Reiseübelkeit: Mama, Papa, mir ist schlecht!

kleinkind im auto leidet unter reiseübelkeit
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Reiseübelkeit – Habt ihr diesen Ausspruch auch schon von euren Kindern während dem Autofahren gehört? Kurze Zeit später ist das Malheur oft schon passiert. Spätestens in diesem Moment wird die Fahrt von A nach B für viele Kinder und ihre Eltern zur Qual und man freut sich, wenn man gerade noch rechtzeitig das passende Sackerl griffbereit hat und alles darin landet…Ein ganz klarer Fall von Reiseübelkeit.

Die Ferienzeit steht vor der Tür und damit auch Pläne für Ausflüge, Kurzurlaube, Wochenendtrips oder einen längeren Sommerurlaub.

Unerwünscht ist hier wohl die Begleitung der sogenannten Reiseübelkeit. Sie wird zum Elternschreck. Spätestens dann, wenn es vom Rücksitz ertönt: „Mama, Papa, mir ist schlecht!!!“. Sei es auf der großen Fahrt ans Meer, auf dem Weg zum Schwimmbad, beim Wochenendausflug oder nur auf der Reise zu Oma und Opa: vielen Kindern wird beim Autofahren schlecht. Da gehört der verzweifelte Hilferuf von hinten im Auto genauso zum Familienurlaub, wie der ungeliebte Verkehrsstau. Ja.­ Übelkeit und Erbrechen unterwegs können Eltern und Kindern sogar die ganze Ferienlaune vermiesen.

 

Warum manche Kinder von Reiseübelkeit betroffen sind und ihre Geschwister z.B. gar nicht

Wie stark der Reiz sein muss, um eine Reisekrankheit auszulösen, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Am stärksten und häufigsten davon betroffen sind Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren. Kinder werden insbesondere deshalb so oft von Übelkeit beim Autofahren geplagt, weil ihr Gehirn noch nicht vollständig ausgereift ist und sich permanent immer neue Schaltstellen entwickeln. Ihnen machen die unterschiedlichen Eindrücke deshalb besonders zu schaffen. Das lästige Übel entsteht durch widersprüchliche Informationen, die zwei verschiedene Sinnessysteme erhalten. Während die Augen auf das Innere im Auto, auf Bücher oder Spielsachen gerichtet sind und dem Gehirn „Stillstand“ signalisieren, registriert unser Gleichgewichtsorgan „Ohr“ allerdings starke Lageveränderungen, beispielsweise Kurven und Hügel.

Diese unterschiedlichen Gefühle werden vom Gehirn als Unstimmigkeit wahrgenommen, auf die es mit der Reisekrankheit reagiert. Klassische Symptome können sein :

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Schweißausbrüche
  • Blässe
  • Müdigkeit und Erschöpfung

Teenager und auch Erwachsene leiden wesentlich seltener unter Übelkeit bei der passiven Fortbewegung im Auto. Auch bei Babys ist der Gleichgewichtssinn noch nicht so ausgeprägt, dass die Bewegungsreize stören könnten. Sprich: je älter man wird, desto unwahrscheinlicher ist es, dass man von der sogenannten Reiseübelkeit heimgesucht wird. Grund dafür ist, dass man mit zunehmendem Alter unempfindlicher gegen das Ruckeln, Schaukeln und Schwanken wird.

Interessant ist auch, dass es von den Erwachsenen häufiger die Frauen sind, die von der Reisekrankheit betroffen sind als Männer. Da Frauen vermehrt an Tagen ihrer Periode und in der Schwangerschaft Symptome einer Reisekrankheit zeigen, gehen Mediziner davon aus, dass hier auch der Hormonhaushalt seine Finger im Spiel hat.

 

Die Reiseübelkeit austricksen

Wie gut, dass es ein paar gute und ganz einfache Tipps und Tricks gibt, mit denen man die Übelkeit überlisten kann. Idealerweise versucht man, dem Spuk gar nicht erst die Chance für seinen Auftritt zu geben. Dazu gibt es einige Ratschläge, die auf jeden Fall einen Versuch wert sind und in der Regel auch ganz gut funktionieren.

Frische Luft tanken

Wenn sich die Übelkeit anbahnt, ist nichts wichtiger als für frische Luft im Auto zu sorgen. Am besten man öffnet im Auto öfters die Fenster um frische Luft zu tanken. Idealerweise kombiniert man den Frischluftkick noch mit etwas Bewegung und fährt ab und zu rechts ran, steigt aus und lässt die Kinder sich ordentlich die Beine vertreten. Grundsätzlich ist es ratsam, starke Gerüche im Auto zu vermeiden, das sonst das flaue Gefühl im Magen noch verstärkt werden kann.

Leichte Kost

Kinder sollten niemals mit einem leeren Magen eine Reise antreten. Es empfehlen sich kleine, leichte Mahlzeiten – sie entlasten den Magen und beugen so der Übelkeit vor. Auch sollten lieber häufiger kleine Snacks gegessen werden, als zu große Portionen. Speziell während der Autofahrt ist das Kauen hilfreich. Hier ist Kaugummikauen mal ausnahmsweise erlaubt – zuckerfrei sollte er jedoch sein. Trockenes Brot, Zwieback und Obst sind ebenso ein heißer Tipp um die Kaubewegung in die Gänge zu bringen. Manchen Kindern hilft auch Traubenzucker um der Übelkeit vorzubeugen. Zusätzlich sollte auf genug Flüssigkeit geachtet werden – am Besten fährt man mit Wasser.

Sitzplatzwahl im Auto

Schon die Sitzplatzwahl im Auto sollte gut durchdacht sein. So kann man das Risiko verringern, dass der Start in den Urlaub zu einem Horrortrip wird. Wenn dein Nachwuchs besonders anfällig ist, sollte er immer in Fahrtrichtung sitzen, um so das Gleichgewichtsorgan nicht völlig zu überfordern. Der geeignetste Platz im Auto für ein Kind, das unter Reiseübelkeit leidet, ist der Beifahrersitz. Sollte dieser schon besetzt sein, ist die Mitte der Rückbank die zweite Wahl. So kann das Kind durch die Frontscheibe vorne hinausschauen und den Horizont betrachten. Das lindert bei vielen Kindern das „Schlechtsein“.

Die Nacht als Reisezeit

Als optimal hat es sich auch erwiesen, nachts in den Urlaub zu fahren. So gelingt es einem recht gut den Organismus zu überlisten. Grund hierfür ist, dass der Gleichgewichtssinn während des Schlafes ebenfalls ruht und in der Regel keine Übelkeit  hervorruft. Aber Vorsicht ist geboten: Für die Sicherheit aller Reisenden und die notwendige Aufmerksamkeit des Fahrers ist es am sinnvollsten die Abreise in den frühen Morgenstunden zu planen und davor einige Stunden Schlaf zu tanken.

Kinder sollten „aktiv“ reisen

Ebenso eine positive Wirkung in punkto Reiseübelkeit kann Ablenkung mit sich bringen.  Du dachtest immer Ablenkung durch Lesen hilft gegen die Übelkeit? Dann hast du dich leider geirrt. Denn wenn der Kopf nach unten geneigt ist und man auf eine starre Seite blickt, stellt sich das Gehirn auf Ruhe ein. Kommen dann Brems- und oder Kurvenbewegungen dazu, kommt das Gleichgewichtsorgan durcheinander und das schlägt sich dann auf den Magen.  Animation im Auto soll deshalb auch nicht herumspringen und gegen die Lehnen treten bedeuten, sondern zum Beispiel das aktive Beobachten der Umgebung. Wie wäre es zum Beispiel mit: Autos zählen, wie viele Autos in welcher Farbe sind im Verkehr, Kennzeichen raten oder mit dem guten, alten Spiel: Ich sehe was, was du nicht siehst? Ja, genau solche Spiele können erstaunlich gut helfen und so gut ablenken, dass Kindern gar nicht erst schlecht wird. Immer einen Versuch wert sind auch Hörspiele oder Musik CDs.

Häufige Zwischenstopps

Bessere Laune, Entspannung und Erleichterung verschaffen auch „häufige“ Pausen. Mache ungefähr alle 2 Stunden für einige Minuten eine Pause. Fester Boden unter den Füßen trägt zur Beruhigung des Gleichgewichtsorgans bei und die Übelkeit verfliegt dadurch so manches Mal. Den Spaßfaktor inklusive hat man, wählt man – wenn auf der Reiseroute vorhanden – einen Spielplatz zum kurzen Verweilen. So können sich die Kinder ordentlich an der frischen Luft bewegen und herumtoben.

Der medikamentöse Weg

Wenn mit den aufgezählten Tipps nicht der gewünschte Erfolg erzielt wird, hilft manchmal nur noch der Weg in die Apotheke. In Härtefällen gibt es verschiedenste medikamentöse Möglichkeiten, die auch schon für Kinder geeignet sind. Die meisten bekommt man rezeptfrei in jeder Apotheke. Die Bekanntesten unter ihnen sind Zäpfchen und Reisekaugummis. Während man die Zäpfchen schon in etwa 30 Minuten vor Abreise verabreichen sollte, kann man die Wirkstoff-Kaugummis auch noch kurz vor knapp einnehmen. Sie wirken bereits innerhalb weniger Minuten, also auch dann noch, wenn schon erste Beschwerden einsetzen. Auch pflanzliche Mittel können gut helfen. Hier kommen zum Beispiel hoch dosierte Ingwer-Extrakte zum Einsatz, die jedoch nicht für ganz kleine Kinder geeignet sind. Daneben gibt es noch eine Reihe von homöopathischen Mitteln , die den Magen beruhigen können. Auch mit einem Aroma – Riechstift (Angelikaöl, Fenchelöl, Ingweröl und Korianderöl) kann man es versuchen.

Zu guter Letzt sei dir sicher, dass jede Reise ein Ziel mit sich bringt und versuche entspannt zu bleiben und dein Kind zu ermutigen. Auf alle Fälle sollten im Auto folgende Dinge vorhanden und griffbereit sein: genügend leere und dichte Müllsäcke, wenn es mal schnell gehen muss, eine Wasserflasche, sowie Küchenrolle und Feuchttücher.

Gute Fahrt!

Geheimtipp: Akupressurbänder * wirken nicht nur bei Schwangerschaftsübelkeit, sondern auch bei Reiseübelkeit!

 

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