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Den meisten Eltern ist nicht bewusst, mit welcher Wucht ihr Kind bei einem Unfall durch das Auto geschleudert wird. Schon bei einem Aufprall von 30 km/h werden so gewaltige Kräfte frei, dass sich auch Erwachsene nicht mehr abstützen oder festhalten können. Da der Kopf eines Kindes im Verhältnis zum Rest des Körpers relativ groß ist, werden nicht angeschnallte Kinder bei Unfällen meist mit dem Kopf voran durchs Auto geschleudert.
Die im Fahrzeug serienmäßig installierten Erwachsenengurte sind ohne zusätzliche Schutzeinrichtungen für Kinder nicht geeignet, weshalb es in Österreich und Deutschland bereits seit vielen Jahren eine Kindersitzpflicht gibt. Bei einem Unfall würde das Kind unter dem Gurt durchrutschen und wäre nicht gesichert. Es reicht auch nicht aus, ein Kind auf dem Schoß oder im Arm zu halten, da die Kräfte, die beim plötzlichen, harten Bremsen entstehen, die eines Erwachsenen, bei weitem übersteigen. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder im jeweils richtigen, d.h. dem Alter, der Größe und dem Gewicht entsprechenden Kindersitz untergebracht sind.
Schnall dich auch selbst an — achte auf deine Vorbildwirkung!
Worauf soll man beim Kauf eines Kindersitzes achten?
- Der Sitz (bzw. das System) soll dem Alter und Gewicht deines Kindes entsprechen.
- Achte darauf, dass der Sitz getestet ist und die ECE 44/03-Norm erfüllt. Diese gilt seit September 1995 und ist an den ersten beiden Ziffern der Genehmigungsnummer zu erkennen.
- Schau darauf, dass der Sitz für deinen Wagen geeignet ist, denn nicht alle Sitze passen in jedes Auto.
- Der Einbau sowie der Ein- und Ausstieg sollten unproblematisch sein, das spart Ärger und Nerven.
- Der Sitz soll vom Kind konsequent benutzt werden – auch auf noch so kurzen Strecken.
Welches System für welches Alter?
Es gibt — je nach dem Gewicht des Kindes – fünf Gruppen von Kindersitzen:
Schutz für das Baby (Gruppe 0: bis 10 kg/Gruppe 0+: bis 13 kg)
In einer Wippe oder einer einfachen Tragetasche ist das Baby bei einem Unfall nicht geschützt. Der richtige Begleiter für eine sichere Beförderung des Babys im Auto ist eine so genannte Babyschale oder Autowiege, die sowohl auf dem Rücksitz als auch auf dem Beifahrersitz – mit Blickkontakt zum Fahrer – installiert werden kann. Die Autowiege wird entweder mit einem speziellen Gurt oder mit dem üblichen Autogurt (Dreipunktgurt) befestigt. Über die Wiege kann ein Sicherheitsnetz gespannt werden, damit das Baby nicht herausgeschleudert werden kann. Das Baby sollte mit dem Kopf zur Wagenmitte liegen, um den Kopf bei Seitenauffahrunfällen so gut wie möglich zu schützen.
Rückwärts gerichtete Systeme dürfen nicht in Verbindung mit einem Airbag auf der Beifahrerseite verwendet werden, hier muss der Rücksitz verwendet werden; ebenfalls mit dem Rücken zur Fahrtrichtung.
Anschnallzeit
Achte darauf, dass ein Baby, das noch nicht selbständig sitzen kann, nicht mehr als 30 Minuten in einem Babystuhl sitzen sollte. Fährt es nicht täglich im Auto, sind einzelne längere Fahrten möglich, allerdings mit regelmäßigen Pausen.
Schutz für Kleinkinder (Gruppe I: 9 bis 18 kg)
Kleinkinder sind als Auto-Fahrgäste in so genannten Schalensitzen bestens aufgehoben. Das Kind kann sitzen, benötigt aber eine Sitzhilfe. Für Kinder dieser Altersgruppe gibt es Autositze, die entweder auf dem Beifahrersitz oder auf den Rücksitzen befestigt werden können. Es gibt Modelle, in denen das Kind mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzt (Reboarder); diese Modelle sind am empfehlenswertesten. Auch eine zweite Art, bei denen das Kind in Fahrtrichtung sitzt, ist zulässig. Beide musst du mit dem Dreipunktgurt befestigen. Viele Sitze bieten neben der Sitz- auch eine Ruhe- und eine Schlafposition an. Befolge bitte genau die vom Hersteller mitgelieferte Einbauanleitung!
Schutz für ältere Kinder (Gruppe II und III: 15 bis 36 kg)
Ist das Kind ca. vier Jahre alt, können Sitzkissen oder Kindersitze, die für die jeweilige Gewichtsklasse zugelassen sind, verwendet werden. Die Sitze werden auf dem Rücksitz platziert, das Kind sitzt in ihnen mit dem Gesicht zur Fahrtrichtung. Auch diese Sitze musst du mit dem Dreipunktgurt befestigen.
Auch hier reicht der Erwachsenengurt allein zur sicheren Beförderung noch nicht aus.
Damit dein Kind auf längeren Fahrten auch problemlos schlafen kann, wurden in der Höhe verstellbare Schlafstützen entwickelt.
Die auch im Handel erhältlichen Sitzunterlagen bieten dagegen keinerlei Stütze für Rücken, Nacken und Kopf. Entscheidest du dich trotzdem für eine solche Sitzunterlage, achte darauf, dass das Kind unbedingt mit dem Gurt gesichert ist. Der schräge Teil des Gurtes muss von der Schulter über die Brust verlaufen und darf auf keinen Fall am Hals des Kindes anliegen (Erstickungsgefahr!). Wenn dies doch geschehen sollte, dann ist das Kind zu klein für den Sitz! Dabei helfen zwar Sitzunterlagen mit einer integrierten Gurtführung. Doch bieten diese bei weitem keine so hohe Sicherheit wie ein spezieller Kindersitz.
Je nachdem, was eher eintritt, ob das Kind zwölf Jahre alt wird oder ob es 1,40 m groß ist, reichen die Erwachsenengurte für die Sicherheit des Nachwuchses aus. Auf einen Kindersitz kann dann verzichtet werden. Es muss natürlich nach wie vor angeschnallt sein und sollte stets auf dem Rücksitz sitzen.
Wir ergänzen: Reboarder, also rückwertsgerichtete Kindersitze gibt es auch in Klassen ll und lll, nicht nur in den Klasse 0, 0+ und l.
Autos, die über eine spezielle Isofix-Vorrichtung verfügen, sollten auch beim Kindersitz darauf achten. Die Vorteile liegen ganz klar darin, dass Montagefehler durch die direkte Verbindungseinheit ausgeschlossen werden können, der Kindersitz kann einfach ein- und ausgebaut werden und die Bremsphase wird durch die Verankerung am Fahrzeug verlängert. In verschiedenen Tests schneiden Kindersitze mit Isofix deutlich besser ab.
Warum sind Airbags für Kinder gefährlich?
Airbags sind für Erwachsene mit einem Gewicht von 75 Kilogramm konzipiert. Sie werden mit einer solchen Wucht aufgeblasen, dass sie ein Kind auf dem Beifahrersitz erschlagen oder ersticken können. Sitzt ein Kind mit über zwölf Jahren auf einem Platz mit Airbag, solltest du den Sitz so weit wie möglich zurückstellen. Baby- oder Kindersitze darfst du auf keinen Fall auf Sitzen mit Airbag anbringen, egal, ob das Kind darin mit dem Rücken oder dem Gesicht zur Fahrtrichtung sitzt.
ACHTUNG: Kinder unter zwölf Jahre dürfen niemals dort sitzen, wo der Sitz mit einem Airbag gesichert ist.
In neueren Autos besteht die Möglichkeit, den Airbag abzuschalten. In diesem Fall kannst du den Sitz natürlich verwenden. Denke aber daran, den Airbag wieder einzuschalten, wenn ein Erwachsener mitfährt.
Ist ein gebrauchter Kindersitz sicher?
Ein Kinder- oder Babysitz darf keinem Verkehrsunfall ausgesetzt gewesen sein. Untersuche einen gebrauchten Sitz vor dem Kauf auf sichtbare Risse und Dellen. Achte darauf, dass die Gurte des Sitzes unbeschädigt und stabil sind. Weist der Sitz sichtbare Mängel auf oder bist du dir nicht ganz sicher, kaufe ihn nicht. Das Leben deines Kindes kann von ihm abhängen!
Welche Sicherheitsregeln sollten außerdem im Auto gelten?
Auch wenn man es leicht vergisst, Autofahren ist nicht ungefährlich. Beim Autofahren mit Kindern sollten daher besondere Sicherheitsregeln gelten.
- Kontrolliere vor jeder Fahrt den Kindersitz und dessen Anbringung.
- Setze das Kind ausschließlich direkt in den Sitz – kein zusätzliches Kissen oder dergleichen verwenden (Rutschgefahr)!
- Stelle sicher, dass der Gurt nicht zu lose ist.
- Sitzt ein Kind nicht fest genug im Sitz, weil es an den Seiten zu viel Platz hat, können ein paar zusammengerollte Handtücher Abhilfe schaffen.
- Jeder Fahrzeuginsasse sollte ordentlich gesichert sein – auch du. Fahre nicht los, ehe du dich dessen vergewissert haben.
- Verhältnismäßige Ruhe im Auto ist ebenfalls wichtig. Schreien und Herumhampeln lenken den Fahrer ab. Um die Kinder sollte sich daher — wenn möglich – ausschließlich der Beifahrer kümmern. Fährst du allein mit einem Kind und es wird nörgelig oder möchte etwas haben, halte an.
- Es sollte stets ein Erwachsener sein, der den Gurt eines Kindes öffnet. Bringe einem Kind gar nicht erst bei, wie man einen Gurt öffnet, da du sonst nie sicher sein kannst, ob das Kind wirklich angeschnallt ist. Besonders auf längeren Fahrten kann es für Kinder oft unangenehm oder langweilig werden, in einem Kindersitz festgeschnallt zu sein. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass ein Kind, das den Gurt lösen kann, dies auch tut. Hat dein Kind seinen Gurt gelöst oder geöffnet, fahre an die Seite und mache dem Kind klar, dass es erst weitergeht, wenn alle angeschnallt sind. Öffnet dein Kind seinen Gurt des Öfteren, tausche den Verschluss gegen einen anderen, den das Kind nicht selbständig öffnen kann.
- Es sollten sich keine schweren, losen Gegenstände im Auto befinden, da diese bei einer plötzlichen Bremsung oder einem Auffahrunfall die Passagiere treffen können. Gepäck solltest du im Kofferraum verstauen.
- Ein Kind sollte nie ohne Aufsicht in seinem Kindersitz festgeschnallt sitzen, da es sich beim Versuch, sich herauszuwinden, mit dem Gurt erdrosseln kann!
- Sorge für Abwechslung beim Fahren, indem du zum Beispiel CDs für Kinder oder ausreichend Lesestoff mitführst. Größere Kinder haben gerne Spiele wie „Wer entdeckt mehr rote Autos?“.
- Sorge auch für genug Essen und Trinken sowie für ausreichende Pausen.