Kinder sind Gesellschaftsschläfer: Das Geschwisterbett

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Co-Sleeping kann mehrere Formen haben und muss sich nicht auf das Familienbett beschränken. Nachdem wir mehrere Varianten ausprobierten und nachts nur noch von Bett zu Bett und Couch routierten, fanden wir eine andere Lösung.

Life is to short: Genießt das Co-Sleeping!

Es gab Zeiten, besonders während des Stillens, da fand ich das Familienbett ganz toll und praktisch: Mein Baby immer eng an mir, einfach nur schnell heranziehen und ich merkte kaum, dass ich nachts mehrmals aufwachte (tue ich sonst zwar auch, aber mit Baby sind die Nächte ja bekanntlich kürzer). Nur: Morgens konnte ich nicht ausschlafen, denn Göttergattes Wecker klingelte um 4:45 Uhr. Ich fühlte mich übermüdet.

Einige Monate ging das auch, bis irgendwann ein Gefühl in mir hochkroch: Das geht so nicht mehr weiter.

 

Alleinschläfer vs. Gesellschaftsschläfer

Ich gehörte schon immer zu jener Spezies, die gerne ihre Betthälfte für sich alleine hatte und nachts Nähe nur bis zu einem gewissen Grad aushielt. Ich bin definitiv kein Typ, der in der Löffelchenstellung einschläft. Bevor man versucht herauszufinden, woher das kommt, ich sage es so wie es ist:

Es ist so. Und ich kann damit gut leben.

Zumindest konnte ich es, bis ich Kinder hatte. Dann merkte ich schnell, dass es sich komisch anfühlt, wenn mein Baby so weit weg von mir in seinem Gitterbettchen liegt. Ja, die erste Nacht hat unsere Erstgeborene so verbracht (und überlebt). Warum das so war? Weil mir damals gesagt wurde, ein Kind gehört nicht ins Elternbett. Es muss lernen alleine zu schlafen. Und wenn es andere Möglichkeiten gar nicht kennenlernt, dann fragt es auch nicht danach. So ein Quatsch, weiß ich heute. Und wusste ich auch schon damals (irgendwo tief in mir verborgen), doch auch mein Bauchgefühl musste erst noch geboren werden. Hätte ich damals schon Texte wie „Ode an das Familienbett„, „Ammenmärchen über das Familienbett“ oder „Gegen jede Regel“ gelesen, wäre es wohl anders abgelaufen.

Ich habe das Familienbett bei jedem Kind genossen. Es wurde zwar immer enger, aber es war schön. Auf die Frage „Uuuuund, schläft sie schon durch?“ antwortete ich routinemäßig: Weder sie noch ich. Und nichts muss. Immerhin stehe ich auch nachts öfters mal auf weil mir zu heiß ist und ich das Fenster aufreiße, ich durstig bin oder auf die Toilette muss. Alles war gut.

Doch es kam der Punkt, da nervte mich das Familienbett nur noch: Spätestens als ich ständig Kinderfüße im Gesicht hatte oder sich ein Kind im Klammeräffchengriff an mich schlang und mir jeden Zentimeter nachrutschte, fühlte ich mich um meinen nächtlichen, erholsamen Schlaf gebracht.

 

10 Gründe, warum ich kein Familienbett mehr mag

Achtung: ich bin ein großer Anhänger vom Familienbett, ich befürworte es, wenn Kinder nicht alleine schlafen. Wir hatten mehrere Jahre ein Familienbett. Aber irgendwann passte es für uns nicht mehr.

  1. Ich bin ein Egoist und schlafe gerne alleine. Ich mag meine Decke, meinen Polster und meinen Platz. Für mich alleine.
  2. Ich mag es nicht, unsanft durch Tritte ins Gesicht oder in den Bauch geweckt zu werden.
  3. Ich mag nicht an der Bettkante liegen und darum bangen nicht herauszufallen, während sich das Kind quer im Bett erstreckt.
  4. Kinder die im Schlaf reden und eine hellhörige Mutter sind eine denkbar schlechte Kombination für ein wenig Schlaf. Mich reißt jedes kleine Geräusch aus der tiefsten Tiefschlafphase, weil ich irgendwie in einem Stand-by-Mama-Modus bin.
  5. Das Matratzenlager rund um das Bett war als Rausfallschutz gedacht, nicht als Ersatzbett für uns Eltern.
  6. Ich lese abends noch gerne im Bett. Geht aber nicht bei Kindern, die bei der kleinsten Lichtquelle die Augen öffnen und munter sind. Da haben sie wohl was von mir.
  7. Ich schlafe gerne mal aus. Geht aber nicht, wenn der Wecker direkt neben einem liegt und täglich um 5:30 Uhr unsanft in mein Ohr brüllt: Mama, aufstehen!
  8. Ein Familienbett ist doof, wenn der Göttergatte um 4:45 aufsteht, und mit ihm die Kinder. Das ist weit vor meiner Zeit, die ich als Tageszeit akzeptiere oder auch nur anerkennen kann.
  9. Wir haben im Schlafzimmer keinen Platz mehr für eine Erweiterung des Familienbetts. Bei uns teilten sich 5 Personen ein Bett mit den Maßnahmen 140cmx200cm. Das ist eng und erfordert Origami-Schlaf-Techniken. 1 Kind bei den Füßen, 1 Kind beim Kopf und eines zwischen uns sind nicht bequem.
  10. Liegen meine Kinder direkt bei mir, kann ich nie aus dem Mama-Modus abschalten und fühle mich auf Stand-by. Das ist kräfteraubend. Ein wenig Zeit für mich und Abstand tun mir gut.

Irgendwann hatte bei uns das Familienbett ausgedient und es war längst nicht mehr so, dass wir besser schlafen konnten, wenn die Kinder bei uns waren. Dabei heißt es doch immer, dass die Nächte dann unrund werden – ich fragte mich: Könnte es noch schlimmer kommen?

 

Unsere Zufallslösung: Das Geschwisterbett

Dass Kinder nachts ungern alleine sind und lieber in Gesellschaft schlafen, kann ich vollkommen verstehen. Kinder sind nun mal Gesellschaftsschläfer. Schließlich habe ich genug darüber gelesen und verstehe auch den Sinn dahinter, warum Kinder nachts bei ihren Eltern sein sollten und nicht alleine in einem dunklen Zimmer. Zwar haben wir keinen Säbelzahntiger in der Wohnung, aber furchteinflößend ist die Einsamkeit nachts dann schon. So war es für mich völlig klar, die Kinder für die Dauer der Stillzeit bei uns zu haben und sie gehen zu lassen, wenn sie bereit sind.

Und jetzt gestehe ich: Ein wenig habe ich nachgeholfen, dass sie früher bereit sind. Stempel: Rabenmutter.

So geschah es: Irgendwann habe ich Minimi im Bett der Großen abgelegt, um die Hände frei zu haben. In ihrem Muttermilchdelirium schlief sie ein. Die Schwestern fanden das sooooo entzückend, dass sie sich zur ihr kuschelten und nach wenigen Minuten schliefen sie alle. Minimi habe ich nur noch mit einem Stillkissen ein wenig geschützt – mir war ein wenig bange, dass sich eine der Schwestern auf sie raufrollt. Es war so  halb 9 abends. Gegen 10 Uhr schaute ich nochmal zu ihnen – sie mützelten. Zufrieden. Also ließ ich die Tür offen und ging auch ins Bett, denn eigentlich sollte Minimi ja bald wieder kommen. Ich schlief ein.

Und ich sage euch: Ich schlief sooooo gut. Bis der Wecker klingelte. Dann riss es mich aus dem Schlaf, ich fuhr in die Höhe, mein Busen platzte und ich lag in einem Muttermilchsee. Es schoss mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Scheiße, die haben die Kleine zerdrückt. Oder Plötzlicher Kindstot. Irgendwas schlimmes. Minimi kam die ganze Nacht nicht. Zum ersten Mal in ihrem Leben.

Ich stürmte also ins Zimmer hinüber und sah dort meine drei Mädchen, eng aneinandergekuschelt, schlafen. Alle atmeten, das habe ich gleich kontrolliert und bei so viel Glück, das meinen Körper in dem Moment durchströmte, liefen mir die Tränen über die Wangen. Zum ersten Mal nach ihrer Geburt, habe ich mit Göttergatte gemeinsam gefrühstückt, ehe die Erstgeborene aus dem Zimmer wankte und meinte: „Minimi hat bei mir gesucht. Ich glaube, sie braucht dich.“ Selten habe ich mich so aufs Stillen gefreut. Ich war ausgeschlafen, gut gelaunt, erholt und bereit für einen Tag mit meinen drei Kindern.

 

Nachweinen? Ich nicht!

Ich habe kein Kind daran gehindert, das Familienbett zu verlassen. Von Nachweinen war keine Rede – eher ein innerer Freudentanz in Voraussicht auf ruhige, erholsame Nächte (für mich). Sobald sie sich nachts abgestillt haben (und das kam meist, wenn ich mich mit der Schlafsituation unwohl fühlte), verließen sie das Familienbett. Wir haben begonnen, das Co-Sleeping neu zu interpretieren und haben ein Geschwisterbett ins Leben gerufen. Da schlafen sie nun auch. In einem Bett. Im eigenen Zimmer. Mit der Möglichkeit, immer wenn sie wollen zu uns zu kommen. Und das mögen sie bis heute gerne. Das Geschwisterbett ersetzt ein stückweit „uns“. Sie sind nicht alleine, das ist mir wichtig. Und sie weinen sich nicht in den Schlaf oder gehen nur nach Protest zu Bett. Sie lieben es – sagen sie – sich ihr Bett zu teilen.

Was nicht heißt, dass sie nachts nicht willkommen sind: Bei schrecklichen Träumen, wenn sie sich nicht gut fühlen oder einfach nur zum Kuscheln schlüpfen sie gerne noch unter unsere Decke und das ist auch in Ordnung. Solange ich weiß, dass dieser Zustand nicht jede Nacht anhält, denn wenn ich morgens schon genervt und grantig aufstehe, hat niemand etwas davon.

 

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2 KOMMENTARE

  1. Wunderbarer Text und eine grandiose Lösung. Das ist übrigens auch mein Plan für die Zukunft ?
    Ich finde es toll, wenn die Lösung funktioniert und hoffe einfach mal, dass meine Jungs das eines Tages auch so annehmen. Ich finde übrigens ganz und gar nicht, dass es auch nur den kleinsten Grund gibt, sich da negativ als Rabenmutter zu fühlen. Offensichtlich sind deine Kinder mit dieser Lösung mehr als zufrieden. Und daran gibt’s dann auch nix zu kritisieren.
    Danke für den Link – wie immer eine große Ehre 🙂