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Eingewöhnung in den Kindergarten – bei einem hochsensiblen Kind ist die Trennungssituation nochmals heikler. Kinder werden nicht durch äußere Einflüsse hochsensibel, sondern sie werden schon hochsensibel geboren. Das sind dann Babys, die nicht einfach überall einschlafen, die schneller weinen wenn es ihnen zu laut ist, die in der Spielgruppe nicht spielen sondern nur neben der Mama sitzen, die introvertierter wirken, mehr Nähe und Körperkontakt suchen, die immer getragen werden wollen, die sich nicht so leicht weglegen lassen, die viel schreien, die früh zu interagieren beginnen und viel beobachten, die sich in vertrauter Umgebung am wohlsten fühlen, die eine lange Fremdelphase haben und nicht gerne bei Fremden am Arm sind, die nur schwer in den Schlaf finden.
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Das hochsensible Kleinkind
Als Kleinkinder sind sie oft wie die „Prinzessin auf der Erbse“, sie sind in-sich-gekehrter, trauen sich weniger zu, mäkelig beim Essen, bewegen sich vorsichtig, protestieren lautstark bei alltäglichen Situationen wie dem Haarekämmen oder Nägelschneiden, sind keine Gruppenmenschen, spielen lieber alleine, bauen nur zwei oder drei tiefe Freundschaften auf, brauchen Zeit, um in einer neuen Umgebung warm zu werden und sich an fremde Menschen zu gewöhnen, reagieren ausgesprochen emotional wenn sie sich verletzen, raufen und kämpfen nicht gerne, haben Angst vor Geschwindigkeit, wollen schon früh alles alleine machen und sind entsprechend frustriert, wenn es nicht klappt, mögen keine Unordnung und auch keine Überraschungen, haben intensive Träume, haben eine blühende Phantasie und sind sehr sprachgewandt und redseelig, erschrecken leicht, ertragen keine lauten Geräusche oder grelles Licht, fühlen sich in reizüberfluteten Umgebungen nicht wohl und wirken abweisend, haben Probleme beim Sauber werden und kommen mit der Schnelllebigkeit der Welt nicht zurecht. Die Trennung von den Bezugspersonen fällt ihnen ebenso schwer, wie sich auf eine neue Situation einzulassen.
Keine günstige Bedingung für eine Eingewöhnung in den Kindergarten.
Ist Hochsensibilität eine Krankheit?
Nein. Hochsensibilität ist keine Krankheit. Hochsensible Menschen haben ein empfindlicheres Nervensystem als nicht-hochsensible Kinder. Jene Filter, die die Kinder sonst vor zu viel Reizen schützen, sind bei hochsensiblen Menschen weniger ausgeprägt.
Hochsensible Menschen spüren mehr. Fühlen mehr. Alles ist intensiver.
Aber sie spüren auch mehr. Fühlen mehr. Alles ist intensiver.
Hochsensibel zu sein ist Fluch und Segen zugleich.
Hochsensible Menschen sind emotional und sensorisch leichter erregbar und haben so ein tiefergehendes und reichhaltigeres Gefühlsleben. Ihre Hochbegabung – wenn man es so sagen möchte – liegt im emotionalen Bereich. In einigen Bereichen erinnert das Verhalten hochsensibler Kinder an ADHS oder Autismus – die Fähigkeiten und die Verhaltensweisen unterscheiden sich deutlich. Autisten tun sich schwer damit, das Verhalten eines anderen Menschen richtig zu interpretieren. Hochsensiblen Menschen fällt es aber leicht, andere einzuschätzen. ADHS-ler haben mit der Konzentration Schwierigkeiten, während hochsensible Kinder leicht in den Flow kommen und ganz bei sich sind.
Eingewöhnung in den Kindergarten
Immer wieder liest man, wie wichtig der Kindergarten für Kinder ist: Der Kontakt zu anderen Kindern, der Kontakt zu Gleichaltrigen Kindern, Kinder brauchen, Kinder müssen, Kinder sollen. Für hochsensible Kinder ist das gar nicht so einfach. Die Eingewöhnung in den Kindergarten kann für ein hochsensibles Kind eines bedeuten: zu fremd, zu laut, zu viel.
Hochsensible Kinder brauchen eine auf sie angepasste Umgebung und einfühlsame Bezugspersonen. Die Eingewöhnung in den Kindergarten stellt sie hier vor eine große Herausforderung. Sie brauchen Menschen, die sie in keine Form pressen wollen, sondern Menschen, die ihre Besonderheit schützen, die sie sehen und annehmen als das, was sie sind: empfindsam. Und nicht empfindlich. Sie merken schnell, ob sie ernst genommen werden, ob ihre Gefühle wahrgenommen werden oder welche Erwartungen an sie gestellt werden. Eltern und Betreuer müssen lernen, auf die Bedürfnisse und Empfindungen des Kindes einzugehen, sie zu berücksichtigen und angemessen auf sie zu reagieren. Ruhe bewahren und achtsam sein – das ist es, was ein hochsensibles Kind braucht.
So ist es auch bei der Eingewöhnung in den Kindergarten: Das hochsensible Kind braucht Bezugspersonen, die seine Besonderheit mittragen und darauf eingehen. So kann es durchaus von Vorteil sein, wenn Eltern schon im Vorgespräch auf diese besondere Gabe hinweisen, denn vielen Personen ist es nicht bewusst, dass manche Kinder sich introvertiert verhalten oder lieber alleine spielen, weil sie mit der Gruppensituation sonst überfordert wären. Statt das Kind nun zu zwingen im Morgenkreis dabeizusitzen, können andere Wege gefunden werden – das geht aber nur, wenn alle miteingebunden werden und das Kind so annehmen, wie es ist. Es ist also wichtig, Aufklärung zu betreiben und gut mit den PädagogInnen zu kooperieren, damit der Übergang für das Kind bestmöglich wird. Die Eingewöhnung in den Kindergarten muss sehr behutsam und an die Bedürfnisse des Kindes ablaufen.
Hochsensible Kinder müssen nicht abgehärtet werden
Braucht das Kind noch Zeit, um sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen? Dann sollten Eltern und PädagoInnen dem Kind Zeit geben, statt an einem starren Plan für die Eingewöhnung in den Kindergarten festzuhalten. Pläne und Anleitungen können immer nur Empfehlungen sein, weil sie das Wesen und den Charakter des Kindes nicht berücksichtigen. So ist es bei hochsensiblen Kindern nichts Ungewöhnliches, dass die Eingewöhnung in den Kindergarten länger dauert, mehr Zeit in Anspruch nimmt, mehr Tränen fließen und das Nervenkostüm von Eltern und Kindern mehr auf die Probe gestellt wird. Sie machen immer nur einen kleinen Schritt nach dem anderen – da kann sich die Eingewöhnung schon in die Länge ziehen und der Druck wächst, denn schließlich soll/muss ein pädagogisches Programm „abgearbeitet“ werden. Es ist in der Tat keine einfache Aufgabe, bei 25 Kindern auf ein hochsensibles Kind noch besonders einzugehen. So schaffen zwar viele hochsensible Kinder die Eingewöhnung in den Kindergarten, es fließen keine Tränen mehr und alle sind glücklich, es endlich geschafft zu haben – aber oft sind hochsensible Kinder wahre Anpassungskünstler, die sich dann mit einer Situation arrangieren, sich dabei aber nicht wohlfühlen. Sie sind nicht im Gleichgewicht und kehren diesen Zwiespalt zu Hause nach außen: Nachmittags sind sie anstrengender, weinerlicher, erschöpft, müde, sie nässen nachts ein, sie essen schlecht, sind aggressiv und wütend.
Hochsensible Kinder müssen nicht abgehärtet werden, sie müssen da auch nicht durch und schon gar nicht auf sich allein gestellt sein. Sie brauchen eine liebevolle Umgebung und Menschen, die mit ihrer Besonderheit umgehen können. Darauf sollte auch bei der Eingewöhnung Rücksicht genommen werden.
Tipps für die Wahl eines Kindergartens für hochsensible Kinder
Die Wahl des richtigen Kindergartens ist für hochsensible Kinder besonders wichtig. Vor allem dann, wenn ihre Besonderheit geschützt werden soll. Worauf du bei der Auswahl eines Kindergartens für dein hochsensibles Kind achten kannst, verraten wir dir hier:
- Ist dein Kind schon reif für den Kindergarten?
- Gibt es eine Alternative zum gewöhnlichen Kindergarten? Waldorf, Montessori, eine Kindergruppe, eine Tagesmutter oder die Großeltern?
- Achte auf eine kleine Gruppengröße
- Was ist deinem Kind wichtig? Braucht es eine reizarme und leise Umgebung? Dann schau, ob der Kindergarten das bieten kann.
- Nehmt unbedingt einen Schnuppervormittag wahr.
- Hochsensible Kinder sind oft naturverbunden: Gibt es einen Garten oder regelmäßig Ausflüge in den Wald? Werden die Kinder viel Zeit in der Natur verbringen?
- Wie ist der Betreuungsschlüssel?
- Gibt es eine fixe Bezugsperson oder wird oft gewechselt?
- Wie reagieren die Pädagogen darauf, dass dein Kind hochsensibel ist? Sprich sie darauf an!
- Wie wird die Eingewöhnung gestaltet und welchen Plan B gibt es, wenn das besagte Modell nicht funktioniert?
- Wie geht es deinem Kind damit?
Und welche Erfahrungen hast du bei der Eingewöhnung in den Kindergarten gemacht?