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Mum Wars! Ein Plädoyer gegen das Vergleichen unter Müttern
Was, dein Kind schläft schon durch? Wieso tut meines das nicht? Mein Partner und ich haben keine Zeit für uns seit das Baby auf der Welt ist. Meine Freundin schon. Wie schafft sie das? Puh, ich schaffe es an manchen Tagen nicht mal eine warme Mahlzeit auf den Tisch zu bringen und in der Mutter-Kind-Gruppe scheinen das alle zu vollbringen. Was mache ich nur falsch?
Diese und ähnliche Gedanken begleiten fast alle Mütter in ihrem Alltag. Das Problem mit derartigen Vergleichen ist, dass sie nur darauf hinauslaufen, dass man sich noch schlechter fühlt und seinen Selbstwert senkt. Warum ziehen wir dann ständig Vergleiche? Das Leben mit Kindern ist anstrengend und herausfordernd genug. Wir könnten es uns wenigstens ein bisschen einfacher machen, wenn wir aufhören würden unser Familienleben und unsere Werte mit anderen zu vergleichen. Also lasst uns die Andersartigkeit feiern und annehmen was gerade ist.
Mit der Über-Information wächst die Unsicherheit der Eltern
Zu fast jedem Gebiet und jeder Frage, die sich Eltern heutzutage stellen gibt es entweder einen Blog oder ein Forum im Internet. Im Gespräch mit der Tageszeitung „Die Presse“ spricht Jesper Juul darüber, dass durch den raschen Wandel und die Verwissenschaftlichung von Erziehung die Unsicherheit der Eltern wächst. Man hüpft von einem Erziehungsstil zum nächsten, schaut was gerade „in“ ist und orientiert sich an den Menschen im Umfeld, anstatt auf sein Bauchgefühl zu hören. Denn diese kleine Stimme im Inneren, das warme Gefühl, wenn man die für sich richtige Entscheidung getroffen hat, die gibt es in jedem von uns.
Nur wird sie immer kleiner, weil für uns nicht mehr klar ist, was richtig und falsch ist. Neben Werbung, Büchern und Anlaufstellen wie Magistrate, Kinderärzte oder Eltern-Kind-Zentren, sind es heutzutage vielmehr die sozialen Medien, die verunsichern. In zahlreichen Blogs und Elternforen werden die unterschiedlichsten Meinungen zur richtigen oder falschen Kindererziehung abgegeben und da fast jede Mutter ein Smartphone besitzt, sind diese Quellen leicht zugänglich und immer präsent. Information ist ja gut, aber wenn sie dazu führt, dass man sich noch unwohler in der eigenen Haut als Mutter fühlt, bringt das was?
„Bin ich eine gute Mutter?“
Diese Frage stellt sich wohl JEDE Mutter mindestens 1x pro Woche. Leider finden die meisten Mamas mehr Gründe, warum sie nicht gut genug sind, als dass sie sich selbst auf die Schulter klopfen und sich sagen „Hey, das hast du heute echt gut gemacht!“
Diese Haltung kommt vermutlich aus den Werten und Vorstellungen unserer Leistungsgesellschaft. Denn nicht nur im Job, im Haushalt und unserer Partnerbeziehung wollen und sollen wir 100% geben und alles im Griff haben, sondern als Eltern genauso. Und genau dieses Streben danach die besten Eltern zu sein und das ständige Vergleichen, verunsichert vor allem Mütter. Der Drang alles zu Bewerten und zu Messen beginnt schon in der Schwangerschaft, wo Gewicht, Kopfumfang und Fruchtwassermenge des eigenen Fötus zu großer Unsicherheit führen können, wenn man sich mit der schwangeren Nachbarin vergleicht. Und anstatt sich einfach über das Wunder Leben und den Familienzuwachs zu freuen, denkt man darüber nach ob es nicht doch gut und löblich wäre Schwangerschaftsgymnastik zu machen, weil es die beste Freundin auch macht. Genauso geht es bei den Themen Geburt, Einschlafrituale, Stillen, Kindergarten, Schule, Süßigkeiten und vielen mehr weiter.
Anstatt unseren eigenen Weg zu finden, wünschen wir uns, dass wir einem vorgefertigten Weg nachspazieren. Aber so funktioniert es leider nicht. Also, erst einmal durchatmen und dann freut euch darüber, dass ihr maßgeschneiderte Schuhe tragt, die euch auf eurem eigenen Weg begleiten ?.
Den eigenen Weg gehen
Es ist verdammt schwierig aus der Vergleichens-Spirale hinauszukommen, denn wir Menschen lernen von klein auf, dass es in unserer Gesellschaft nun mal so ist, dass man verglichen und gemessen wird. Und wir lernen durch Lob und Tadel, dass etwas gut oder schlecht ist. Da ist es verdammt schwierig seine Intuition zu erkennen und ihr zu vertrauen. Versucht dennoch im Alltag immer wieder in euch zu hören und achtet auf eure körperlichen Signale (Anspannen, Entspannen, hochgezogene Schultern, entspannte Kiefern). Und wenn ihr merkt, dass ihr in einer Situation unsicher seid, vergleicht euch nicht sofort mit jemandem anderen, sondern erkennt einfach einmal an, dass ich verunsichert seid.
Das könnt ihr wiederum als Ausgangspunkt für ein Gespräch mit eurem Partner am Abend heranziehen. Teilt eure Gedanken mit euren Lieblingsmenschen. Denn diese werden euch nicht be- oder verurteilen. Sondern einfach nur Da-Sein und Zuhören. Seid stolz und selbstbewusst während ihr eure eigene Familiengeschichte schreibt. Ihr macht es anders als die Bekannten? Gut so. Denn wir sind ja auch alle etwas anders ?.
Sei selbstbewusst und nicht so streng mit dir
Du kannst an deiner Einstellung und deinem Verhalten IMMER etwas ändern, wenn du das möchtest. Also beginne damit dir jeden Tag eine Sache zu sagen, die du gut gemacht hast und die sich auch gut anfühlt für dich als Mutter und Frau. Am besten schreibst du sie auf. Aus der Achtsamkeits-Praxis kommt der Rat sich selbst so zu behandeln, wie man eine gute Freundin behandeln würde. Eine wohlwollende und freundliche Haltung sollte man nicht nur den liebsten Menschen um sich zukommen lassen sondern auch sich selbst. Und genau diese Haltung leben wir ja dann auch unseren Kindern vor.
Umgebt euch mit tollen Menschen!
Ihr dürft nicht nur eure ganz eigene Geschichte schreiben, sondern dürft auch die SchauspielerInnen darin aussuchen ?. Versucht euch mit Menschen zu umgeben, die euch guttun und die ihr mögt, anstatt mit Energievampiren (=Menschen, die einem die Energie aussaugen und dafür sorgen, dass es einem schlecht geht). In einer Gesellschaft wie der heutigen braucht es wieder viel mehr Empathie, Verständnis und Akzeptanz. Und da uns in der großen Stadt oft das berühmte Dorf fehlt, müssen wir es uns selbst aufbauen. Das können liebe Nachbarn oder eine alleinstehende Tante sein, oder aber die Großeltern als Kinderbetreuung. Aber vor allem auch Freunde.