Schnullerentwöhnung – einen wichtigen Begleiter verabschieden. Nur wie?

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Hallo liebes welovefamily-Team! Unser Kleiner wird in genau 2 Monaten 3 Jahre alt und nun ist es bald soweit, dass er sich von seinem heißgeliebten Schnuller – oder wie wir sagen „Foppi“ –  trennen muss. Meine Mutter hat dazu ein Buch für ihn geschrieben , auf meinen Wunsch hin, indem es darum geht, dass er seinen Foppi gemeinsam, mit seinen Eltern bei einem Ausflug, in einen Ententeich schmeißt für eine Babyente, und dafür darf er sich anschließend in einem Spielzeuggeschäft etwas aussuchen. Das Buch lesen wir nun seit Sonntag und wir haben uns zusammen einen Termin in 2 Wochen ausgemacht, an dem dieser Ausflug stattfinden soll. Ich mag gar nicht daran denken wie es ohne den Foppi wird. Er hat ihn nur zum Schlafen, aber er hängt extrem an ihm. Könntet ihr vielleicht einen Artikel darüber schreiben was es für Alternativen gibt? Vielen Dank! Lg Jessica

Liebe Jessica,

danke für deine Frage. Erstmals finde ich es ganz süß, dass deine Mutter extra eine Geschichte für deinen Sohn geschrieben hat, um ihm die Schnullerentwöhnung zu erleichtern und ihn darauf vorzubereiten. Das finde ich wirklich rührend.

Was mir bei deiner Frage auffällt: Du schreibst, dein Sohn muss sich nun von seinem Schnuller trennen, du magst wiederum gar nicht daran denken, wie das dann ohne seinen Foppi wird, weil er ihn zum Schlafen braucht. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann braucht er ihn nur noch zum Schlafen und nicht mehr untertags, oder?

Ich finde es wichtig, dass die Schnullerentwöhnung nicht nach dem Prinzip „Augen zu und durch“ geschieht, sondern sanft. Der Schnuller ist für deinen Sohn ein wichtiger Tröster und ein wichtiger Bestandteil seines Lebens, der ihm Trost gespendet hat, ihm das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermittelt hat. Dein Sohn hat mit drei Jahren einfach noch kein Verständnis dafür, dass seine Zähne durch das Nuckeln schief werden könnten oder sich ein offener Biss bildet, weil er diese Tatsachen kognitiv noch nicht fassen kann. Und ich finde es auch wichtig, dass unmittelbar vor der Schnullerentwöhnung keine große Veränderung ansteht wie ein Umzug, ein Geschwisterchen, der Beginn im Kindergarten etc. Gerade wenn sich für dein Kind viel ändert, dann braucht er seine gewohnten Sachen, bis er sich gut darauf eingestellt hat.

Du hast es schon richtig gemacht, dass du deinen Sohn sanft und langsam auf die Schnullerentwöhnung durch die Geschichte vorbereitet hast. Den Abschied gut vorzubereiten halte ich für sehr wichtig und der Abschied sollte dann auch freiwillig geschehen. Wenn ihr den Ausflug macht und dein Sohn ist nicht bereit den Schnuller der Ente zu geben, dann lass ihn. Je mehr Selbstbestimmung er bekommt, desto einfacher ist es. Den Schnuller einfach dem Osterhasen oder dem Nikolaus mitzugeben halte ich für eine sehr fragwürdige Methode, weil dabei die Freiwilligkeit beeinflusst wird. So auch ein wenig mit der Babyente, die den Schnuller dann bekommen soll und dafür darf er sich ein Geschenk aussuchen. Ich würde dir eher zu einer sanften Abgewöhnung raten, die bei euch ohnehin schon geschehen ist, weil dein Sohn den Schnuller nur noch zum Schlafen benutzt. Halte weiter an diesem Weg fest!

Vielleicht kannst du mit ihm vereinbaren, dass das Nuckeln beim Abendritual integriert ist, etwa, wenn du eine Geschichte vorliest, dann darf er noch nuckeln, danach wird er weggepackt. Je weniger dein Kind den Schnuller im Mund hat, desto weniger musst du dich mit der Abgewöhnung beeilen, ihn unter Druck setzen oder ihn  mit Geschenken bestechen: Wenn dein 3-jähriger Sohn noch abends 5 Minuten nuckelt, dann wird das Gebiss davon keinen Schaden nehmen und es wird dann bald so weit sein, dass er den Schnuller gar nicht mehr braucht. Ich würde da den Druck ein bisschen rausnehmen und ihm sein Nuckeln noch zugestehen, aber mit Absprachen, die er mit 3 Jahren schon gut verstehen kann. Denn was machst du, wenn zwar der Schnuller weg ist, er dann aber schlecht schlägt oder sich am Daumen bedient? Mit 3 Jahren hat dein Sohn noch immer ein Saugbedürfnis und gerade abends wirkt das Nuckeln besonders beruhigend. Saugen ist en Grundbedürfnis, es ist angeborener Reflex, der die Nahrungsaufnahme und das Überleben sichert. Saugen verhilft aber auch zur Beruhigung und zum Stressabbau. Ein dauerhafter Schnullergebrauch hat definitiv einige Nachteile, aber es macht auch hier die Dosis das Gift. Beobachte also, wie häufig, wann und wie lange dein Sohn seinen Foppi tatsächlich braucht. In welchen Situationen kommt es vor? Dann kannst du die Sache angehen, mit deinem Sohn ins Gespräch komme und mit ihm Absprachen treffen, wann er den Schnuller noch braucht und wann er vielleicht durch andere Rituale wie Kuscheln etc. ersetzt werden kann. Ist er dann bereit den Schnuller abzugeben, dann kann auch gerne die Schnullerfee kommen oder er darf sich ein Geschenk dafür aussuchen. Wichtig ist, dass es seine Entscheidung ist.

Erkennst du aber bei deinem Sohn keine Freiwilligkeit nach einigen Versuchen, dann gibt es auch ein paar Tricks:

Wenn du den Sauger mit einer Nadel anstichst, dann führt das dazu, dass manche Kinder das Saugen dann keinen Spaß mehr macht. Oder du kannst jeden Tag ein kleines Stück des Saugers abschneiden, sodass es immer schwieriger wird, den Foppi im Mund zu behalten. Irgendwann geben Kinder dann entnervt auf. Aber bitte nur bei Latex-Schnullern abschneiden, denn bei Silikon-Schnullern kann passieren, dass Teile abgebissen und eingeatmet werden können.

Jan Uwe Rogge stellt in einem Buch die Frage, ob es das wert sei, deinem Kind auf Biegen und Brechen den Schnuller abzugewöhnen, wenn es dadurch andere psychische Probleme erleidet. Der Schnuller wurde zu einem wichtigen Objekt, zu einem Tröster und er kann jetzt nicht einfach weggezaubert werden. Das Abgewöhnen braucht Zeit und Geduld, aber dann kannst du deinem Kind auch achtsam und respektvoll begegnen.

Ich hoffe, meine Gedanken unterstützen euch bei der Schnullerentwöhnung und ihr findet eine gute Lösung für euch.

Liebe Grüße, Anna von welovefamily

Quellen:

Jan-Uwe Rogge: Kinder haben Ängste: Von starken Gefühlen und schwachen MomentenVivian Dittmar: Kleine Gefühlskunde für Eltern: Wie Kinder emotionale & soziale Kompetenz entwickeln

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