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Schnuller abgewöhnen. Der Schnuller muss weg. Nur wie? Und wann?
Schon im Mutterleib hat das Baby an seinem Daumen genuckelt – der Saugreflex ist angeboren und wichtig für das Überleben des Babys. Nicht nur seinen Hunger kann es damit stillen, sondern es lässt sich durch das Saugen wie durch Zauberhand beruhigen. Viel zu oft wird der Schnuller dann nicht nur zu einem treuen Begleiter, sondern zu einem „Lautstärkestöpsel“, sobald das Kind nur einen Mucks von sich gibt.
Schnuller abgewöhnen
Irgendwann kommt aber der Zeitpunkt: der Schnuller soll weg. Das Thema „Schnuller abgewöhnen“ steht plötzlich im Raum. Wenig überraschend geht dieser Wunsch meist von den Eltern aus, nicht vom Kind. Könnte aber natürlich auch sein – dann wird die Entwöhnung auch deutlich entspannter ablaufen, als wenn die Eltern das Kind dazu drängen oder versuchen, es zu überlisten. Schließlich sitzen einem die hohen Kosten für eine Zahnregulierung aufgrund einer Kieferfehlstellung, ausgelöst durch den häufigen Schnullerkonsum, gefährlich im Nacken. Auch die Blicke der anderen Leute werden als unangenehm empfunden, wenn das schon recht große Kind immer noch mit dem Schnuller im Mund herumläuft. „Aber geh, gib her den Schnulli. Du bist ja schon ein großer Bub“ unterstützen den Wunsch der Eltern, den Schnuller abzugewöhnen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt, dem Schnuller „Lebe wohl“ zu sagen? Wann ist es Zeit, das Thema „Schnuller abgewöhnen“ anzugehen?
Schnuller: win-win-Situation, oder?
Wusstest du, dass sich der Saugreflex schon mit etwa 8 Monaten langsam zurückbildet? – bis etwa 4 Jahre bleibt er aber noch erhalten. 8 Monate, das ist noch nichts im Vergleich zur Lebensdauer eines Menschen. Überlegen Eltern zuerst, wie sie den Schnuller am besten (und gesellschaftsfähigsten) am Kind befestigen könnten um ihn nicht ständig wieder in den Mund schieben zu müssen, beginnt irgendwann der Kampf, wie das unsichtbare Band zwischen Kind und Schnuller wieder getrennt werden kann. Wurde der Schnuller erst einmal angewöhnt, fällt es schwer, ihn wieder loszuwerden.
Es ist eine lieb gewonnene Möglichkeit, das Kind zu beruhigen. Auch das Kind möchte auf den Nuckelkomfort nicht mehr verzichten. Eigentlich wäre es ja eine win-win Situation für beide, wenn da nicht die Kieferfehlstellung wäre. Wir sind keine „Schnuller-Gegner“, denn es gibt tatsächlich Kinder mit einem sehr ausgeprägten Saugbedürfnis – da kann der Schnuller eine gute Entlastung sein. Was wir nicht mögen ist, wenn das Bedürfnis hinter dem Weinen gar nicht mehr gesehen, sondern automatisch ein Schnuller angeboten wird.
Schnuller abgewöhnen: Was Zahnärzte empfehlen
Zahnärzte empfehlen, den Schnuller bis zum dritten Geburtstag komplett abzugewöhnen. Je früher das Kind jedoch schnullerfrei ist, desto besser. Es leidet nicht nur das Gebiss unter dem häufigen Schnullereinsatz, sondern auch der Spracherwerb. Viele Logopäden kämpfen mit den Folgen des Schnullerkonsums, der Zahnfehlstellungen und der schlechten Aussprache. Dem Kind zu sagen „Ich verstehe dich nicht wenn du den Schnuller im Mund hast“ ist schon einmal eine gute Strategie, die Verwendung zu reduzieren. Kinder wollen verstanden und gehört werden und merken schnell, dass es mit dem Schnuller nicht klappt.
Beobachtet man Kinder, die den Daumen zum Nuckeln verwenden, so ist klar ersichtlich, dass das häufige Nuckeln langsam weniger wird, bis es ganz verschwindet. Das Saugbedürfnis ist angeboren und kann nicht abtrainiert werden – es vergeht.
Schnuller abgewöhnen: Jetzt kommt der Nikolaus ins Spiel
Die Taktik, dem Nikolaus den Schnuller mitzugeben (oder Osterhasen, Christkind, der Schnullerfee oder ihn – ups –zu verlieren) ist zwar beliebt, hat aber einen negativen Touch. Es ist ein „Auge zu und durch“, für beide Seiten. Das Kind, das plötzlich seinen Schnuller hergeben muss (vielleicht auch ohne Vorwarnung und Vorbereitung) und die Eltern, die den Protest des Kindes aushalten müssen. Keine besonders sanfte Entwöhnung – oder wie würdest du dich fühlen, wenn plötzlich deine Zigaretten oder dein Smartphone weg wären? Oder dein Lebenspartner? Zwar wäre dann der Nikolaus der Buhmann und nicht die Eltern, doch es hat auch etwas mit Ehrlichkeit dem Kind gegenüber zu tun. Finden wir zumindest.
Schnuller abgewöhnen: Es geht auch liebevoll
Der Schnuller wurde zu einem Lebensbegleiter, Seelentröster, Trostspender. Er begleitete beim Schlafen, beim Trösten, durch Krankheiten, im Kindergarten wenn die Mama nicht da war, nach einem Sturz, beim Kuscheln und bei Langeweile – da ist es doch nachvollziehbar, dass die Trennung schwer fällt, oder? Argumente wie „Da werden deine Zähne schief“ oder „Du bist doch schon ein großer Bub“ sind Kindern (meist) egal, sie können diese Argumente kognitiv noch gar nicht fassen.
Wird der Schnuller nun dem Nikolaus mitgegeben, passiert eines: Der Faktor der Freiwilligkeit geht verloren. Das Kind gibt den Schnuller nicht freiwillig her, sondern es wird zu seinem „Glück“ gezwungen. „Na komm, magst nicht dem Nikolaus den Schnulli geben? Dafür bekommst du ein Geschenk, bist ja schon ein großer Bub.“ Das Kind wird gedrängt. Ihm wird ein wichtiger Teil seines Lebens entrissen und es ist völlig machtlos dagegen. Was sollte es denn auch tun? Die Aussicht auf ein kleines Geschenk vom Nikolaus mag zwar verlockend sein, doch je jünger das Kind ist, desto weniger ist es sich der Konsequenzen seiner Handlung bewusst und der Kampf, das Geschrei, das bisher so erfolgreich mit dem Schnuller beendet wurde, kommt. Der Reiz des Geschenkes geht irgendwann verloren. Doch welche Alternativen haben Eltern?
Sanfte Schnullerentwöhnung – so kann es gehen
Einige. Nämlich eine sanfte und schrittweise Entwöhnung. Schwierige Situationen wie die Eingewöhnung im Kindergarten oder die Geburt eines Geschwisterchens („Jetzt bist du ja der große Bruder!“) sind denkbar ungünstige Zeiten, die Schnullerentwöhnung anzugehen.
Tipp Nr.1: Eine stressfreie Zeit auswählen. Gerade wenn sich das Kind auf neue Situationen einstellen muss, sind vertraute Gegenstände, sogenannte Anker, besonders wichtig. Veränderungen können eine Eingewöhnung sein, ein Umzug, ein Geschwisterchen….
Tipp Nr. 2: Statt dem Kind den Zugang zum Schnuller immer offen zu halten, könnte er etwa am Spielplatz im Wagen bleiben. Das wäre eine Abmachung, an die das Kind sich halten kann. Dazu ist es aber auch wichtig, dass nicht mehrere Schnuller in der Wohnung verstreut liegen, sondern die Bereiche begrenzt sind. Kinder können schon mit einem Jahr verstehen, dass es den Schnuller etwa nur noch im Bett oder im Auto gibt. Das hat auch den Vorteil, dass die Nuckelzeiten dort immer kürzer werden. Nach und nach sollte der Schnuller untertags komplett verschwinden, bevor mit etwa 2,5 – 3 Jahren der Schritt des schnullerfreien Betts geschieht. Zuerst wird der Schnuller noch beim Vorlesen verwendet, dann kommt er aber weg über Nacht. Irgendwann wird das Ritual dann geändert, dass der Schnuller auch beim Vorlesen nicht mehr verwendet wird.
Tipp Nr.3: Besonders nett ist es auch, die Entwöhnung des Schnullers mit passenden Bilderbüchern zu begleiten – dieser gibt es eine ganze Menge und sie helfen dem Kind bei diesem neuen Schritt in das Leben der Großen.
Tipp Nr.4: Geduld ist ein wichtiger Faktor: Genauso wie alle Kinder irgendwann aufhören am Daumen zu lutschen, geben auch alle Kinder ihren Schnuller oder ihre Windel ab. Oder kennst du einen 18-jährigen, der noch mit Schnuller herumläuft? Das Saugbedürfnis entwickelt sich langsam zurück und dann ist es mit der Entwöhnung auch kein Problem.
Wichtiger als der Zeitpunkt ist die Häufigkeit des Konsums: Ein 3,5-jähriges Kind, das abends noch 5 Minuten zum Einschlafen am Schnuller nuckelt, wird die Gesundheit seines Kiefers nicht gefährden. Hätte es den Schnuller im Dauerkonsum im Mund, schon. Die Dosis macht das Gift.
Ist dann der erste schnullerfreie Tag geschafft, spricht nichts gegen ein kleines Abschiedsritual oder auch ein kleines Geschenk – für das Kind ist es ein großer Schritt.
Und wie ist deine Taktik? Wirst du dem Nikolaus den Schnuller mitgeben? Welche Tipps hast du noch für uns? Schreib es uns in den Kommentaren!