Vielen Eltern mit Kindern im Vorschulalter wird dieser Satz wohl bekannt vorkommen: „Mama, wann kommt endlich mein erster Wackelzaaaaahn?“
Auch bei uns war es dieses Jahr ein paar Tage nach dem 6. Geburtstag so weit: Frau Schnecke hatte ihren ersten Wackelzahn. Nur ganz leicht, aber eindeutig wackelig. Diese frohe Erkenntnis musste sie uns auch gleich um ca. 6 Uhr morgens mitteilen, im Urlaub. Unsere einzige Zeit, wo wir normalerweise ein wenig ausschlafen dürfen. Aber wenn der Zahn wackelt, ist das in den Augen unserer 6-jährigen Tochter Anlass genug, ihre Eltern dafür extra früh zu wecken. Etwas müde und verschlafen versuchten wir uns von ihrem Enthusiasmus, gepaart mit einer Menge Adrenalin, anstecken zu lassen und freuten uns mit mir. Und darüber, dass sie dann doch noch ein wenig bei uns im Bett blieb. Frau L. und Minimi bekamen von ihrer freudigen Entdeckung vorerst nichts mit, denn dann wäre es vorbei mit der Ruhe gewesen. Sie wurden erst am Frühstückstisch etwa 2 Stunden später darüber in Kenntnis gesetzt, wie auch sämtliche andere Urlaubsgäste, mit denen wir uns in den letzten Tagen anfreundeten.
Alle wussten es nun: Frau Schnecke hat ihren ersten Wackelzahn. Und sie wurde auch in den nächsten Tagen immer über den neuen Stand befragt: Ist er schon raus?
Und mit dem Wackelzahn wurde auch sie wankelmütig – eine Beobachtung, die auch schon bei ihrer Schwester machte. Was hat es da wohl mit der Wackelzahnpubertät auf sich? Verbirgt sich dahinter etwa die 6-Jahres-Krise?
Ausflug in die Wackelzahnpubertät
Nun ist dieses „neue“ Verhalten nicht so neu für uns, wir wussten schon, was auf uns zukommt: Ein aufmüpfiges, freches Kind, teilweise durch den Wind, von Freude bis Tränen kann alles dabei sein. Da frage ich mich immer: Spürt sie die Veränderungen, die auf sie zukommen? Die Schule, die neuen Freunden, das neue soziale Umfeld, die Erwartungen, Hoffnungen, Wünsche? Und was kann ich tun, um es ihr nicht noch „schwieriger“ zu machen? Ist der Wackelzahn so etwas wie ein Symbol für eine große Veränderung in ihrem Leben? Einem neuen Lebensabschnitt?
Nun kann man sagen: Gut, das trifft halt bei uns komisch. Höre ich mich aber im Umfeld um, so schildern viele Eltern, deren Kinder vor Schuleintritt stehen, ähnliches: Laut, fordernd, wenn es nicht so läuft reagiert das Kind mit Geschrei, wird zornig, tobt, muss immer Recht haben, weiß immer alles besser, lügt, ignoriert Anweisungen, diskutiert wegen jeder Kleinigkeit, ist anstrengend und fordernd viel mehr Aufmerksamkeit. Hört sich nicht nur anstrengend an, ist es auch.
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Und doppelt blöd, wenn der Familienurlaub unter den Launen zu zerbrechen droht, weil wir – nicht wie sonst – unsere Rückzugsräume haben, sondern bewusst viel Zeit miteinander verbringen wollten. Auf engstem Raum. In einem kleinen Appartement. Bei Regen auch noch. Sich am Strand in ein Buch zu verkriechen und sich zu denken „Lasst mich alle in Ruhe“ wäre zwar mein Wunsch um meinem Urlaub auch ein wenig genießen zu können, bleibt aber eine Wunschvorstellung. Geht nicht, denn mein Kind braucht mich. Also bin ich da. Für sie. Für ihre Schwestern. Für uns. Und für Herrn Bart, der mit ihren Launen und Phasen nur schwer umgehen kann.
Die Zahnfee kommt
Im Kindergarten hörte sie die Geschichte der Zahnfee, die beim ersten Zahn, der ausfällt, ein kleines Geschenk bringt. Wir haben das übernommen und gesagt: Gut, warum nicht. Es gibt einen kleinen Brief dazu und eine kleine Aufmerksamkeit.
Natürlich haben wir das Geschenk nicht mitgenommen, das liegt zu Hause. Hübsch verpackt und nur darauf wartend, dass es endlich übergeben werden darf. Aber jetzt ist der falsche Zeitpunkt.
- Denn was würden wir tun, wenn der Zahn noch tatsächlich im Urlaub ausfällt?
- Würde sie ihn im Schlaf eh nicht verschlucken?
- Und wo tun wir ihn hin, weil die Milchzahndose ja auch zu Hause steht?
- Und was tun wir, wenn es so stark blutet, dass es gar nicht mehr aufhört?
- Und wenn sie dann nicht mehr beißen kann? (Gut, man könnte sich im Sommerurlaub ja auch von Eis ernähren – diese Antwort beruhigte sie ein wenig.)
- Würde die Zahnfee überhaupt zu uns finden?
- Spricht sie überhaupt italienisch um nach dem Weg zu fragen??
Gedanken und Fragen, die unsere Frau Schnecke noch mehr ins Ungleichgewicht brachten und ihr den Schlaf raubten. Dankenswerterweise bekam ich die Nachtschichten ab und durfte ich mit einem herumwälzenden, unruhigen Kind im Bett herumschlagen. Dabei bin ich kein Fan vom Familienbett mehr und genau in diesem Moment wurde ich wieder daran erinnert warum ich so dankbar bin, dass sich meine Kinder normalerweise ein Bett teilen.
Glücklicherweise blieb die große Dramatik im Urlaub aus und an den sonnigen Tagen konnten wir wieder an den Strand flüchten. Da lenkten Sand und Meer die Kinder doch von den Sprachproblemen der Zahnfee ab und sie konnten ihren Urlaub genießen. Und ich mein Buch.
Ach ja, der Zahn fiel dann erst Wochen später aus. Die Aufregung war im ersten Moment umsonst, doch die Zahnfee hatte es leichter, zu uns zu finden.
Hast du auch lustige Geschichten von der Zahnfee? Dann erzähl mir davon!
Deine Anna