liebe ist…“-Comics gesammelt und versteckt auch diese immer wieder einmal, während ich auch gerne Postkarten mit Sprüchen für uns kaufe.
Der Familienbriefkasten
Aber nicht nur wir als Paar freuen uns darüber. Immer zu ihrem Geburtstag schreibe ich meinen Kindern einen Brief. Zwar stecke ich meinen Kindern immer wieder kleine Botschaften zu, die ihnen Kraft und Mut geben sollen oder sie auch einfach nur überraschen, aber so einen richtigen Brief? Das ist schon etwas Besonderes.
Es war gar nicht so einfach damit anzufangen, aber am Ende hatte ich einen langen Brief für meine Tochter geschrieben, den ich ihr an ihrem Geburtstag gegeben habe. Sie hat ihn gleich gelesen und stand wenige Minuten später mit Tränen in den Augen vor mir. „Danke Mama, so etwas Schönes habe ich noch nie gelesen.“ Ich war gerührt und mir wurde wieder bewusst, wie kraftvoll Worte sein können.
Seitdem haben wir einen Familienbriefkasten, der jeden Freitag geleert wird. Die Kinder hatten diese Idee. Jeder soll aufschreiben oder zeichnen, was ihm an diesem Tag, in dieser Woche etc. besonders gut gefallen hat oder eben nicht. Am Freitag setzen wir uns dann zusammen und lesen einander die Zettelchen vor.
Gerade in schwierigen Zeiten hat sich dieses Ritual bewährt, weil wohl jeder einmal den Blick für das Schöne verliert, wenn gerade ein Wutzwerg durch die Wohnung fegt, viel Energie und Aufmerksamkeit braucht und alles niederschreit. Aber eines bleibt dann immer: Die Erinnerung!