Kinder haben eigene Vorstellungen vom Leben

trotziges Kind
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Sie wollte keine Rosinen im Müsli. Ihre Lieblingshose war in der Wäsche. Der Gurt im Kindersitz war zu locker. Der Apfel hatte noch einen Stiel. Sie hatte die falschen Taschentücher ohne Pinguine mit. Die Schuhe waren schmutzig. Ich habe sie angeschaut. Sie hat heute nicht Geburtstag. Ich benutze ihren Namen und das Wort „Schlafen“ in einem Satz. Die Nudeln waren zu lang. Die Geschichte war schon aus.Meine gemalte Blume schaute mehr wie eine Sonne aus. Der Kuchen bestand nicht nur aus Schokoglasur. Ich habe sie vom Kindergarten abgeholt. Ihre Jacke hing nicht am richtigen Platz. Es war zu wenig Wasser in der Badewanne, nachdem sie es ausgelassen hat. Die neue Zahnpasta hat eine andere Farbe. Sie konnte die Banane nicht öffnen. Es waren Wolken am Himmel. Die Nachbarskatze ließ sich nicht von ihr fangen. Sie wollte ein eigenes Kindermesser. Kein großes Messer. Der Teller hatte die falsche Farbe. Die Nase lief. Ich spielte mit ihren Schwestern und nicht mit ihr. Die Weste hat gekratzt. Ich habe einen Satz der Gute-Nacht-Geschichte ausgelassen. Ich habe zu schnell das Zimmer verlassen (und dachte, sie schläft schon). Ich habe geatmet. Die Schwester hat die Kerze vor ihr ausgeblasen. Das Schaumbad macht Schaum. Ich habe das falsche T-Shirt in ihren Kasten eingeräumt. Das Lulu war schneller als sie. Sie darf noch nicht alleine in den Kindergarten gehen. Sie hat die Packung Gummibärchen nicht aufgebracht. Der Käse hatte Löcher.  Die Gurke war grün. Die Schwester hat ihr nicht schnell genug vorgelesen. Es blies der Wind. Die Butterdose stand offen am Tisch. Der Osterhase kommt noch nicht.  Das Turnen entfiel in den Ferien.  Die Oma kam nicht zu uns. Sie war auch nicht eingeladen. Der Papa war in der Arbeit. Die Milch schmeckte zu sehr nach Milch. Auf dem Brot waren Körner.

Ich könnte die Liste fast endlos fortsetzen.

Diesen Text widme ich allen Müttern, deren Kinder gerade in der Trotzphase, Wutphase, Autonomiephase oder sonst irgendeiner Phase mit großer Tendenz zu Wutausbrüchen stecken. So auch mein Kind. Mehrmals täglich fühlt sich mein Wutzwerg, nun 3 Jahre alt, ungerecht von mir behandelt. Das kann sein, wenn sie ihre Handschuhe anziehen soll und nicht möchte, oder ins Bett gehen, obwohl sie schon hundemüde ist. Was folgt kennt jede Mutter: Ein Kind, das sich theatralisch und oscarreif auf den Boden wirft und schreit: ICH WILL DAS NICHT!

Sie trotzt.

Sagen andere.

Trotzen würde laut verschiedenen Definitionen aber bedeuten, dass sie Widerstand leistet. Doch leistet sie wirklich Widerstand? Gegen mich?

Nein. Sie zeigt mir, dass die ein eigenständiger Mensch ist mit eigenen Vorstellungen, Ideen und Plänen vom Leben.

Sie zeigt mir ihre Grenzen und sie zeigt mir, wann sich unsere Vorstellungen nicht decken. Dann bekomme ich die Chance, mich auf sie einzulassen, sie kennenzulernen, in ihre Welt einzutauchen und zu erfahren, was sie bewegt.

Es ist das Streben nach Autonomie und damit ein ganz  wichtiger und notwendiger Schritt um zu einem selbstbewussten, selbständigen und psychisch gesunden Menschen heranzuwachsen…. und Jaaaaaaa, es ist anstrengend…

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11 Tipps für den Umgang mit einem Trotzanfall, die mir geholfen haben

Nach ein paar anstrengenden Wochen, die hinter uns liegen, muss ich aber sagen: Mir ist es egal, wie es heißt. Es ist und bleibt anstrengend und schön reden hilft da nix.  Ich fürchte mich nicht nur vor jedem „Nein“, sondern schon vor jedem Satz, den ich direkt an sie richte. Alles, aber wirklich alles kann derzeit gegen mich verwendet werden. Nach ein paar Wochen sage ich eines: Ich bin müde. Ich bin geschafft. Ich habe es satt, ständig gemein zu sein, die Buh-Frau oder nicht mehr ihr Freund:  Wenn ich der Meinung bin, dass Schokolade als Frühstück nicht geeignet ist. Oder wenn ich sie bitte, aufzuräumen. Oder Zähne zu putzen. Oder zu duschen. Oder überhaupt nur atme oder physisch anwesend bin.

Woher kommt diese Wut?

… habe ich mich schon oft gefragt. Wie kann ein kleiner Mensch an einem Tag so oft wütend sein und austicken?  Immer wieder fällt mir ein Ausspruch von Faust ein: „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust.“ Jekyll & Hyde. Hulk. Und das alles in meinem Kind vereint.

Wenn ich mir so einen 08/15 Tag bei uns anschaue, dann fühle ich mich wie die schlechteste Mutter auf Erden. Ich enttäusche mein Kind auf ganzer Linie, indem ich ihren Erwartungen nicht genüge und „Nein“ sage. Immer durchkreuze ich ihre eigenen Ideen. Sie hat ihre eigenen Vorstellungen vom Leben und genau daran erinnert sie mich mit jedem Trotzanfall. Sie fühlt sich ungerecht behandelt und missverstanden.

Irgendwann ist sie so drinnen in einem Wutanfall,  dass nichts mehr hilft außer „Abwarten und Tee trinken“. Und: Schaukeln.

Schaukeln gegen die Wut

Schaukeln? Denkst du dir nun. Ja. Schaukeln. Mein Geheimrezept, das für mein Kind wirkt. Sie schaukelt gerade sehr viel und ich wähle unsere Wege bewusst so, dass wir immer an einer Schaukel vorbeikommen, falls sich doch mal wieder die Sonne vor die Wolken schiebt.  Dem Kind sind die Schaukelbewegungen schon durch die Zeit im Bauch der Mutter vertraut, aber auch durch das Tragen im Tragetuch oder der intuitiv leichten Schaukelbewegung, wenn das Kind sanft in den Schlaf gewiegt wird oder getröstet. Schaukeln wirkt beruhigend – so auch bei einem Trotzanfall.

Am besten schaukelt dein Kind in einer Hängematte oder in einer Hängeschaukel, in der sich dein Kind fest einpacken kann und sich so gut spürt. Ein Trick, der aus der sensorischen Integration kommt: Kinder, die mit sich nicht im Gleichgewicht sind, schaukeln gerne. Dahinter steckt nicht mehr, als dass das Gleichgewichtsorgan im Innenohr angeregt wird. Das wird seelisch ausgleichend. Wir schaukeln also derzeit viel. Ich mit ihr.

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