Was Babys können

Was Babys können
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Was Babys können. Werdende Eltern haben bestimmte Vorstellungen davon, wie es mit ihrem Baby sein wird. Sie denken darüber nach, wo das Kind schlafen wird, ob sie lieber einen Kinderwagen oder eine Trage verwenden, sie überlegen sich, ob sie stillen oder lieber mit der Flasche füttern. Doch schauen wir einmal darauf, was Babys können. Das ist mehr, als du denkst.

Über unsere Vorstellungen

Wir alle tragen Erwartungen in uns, wie wir das Leben mit unserem Baby gestalten wollen – diese Erwartungen und Vorstellungen sind eine Summe aus eigenen Erfahrungen aus der Kindheit, Erfahrungen, die wir in unserem Unterbewussten abgespeichert haben, es sind Beobachtungen aus unserem Umfeld, wenn wir andere Eltern dabei im Umgang mit ihren Babys ansehen und es ist Wissen aus Büchern, dem Internet und der Werbung. Man denke nur an die Industrie, die zwar für sechs Monate stillen plädiert, aber nachher die Flasche anpreist als beste Möglichkeit – viele Eltern denken an, dass sie nach sechs Monaten abstillen müssen, damit ihr Baby noch bestmöglich ernährt wird. Dabei stimmt es gar nicht: Über die Muttermilch bekommt dein Baby auch dann noch alles, was es braucht. Es muss nicht zwingend die Flasche verwendet werden, wenn es nicht sein muss. Das ist aber nur ein Beispiel von vielen.

Was Babys erwarten

Bei allen Überlegungen, Erwartungen und Vorstellungen vergessen wieder ab eines: Wir vergessen dabei, wer dieser kleine Mensch ist, der in unsere Welt geboren wird und wir vergessen, was Babys können. Auch ein Baby kommt mit bestimmten Erwartungen auf die Welt – diese Erwartungen sind genetisch in ihm festgelegt. Es erwartet Nähe, Zuwendung, Sicherheit beim Schlafen, es erwartet saugen zu können, um satt zu werden und sich zu beruhigen. Es kommt nicht mit dem Wissen auf die Welt, dass es hier in einer sicheren Umgebung ist, dass ihm nichts passieren kann – stattdessen sind seine Triebe auf Überleben ausgelegt. Es sind unsere Erwartungen, die uns im Wege stehen. Wir haben ein Bild vom Baby, das es massiv unterschätzt, aber auch massiv überschätzt und die Erwartungen passen in beide Richtungen nicht: Wir glauben, dass es Baby noch nicht weiß, wieviel es schlafen muss oder wieviel Schlaf es braucht (unterschätzen), andererseits erwarten wir, dass es sich mit fünf Monaten alleine beruhigen kann oder wir glauben, dass sein Weinen manipulativ ist, weil es seine Eltern erpressen möchte (überschätzt). Dabei sind Kinder die ehrlichsten Wesen: Sie können nicht planvoll handeln und sie können auch nicht lügen  – sie können uns aber zeigen, was sie brauchen. Und sie erwarten, dass wir ihre Bedürfnisse als das sehen, was sie sind: Bedürfnisse, die gestillt werden wollen. Ohne einen manipulativen Hintergedanken. Was Babys können ist erstaunlich – wir müssen uns nur darauf einlassen.

Was du von deinem Baby erwarten kannst

In unserer Gesellschaft sind wir gewöhnt darauf zu schauen, was das Baby noch nicht kann. Dabei sind unsere Babys kompetente Persönlichkeiten – wir müssen nur lernen, genau hinzusehen und ihre Signale zu verstehen. Babys sind kompetent – ihre Kompetenzen sind nur anders, als wir es erwarten. Ja, ein Baby ist hilfsbedürftig und kann ohne einen Erwachsenen, der sich um seine Bedürfnisse kümmert, nicht überleben. Doch Eltern tragen nicht für alles die Verantwortung. Wir können unseren Babys vertrauen, dass sie wissen, was sie brauchen. Sie wissen wann sie hungrig sind, wann sie müde sind und schlafen wollen, wann sie Nähe brauchen und wann sie mal müssen. Das alles können wir unseren Babys zutrauen und darauf vertrauen, dass sie uns mitteilen, was sie brauchen. Sie teilen sich mit, weil sie Beziehungen brauchen und Bindungen eingehen müssen, um zu überleben. Ein Baby kann gar nicht anders, als sich zu binden. Doch oft sind es wir Erwachsene, die glauben, unseren Babys zeigen zu müssen, was sie brauchen: Wir glauben zu wissen, wann sie was brauchen, wann sie trinken sollen, wann sie schlafen sollen und oft ignorieren wir ihr Weinen, weil wir glauben, sie wollen uns damit nur ärgern und wüssten noch gar nicht, was sie brauchen. Dabei kann ein Baby von Geburt an die Verantwortung dafür übernehmen, wieviel Hunger es hat, wann es trinken möchte, wann es müde ist, wie und wie lange es schlafen möchte. Für Eltern ist es eine große Entlastung, dass nicht sie für alles verantwortlich sind, sondern den Fähigkeiten des Babys vertrauen können. Unsere Babys sind kompetent. Es gibt vieles, was Babys können – wir müssen es ihnen nur zutrauen.

Beispiel: Das Thema Schlaf

Schlafen ist bei den meisten Eltern ein großes Thema. Warum? Weil sie es zu einem großen Thema machen. Sie fühlen sich dafür verantwortlich, dass das Baby schläft und auch, wie lange es schläft. Das führt natürlich zu einer kollateralen Überforderung, weil  niemand für einen anderen Menschen schlafen kann. Was Eltern aber anbieten können ist folgendes: Rahmenbedingungen. Wenn sie merken, dass das Baby müde ist, dann können sie ihm Nähe geben, es stillen oder die Flasche geben, etwas zum Saugen anbieten, es in den Schlaf begleiten, es tragen. Wie lange, wann und wo das Baby aber schläft, entscheidet es alleine. Von Geburt an. Es liegt nicht in unserer Macht, wann das Baby einschläft und wenn es sich doch nur ankuschelt und sich eine Ruhephase gönnt, dann bin ich nicht gescheitert als Elternteil. Es ist nicht meine Verantwortung. Ein Baby schläft, wenn es müde ist. Mehr muss ich nicht tun und damit nehme ich aber viel Druck aus einem Thema, das sonst die Familiensituation belastet.

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Tipps für einen einfachen Alltag mit dem Baby

Wenn wir uns darauf verlassen, was unser Baby braucht, dann wird auch unser Alltag leichter. Wenn wir uns an unserem Baby orientieren statt an festen Zeiten, an Schlafenszeiten und Schlaftipps, an Beikostempfehlungen, an Erziehungsmythen wie dem Verwöhnen oder dem Familienbett, dann klappt es im viel leichter. Das Baby ist der Experte für sich und du der Experte für dein Baby. Wir dürfen uns darauf verlassen, dass unsere Babys wissen, was sie brauchen. Das bringt das evolutionäre Erbe mit sich. Dieses Erbe macht die Kinder fit fürs Leben und dieses Erbe tragen alle Babys in sich. Bis heute.

Was Babys können

Wenn ein Baby geboren wird, dann kommt es mit allerhand Fähigkeiten zur Welt. Es kann z.B. ohne Hilfe nach der Geburt stillen. Ohne Hilfe findest es die Brust und kann sogar selbständig hinrobben. Ganz intuitiv. Es kann auch gleich Mama und Papa unterscheiden und es hat sogar schon eine Lieblingsserie. Klingt nun verrückt? Ist es aber nicht. Eine Studie hat gezeigt, dass die Titelmelodie der Lieblingsserie der Mutter das Baby nach der Geburt ruhiger werden lässt und dass der Herzschlag runtergeht. Seinem Kind während der Schwangerschaft vorzusingen macht also durchaus Sinn, denn das Baby erkennt die Melodie wieder. Teilweise können sich Babys nach der Geburt auch schon selbst beruhigen – nicht alle, weil das davon abhängt, wie ausgeprägt die Selbstregulationsfähigkeit ist. Bei manchen Kindern fällt diese stärker aus, bei anderen schwächer. Es ist erstaunlich, was Babys können.

Kompetenzen haben Grenzen

Doch Kompetenzen haben ihre Grenzen. So z.B.  beim Schlafen. Wir erwarten, dass unsere Kinder in ihrem eigenen Bettchen am besten 12 Stunden durchschlafen. Das wäre so die Traumvorstellung, die dann dazu führt, dass man von anderen Eltern beneidet wird und gefragt wird, wie man das denn gemacht hat. Fakt ist aber: Ein Baby kann nicht länger am Stück schlafen, als es für es gut ist. Artgerecht zu schlafen bedeutet eben auch, dass das Kind leichter schläft, dass es mehrmals nachts aufwacht und so in keinen gefährlichen Tiefschlaf fällt. Besonders die Tiefschlafphase ist für Babys gefährlich – dort kommen sie hin, wenn es um sie herum völlig ruhig ist. Man kann jetzt aber nicht sagen, dass das Baby entschieden hat, dass es lieber im eigenen Bett im eigenen Zimmer schlafen möchte, weil es dort besser schläft. Diese Verantwortung kann das Baby noch nicht übernehmen. Es kann sich nicht aussuchen, wo es schlafen möchte.

Natürlich können die Fähigkeiten und Kompetenzen des Kindes auch gestört sein: Wenn ein Kind z.B. voll und nach Bedarf gestillt wird, dann stimmt etwas nicht und dann ist es wichtig, dass wir die Verantwortung übernehmen. Doch trauen wir unseren Babys einfach einmal mehr zu und machen wir uns so das Leben leichter und geben wir ihnen nicht die Verantwortung für Dinge, die sie einfach noch nicht können. Es würde Eltern viel Stress nehmen, wenn sie ihr Baby nicht unterschätzen und ihm in seinen Kompetenzen vertrauen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass gestillte Bedürfnisse von selbst wieder verschwinden.

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