Auf der Huffington Post haben wir einen Artikel einer Mutter gelesen, die sich bei ihrem zweiten Kind entschuldigt.
Sie entschuldigt sich in ihrem Brief dafür, dass 80% der Kleidung schon getragen wurde, dass sie nicht alle Schwangerschaftsbücher noch einmal gelesen hat, dass sie ihr Baby an Feuchttüchern herumknabbern ließ, dass das Kind schon früher ferngesehen hat, dass sie während der Schwangerschaft so viel Kaffee getrunken hat, dass alle Spielsachen schon Bissspuren haben, dass es die ersten Paar Schuhe erst dann bekam, als es schon laufen konnte, dass es kein süßes neues Kinderzimmer gab und auch, dass es keine ungeteilte Aufmerksamkeit bekam usw. Der Artikel wurde 881 Mal geteilt – ein Zeichen, dass viele Mütter sich mit Schuldgefühlen herumplagen?
Ich habe mich gefragt:
Muss ich mich bei meinem zweiten Kind tatsächlich entschuldigen?
Wenn ich mich an die Zeit mit unserer Erstgeborenen zurückdenke, dann kann ich nur staunen, wie viele Dummheiten sie unbeschadet überlebt hat und uns trotzdem liebt.
Sie musste die erste Nacht gleich einmal weit weg von uns in ihrem eigenen Bett verbringen, weil man mir sagte, dass man es so macht. Wir haben lange gebraucht, uns beim Stillen einzuspielen, weil man mir zu einem 3-Stunden-Rhtyhmus riet. Du wurdest weniger getragen weil ich Angst hatte, dich mit dem ständigen Herumtragen zu verwöhnen. Wir haben als Eltern viele Fehler bei dir gemacht und hatten immer das Bedürfnis, dir schlafen, spielen, krabbeln, sitzen, etc. beibringen zu müssen. Wir hatten noch nicht das Vertrauen in dich, dass du das alles kannst und du am besten weißt, was du brauchst. In vielen Situationen war ich ratlos und überfordert – jeder sagte mir etwas anderes und hatte andere Ratschläge für mich parat. Bis ich merkte: Stop! Ich bin die Expertin für mein Kind und sonst niemand. Und mein Kind weiß am besten, was es braucht.
Sie wurde zu einem wunderbaren Kind, aber sie ist immer die, die sich alles erkämpfen muss. Sie stellt uns bis heute jeden Tag aufs Neue vor unbekannte Situationen, die uns immer wieder daran erinnern, dass wir an unserem Weg festhalten müssen.
Muss ich mich also bei meinem zweiten Kind entschuldigen? Ich sage: Nein. Das zweite Kind kann froh sein, nicht das Versuchskaninchen zu sein. Ja, das Leben eines zweiten, dritten, vierten,…. Kindes schaut immer anders aus als das Leben des erstgeborenen Kindes. Man hat schon Erfahrungen gesammelt und Tipps bekommen die beim zweiten Kind helfen.
Beim ersten Kind ist alles neu
Beim erstgeborenen Kind ist alles neu, aufregend, spannend, befremdlich, verängstigend und es gibt so viele Möglichkeiten, durch die sich eine Erstlingsmama verunsichern lässt. Manchmal zerbricht sich die Jungmama (also ich war so eine) über viel zu viele Sachen den Kopf mit dem Wunsch, es richtig machen zu wollen. Und auch hier hätte ich nicht das Gefühl mich entschuldigen zu müssen.
Es gibt aber kein richtig. Ich kann mir vornehmen es für mein Kind bestmöglich zu machen und ihm die beste Mama sein, die ich sein kann. Aber das wird sich von Kind zu Kind ändern. Behaupten Mehrlingseltern also, dass sie ihre Kinder alle gleich behandeln, dann sage ich: Nein. Das geht gar nicht. Und das ist gut so.
- Jedes Kind ist anders. Würde ich jedes Kind gleich behandeln, dann würde ich keinem Kind gerecht werden. Jedes Kind hat andere Bedürfnisse und auf diese muss ich mich einlassen und darauf reagieren.
- Nach dem ersten Kind bist du Mama: Das erste Kind macht dich erst zur Mama. Langsam wächst du in eine dir bis dahin unbekannte Rolle hinein, lernst auf die Signale deines Babys zu achten, darauf zu reagieren, hörst auf dein Bauchgefühl, kannst wickeln und hast dein Leben auf den Alltag mit einem Baby umgestellt.
Die weiteren Kinder können nur eines: Von deiner Sicherheit als Mutter profitieren. Ja, es ist anders, aber das ist kein Grund, sich bei seinem Kind zu entschuldigen. Die zweiten, dritten, vierten,… Kinder erleben Eltern, die in ihrer Rolle angekommen sind und die wissen, was sie tun. Zumindest meistens.