Wenn zwei sich anzicken…..
dann freut sich nicht der Dritte, sondern dann kann ich mich nur wundern. Da postet ein Promi A ein Foto seines Babybauches wenige Wochen nach der Geburt und ich blicke (nicht wirklich neidisch) darauf und denke mir: Bei mir ist es nun 156 Wochen her und ich bin weit von diesem Ergebnis entfernt.
Diese Fotos lösen nicht immer nur Begeisterungsstürme aus, sondern auch Druck. Ob darüber jemand nachdenkt? Mir ist ja auch klar, woher die Unterschiede von meinem zu ihrem Bauch kommen: Ich mag kein Bauchmuskeltraining (da kommen wir der Sache schon näher) und ich mag meinen Bauch, so wie er ist. Ich kann mich über das ein oder andere lieb gewonnene Kilo tatsächlich freuen, weil es mich immer wieder daran erinnert, welche Hochleistung mein Körper drei Mal vollbracht hat. Verbesserungsbedarf würde auch ich immer finden, aber hey, wir sind Frauen, das gehört ja schon dazu. (Wer übrigens das Interview mit Dr. Iris Floimayr-Dichtl gelesen hat weiß, warum es auch nicht unbedingt gesund ist, so früh wieder die Bauchmuskeln in Angriff zu nehmen – das nur mal so am Rande erwähnt). Doch warum hat man das Gefühl, dass bei Promis die Rückbildung irgendwie immer schneller geht und nachher keine Fettpölsterchen da sind? In allen Elterngruppen, die ich besucht habe, dauerte es schon ein paar Wochen länger. Haben die andere Gene? Nein. Auch bei Promis dauert die Schwangerschaft 40 Wochen, in der sich der Körper verändert und sich den neuen Umständen anpasst. Die riesen Babykugel war auch nicht innerhalb von wenigen Wochen da, sondern hat sich langsam entwickelt. So ist es dann auch bei der Rückbildung: Der Körper braucht Zeit und manches rutscht nicht mehr an den Platz, an dem es vorher war.
Das tückische daran ist, dass nur wenige andere Frauen so ausführlichen über ihre Rückbildung berichten wie Promis – man bekommt es einfach weniger mit. Bitte versteht mich nicht falsch: Es ist gut, dass wir alle mit unserem Körper zufrieden sind – wie er dabei ausschauen soll, sieht jeder selbst. Wenn aber eine Frau noch Kurven hat, dann kann sie diese genauso zeigen, wie wenn sie schon wieder top in Form ist. Da gibt es kein besser und schlechter. Es ist nicht verwerfliches dran, seinen Körper nach der Geburt zu zeigen und stolz zu sein, wenn er wieder in Form ist (und auch, wenn er noch nicht perfekt ist).
Viele Promis fangen schon früh an, ihren Körper wieder zu formen – während die einen Mütter also ihre Zeit mit Ernährungsberatern, Personal Trainern, Nannys und mehreren Stunden Sport pro Tag verbringen (allein dieser Gedanke schreckt mich ab), hat mir dazu einfach die Zeit gefehlt und auch die Lust, nach schlaflosen Nächten. Mir fehlten der Biss, der Nerv und auch der gesellschaftliche Druck, schnell wieder in Form zu kommen. Dafür bin ich dankbar, sehr. Ich habe nie zu den Müttern gehört, die sich da Stress gemacht haben – dennoch war ich stolz, wenn ich wieder in meine alten Hosen passte. Ist ja auch ein schönes Gefühl, keine Frage. Ich habe mich aber auch darüber gefreut, meine Füße zu sehen und meine Beine wieder alleine rasieren zu können, die Schuhe alleine zu binden und fast schon elegant in eine Hose zu gleiten. Es war aber kein Ziel, einen perfekten After-Baby-Body der Welt (oder zumindest der Fangemeinde) zu präsentieren. Oder es zu müssen, weil ja schon eine ganze Fangemeinde an der kompletten Schwangerschaft und Geburt teilhaben konnte. Damit verdiene ich nicht mein Geld und ich bin froh, einfach so sein zu dürfen, wie ich bin. Mein Wunsch war immer, dass ich mich in meinem Körper wohl fühle. Das habe ich auch geschafft und darauf bin ich stolz.
Was mich von ihnen unterscheidet
Ich habe nicht den Druck eines Promis, der in der Öffentlichkeit steht und dessen Leben unter (auch gewollter) Dauerbeobachtung steht. Wenn ich einmal mit fettigen Haaren, ungeschminkt und in der Jogginghose vor die Türe trete, dann schreit nicht ein ganzer Fanclub auf und fragt: „Waaaaaas? So traust du dich auf die Straße?“ Nein, mich fragt maximal der Postler ob ich krank bin oder – das war kurz nach Minimis Geburt – ob ich eine anstrengende Nacht hinter mir hatte. Ich mag unseren empathischen Postler, der auf den Geburtstermin ebenso hin fieberte wie ich.
Als wäre dieses Foto nicht genug Selbstdarstellung und Auslöser einer „Wow, super, schaut toll aus“-Welle, kommt dann noch Promi B und postet ein Foto mit einem noch besseren Babybauch. Elternbashing per excellence und völlig überflüssig. Wer also über das erste (wirklich schon ansehnliche) Foto frustriert war und die Tafel Schokolade mit dem festen Vorsatz nur ein Stück zu essen vor lauter „Ich-schaff-das-nie“-Selbstmitleid angebrochen hat, der denkt sich nun: „Ach scheiß drauf. Da kann ich auch gleich die ganze Tafel essen.“
Quo vadis Vorbilder?
Ich frage mich dann immer: Haben wir Frauen das nötig? Dieses ständige vergleichen und schauen, wer besser ist? Diesen Druck, schnell wieder abzunehmen? Am besten noch vorgestern wieder eine Topfigur zu haben? Wer es richtiger macht? Und vor allem: Was haben wir davon? 5 Minuten Ruhm und das Gefühl, bewundert zu werden? In diesem Fall ging der Schuss ja (zum Glück) nach hinten los.
Was die (Mütter-)Welt braucht sind Frauen, die zu ihrem Körper stehen, wie Kate Middleton, die sich am Tag nach der Geburt mit dem typischen Bäuchlein in der Öffentlichkeit zeigte. Das Raunen konnte man richtig hören: Kriegt die noch ein Baby? Nein, so schaut ein Körper nach der Geburt aus. Dieses Bild ist so aus unseren Köpfen verschwunden, denn entweder hüllt sich Frau in möglichst weite Kleidung um von Problemzonen abzulenken, oder sie verkriecht sich ohnehin noch zu Hause. Das hat Promi A ohnehin nicht gemacht, sondern zeigte ihren Körper nach der Geburt auch selbstbewusst – und war dabei unglaublich schön. Ein Frauenkörper nach der Geburt ist für mich ästhetisch und schön – wer also etwas zeigen will, der sollte mit solchen Bildern für ein Umdenken und ein Bewusstsein eintreten, statt straffe „After-Baby-Body“-Fotos zu posten, nur für ein paar Likes. (Auch, wenn sie ab und an auch gut tun können – doch was wäre passiert, hätte es da keine Likes gegeben?)
Frauen, steht zu eurem Körper, fühlt euch mit euren Kurven und Rundungen wohl und hört auf, irgendeinem Schönheitsideal nachzujagen, nur, weil es sich so gehört. So wie du bist, so bist du gut.