»Ich habe fast die ganze Nacht kein Auge geschlossen! Gott weiß, was in meinem Bett gewesen ist. Ich habe auf etwas Hartem gelegen, so daß ich am ganzen Körper ganz braun und blau bin! Es ist ganz entsetzlich!«
Daran konnte man sehen, daß sie eine wirkliche Prinzessin war, da sie durch die zwanzig Matratzen und die zwanzig Eiderdaunendecken die Erbse gespürt hatte. So feinfühlig konnte niemand sein außer einer echten Prinzessin.
(Hans Christian Andersen: Die Prinzessin auf der Erbse)
…. Oder jemand, der hochsensibel ist.
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Kommt dir das bekannt vor?
- Wenn dein Kind viel Körperkontakt braucht, nicht gerne alleine schläft und immer dieselben Strukturen einfordert…..
- Wenn es für alle scheinbar unkompliziert ist, das Kind im Kinderwagen zu abendlichen Restaurantbesuchen mitzunehmen und dein Kind jedoch in lauter und hektischer Umgebung nicht zur Ruhe kommt…..
- Wenn dein Kind ein „Schrei-Baby“ war und besonders abends viel Liebe und Zuwendung gebraucht hat…..
- Wenn es sich in lauten Situationen kaum beruhigen lässt und auch noch nachher aufgewühlt und unruhig scheint…..
- Wenn dein Kind zu Hause redegewandt ist, aber beim Eintritt in den Kindergarten zu verstummen scheint und das Aushalten der neuen Situation nur aus sicherer Entfernung zum Sesselkreis eine annehmbare Möglichkeit für dein Kind ist…..
- Wenn dein Kind im Kindergarten ein Einzelgänger ist…..
- Wenn das morgendliche Drama mit Hinblick auf die Trennungssituation schon beim Auswählen der richtigen Kleidung beginnt…..
- Wenn dein Kind kratzige oder einengende Kleidung auf seiner Haut nicht aushält und du immer ein Reservekleidung mitnehmen musst, falls doch einmal etwas nass wird…..
- Wenn Geburtstagseinladungen und Übernachtungspartys für andere Kinder ein Grund zur Freude sind, dein Kind jedoch auf die nicht mehr steuerbare Reizüberflutung mit körperlich-seelischen Reaktionen reagiert…..
- Wenn es dir schwer fällt, dein Kind nach einer reiz-vollen Zeit wieder zur Ruhe zu bringen…..
- Wenn dein Kind sich bei Menschenmassen, Auto-Hupen, musikalische Dauerbeschallung automatisch die Ohren zuhält, weil ihm alles zu laut ist…..
- Wenn es Gedränge im Zoo, auf dem Weihnachtsmarkt oder beim Einkaufen als erdrückende Nähe empfindet, es ihm viel zu eng ist und es sich unwohl fühlt…..
- Wenn es bei grell blinkenden Schriftzügen, bei Blitzlichtern oder anderen visuellen Überreizungen die Augen zusammenkneift und der Situation entfliehen möchte…..
- Wenn dein Kind ein großes Harmoniebedürfnis hat und lieber zurücksteckt, nur, um Konflikte zu vermeiden…..
- Wenn es statt wie andere Kinder beim Fernsehen zu lachen, mit ganzer Anspannung dabei sitzt und weint, wenn Winnie Pooh kopfüber in den Honigtopf fällt…..
- Wenn dein Kind der klassische Trödler bzw. Tagträumer ist, der oft ganz versunken in seiner Welt zu sein scheint, völlig in seinem Spiel aufgeht und die Welt um sich herum vergisst…..
- Wenn dein Kind sofort bemerkt, dass du in die Bolognese Sauce Zucchini und Karotten geschummelt hast, obwohl sie schon mikroskopisch klein sein…..
- Wenn dein Kind mit einer unangekündigten Veränderung vom Alltag oder festen Strukturen nicht umgehen kann und darauf emotional reagiert…..
- Wenn dein Kind mit einem Wohnungsumzug nicht zurechtkommt und du die neue Wohnung bzw. zumindest das Zimmer beinahe identisch einrichten musst, damit dein Kind Orientierung findet…..
- Wenn ein zerbrochener Keks zu einem Tränenmeer führt, wenn Wolken vor der Sonne einen Wutanfall auslösen, wenn sich dein Kind durch zu viele Fragen in die Ecke gedrängt fühlt…..
….Dann ist dein Kind vermutlich hochsensibel.
Aber eben nur: vermutlich. Es gibt nicht das Verhalten XY, das eindeutig für Hochsensibilität steht, denn für Hochsensibilität gibt es viele Anzeichen. Doch es treffen nicht alle Anzeichen gleichzeitig auf eine Person zu.
Jeder Mensch fühlt sich innerhalb einer bestimmten Bandbreite an Reizen und Angeboten am wohlsten und hat hier seine Komfortzone gefunden. Stehen ihnen weniger Anregungen zur Verfügung, fühlen sie sich gelangweilt. Sind es aber zu viele Reize und Eindrücke, fühlen sie sich bedroht, hilflos, überfordert. Und dann gibt es Menschen, die erreichen die Grenzen ihrer Komfortzone schon dann, wenn sich die nicht hochempfindliche Mehrheit noch langweilt. Ist es für die Mehrheit interessant und spannend, sind hochsensible Menschen schon überfordert. Schätzungsweise sind es 15-20% der Menschen und Tiere, die hochsensibel sind. Und dennoch wird dem Thema nicht die Aufmerksamkeit geschenkt, die es eigentlich braucht. Warum?
Weil Hochsensibilität eben keine Krankheit oder psychische Störung ist. Es ist ein Wesenszug. Ein Wesenszug, der mit der heutigen Schnell-Schnell-Gesellschaft nur schwer vereinbar ist. Ein Wesenszug, der oft belächelt wird und abgewertet wird:
Wenn du oder andere dein Kind als empfindlich einschätzen, meinen, es ist „ang’rührt“, es soll sich nicht so anstellen und seine Empfindungen abtun mit „Das bildest du dir nur ein“ oder „Sei doch normal“.
Aber es gibt nicht DIE Hochsensibilität. Sie hat viele Facetten. In der folgenden Artikelreihe zum Thema „Hochsensibilität“ möchten wir dir Einblicke geben in diese Welt, die nicht-hochsensiblen Menschen sehr fremd erscheint. Doch je mehr du darüber weißt und je mehr du dich damit auseinandersetzt, desto mehr wirst du Wesenszüge an Menschen entdecken, an denen du es gar nicht vermutet hättest. Und vielleicht auch an deinem Kind, das besonders auf deine Begleitung angewiesen ist.