Trösten bedeutet, da zu sein

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Wenn Kinder stürzen oder sich verletzten, dann reagieren viele Erwachsene mit Beschwichtigung und sagen Sätze wie „Ach, ist doch nicht so schlimm. Ist ja alles gut“ oder sie versuchen das Kind abzulenken. Erst gestern habe ich ähnliches im Park erlebt, als ein Kind mit seinem Fahrrad stürzte und sich danach ans Knie griff, das ihm anscheinend weh tat. Die Mutter des Kindes lief zu ihm und meinte: „Da brauchst du doch nicht weinen, ist ja nichts passiert. Das ist ja gar nicht schlimm.“

Doch: Für das Kind ist es in diesem Moment schlimm, weil sonst würde es nicht weinen. Dieser Satz hilft also niemandem, sondern führt eher dazu, dass Kinder ihrem Körpergefühl nicht mehr vertrauen. Warum? Weil Kinder das, was Erwachsene sagen, nie in Frage stellen würden. Sie denken sich nicht, dass der Erwachsene es nicht weiß, sondern sie glauben, dass ihre Gefühle nicht richtig sind.

So wie diese Mutter reagierte, reagieren viele Eltern und es ist auch verständlich, weil sie ihr Kind trösten wollen.

Aber: Ein Kind zu trösten bedeutet nicht, es vom Schmerz abzulenken oder ihn kleinzureden, sondern das Kind zu begleiten und bei ihm zu sein, wenn es Schmerzen hat.

Das beginnt schon beim Baby: Auch hier glauben viele Eltern, dass das Baby sie manipulieren möchte.

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Wenn Babys weinen

Eltern tragen die große Angst in sich, sie könnten ihr Baby verwöhnen – vor allem dann, wenn Eltern prompt, schnell und angemessen auf die Bedürfnisse ihres Babys reagieren und es nach Bedarf stillen, im Familienbett schlafen lassen und es viel tragen. Schnell werden dann Warnungen laut, dass das Baby so verwöhnt werden würde und seinen Eltern auf der Nase herumtanzen wird. „Lass es mal doch schreien, das kräftigt die Lungen“ ist dann ein noch immer sehr beliebter Ratschlag, den viele Eltern zu hören bekommen. Warum du dein Baby nicht schreien lassen solltest, lies bitte hier nach:

https://www.welovefamily.at/interview-mit-dr-renz-polster-das-passiert-wenn-du-dein-baby-schreien-laesst/

Babys können nicht manipulieren

Heute weiß man aber, dass Babys ihre Eltern nicht manipulieren können, denn das Bewusstsein, durch die eigenen Handlungen eine Reaktion beim Anderen auszulösen, entwickelt sich erst im Laufe des ersten Lebensjahres. Damit ein Baby seine Eltern manipulieren könnte, müsste es empathisch sein – Empathie entwickelt sich erst im Altern von etwa drei bis fünf Jahren. Wenn Babys weinen, dann ist das wie ein Notruf des Kindes und die einzige Möglichkeit, sich mitzuteilen. Das hat nichts mit Verwöhnen zu tun. Durch das Schreien macht ein Baby auf seine Bedürfnisse aufmerksam – wobei das Schreien die letzte Stufe ist: Schon davor setzt ein Baby viele Signale, was es braucht. Erst wenn diese nicht wahrgenommen und befriedigt werden, schreit das Baby, um seinen Bedürfnissen Nachdruck zu verleihen. Babys, die oft und/oder lange alleine schreien müssen, werden frustriert, sie lernen nicht mit Stress umzugehen und empfinden dabei Schmerzen – das wurde bereits nachgewiesen. Stattdessen zeigte eine Studie der Brown University in Rhode Islands die Vorteile für das Baby, wenn seine Bedürfnisse prompt erfüllt werden: Diese Babys sind sicher gebunden, sprachlich und intellektuell besser entwickelt, feinfühliger und weinten auch weniger als andere Babys.

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Trösten bedeutet, da zu sein

Wenn dein Kind weint, weil es sich verletzt hat, dann sei für dein Kind da. Verzichte darauf seinen Schmerz zu leugnen oder dein Kind abzulenken. Nimm es in den Arm und sag ihm, dass du es halten wirst, bis es ihm besser geht. Streichle ihm über die verletzte Stelle und zeige ihm, dass du da bist. Zuwendung ist der beste Begleiter für die Schmerzlinderung.

Lass dein Kind weinen

Ich meine nicht damit, dass du dich nicht um dein Kind kümmern sollst oder es alleine weinen soll bzw. seinen Gefühlen alleine ausgeliefert ist. Ich meine damit, dass du deinem Kind sagt, dass es völlig in Ordnung ist, wenn es weint. Weinen tut gut – es reinigt die Seele und hilft deinem Kind dabei, sich zu beruhigen. Es fühlt sich angenommen, behütet und beschützt. Das gilt auch für Buben.

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Auch Buben tut Trost gut

Besonders Buben hören oft Sätze wie „Sei doch kein Weichei“ oder „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ – vergiss diese Sätze bitte. Buben spüren genauso Schmerzen und wollen gehalten und angenommen werden. Nur wenn Buben im Kindesalter ihre Gefühle zeigen können, dann trauen sie sich das auch als Erwachsene.

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