Schulweg: Kinder schaffen den Schulweg alleine

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Der Schulweg – Wenn meine beiden Kinder in die Schule gehen, müssen sie eine große, stark befahrene Straße überqueren. Es gibt eine Fußgängerampel, die den Verkehr regeln soll und so den SchülerInnen helfen, die Straße zu überqueren. Doch viele Autofahrer halten sich nicht an die Ampel, sondern fahren einfach bei Rot weiter. Deswegen wissen meine Kinder, dass sie auch dann, wenn ihre Ampel grün zeigt, doch noch einmal links und rechts schauen sollen, bevor sie die Straße queren.

Meinen Kindern macht es Spaß, sie sind stolz darauf, dass sie als eine der wenigen Kinder den Schulweg alleine gehen dürfen. Denn nur noch wenige Eltern überlassen ihren Kindern im Volksschulalter den Schulweg alleine. Im Gegenteil: Die meisten der Kinder – so die Beobachtung an unserer Schule – wird mit dem Auto bis direkt vor das Schultor gefahren. Dabei wohnen manche der Kinder nur wenige Gehminuten von der Schule entfernt. Doch ab wann können Kinder den Schulweg alleine meistern?

Großeltern-Bullshit-Bingo-3Zur Vorbereitung auf die Schule zählen nicht nur zahlreiche Einkäufe, die Schultasche und die Schultüte, sondern auch der Schulweg, der am besten schon jetzt mit den Kindern geübt werden sollte – so Experten.

Schulweg: Die Angst der Eltern

Ich kann all die Sorgen rund um den Schulweg als Mutter verstehen: Es sind mehr Autos auf den Straßen, der Verkehr wurde dichter und gerade in der Früh, wenn alle hektisch sind und zur Arbeit müssen, auch stressiger. Die Angst, es könnte im Straßenverkehr etwas passieren ist größer denn je und das nicht ohne Grund. Die VCÖ schreibt, dass in den letzten 15 Jahren die Verkehrssicherheit in Österreich für Kinder zwar gestiegen sei, aber denn wurde 2014 im Durchschnitt alle drei Stunden ein Kind bei einem Verkehrsunfall verletzt. Allerdings war diese Rate schon um ein Drittel niedriger als jene von 2000 und auch die Zahl der tödlichen Unfälle ging um 70 Prozent zurück. Von 2000-2014 kamen 274 Kinder in Österreich bei einem Verkehrsunfall ums Leben, rund 52.000 wurden verletzt.

„Wichtig sind Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Umfeld jeder Schule und jedes Kindergartens. Dort, wo viele Kinder unterwegs sind, soll maximal Tempo 30 erlaubt sein. „Bei Tempo 30 beträgt der Anhalteweg, also Reaktionsweg und Bremsweg, rund elf Meter, bei Tempo 50 ist der Anhalteweg doppelt so lange. Nach elf Metern würde das Tempo 50 Auto ein Kind mit voller Geschwindigkeit treffen“, macht VCÖ-Experte Gansterer auf den Unterschied aufmerksam.“ (VCÖ, 2015)

Schulweg: Der sicherste Weg für dein Kind

Meist führen nicht nur mehrere Wege nach Rom, sondern auch in die Schule. Für viele Eltern ist der Schulweg kein Kriterium bei der Auswahl der Schule, sondern das pädagogische Angebot und die Ausrichtung bzw. Deckung mit den Werten des Elternhauses. Das ist auch wichtig, keine Frage, doch für das Selbstbewusstsein der Kinder kann es von großer Bedeutung sein, auch schwierige Situationen wie den Schulweg alleine zu schaffen.

Wer unsicher ist, welcher Weg nun der sicherste ist, kann auf wien.gv.at für jede Volksschule in Wien den sichersten Schulweg anschauen und so gefährliche oder unsichere Stellen meiden. Auch Schülerlotsen stehen in den ersten Schulwochen zur Verfügung und unterstützen die Kinder beim Schulweg. Während die Eltern in den ersten Schulwochen das Kind noch begleiten sollen, kann langsam die „Leine“ etwas länger gelassen werden – das Kind darf entscheiden, wann es die Straße quert, es darf ein paar Schritte vor den Eltern gehen, es darf in einer Gruppe mit anderen Kindern gehen und die Eltern entfernen sich immer mehr.

Eine Elternbroschüre mit dem sichersten Umweg wird in den ersten Tagen von der Schule ausgeteilt. Es gilt zu beachten, dass nicht immer der kürzeste Weg auch der sicherste sein muss. Kleine Umwege erhöhen die Sicherheit und das sollten einem die paar Meter schon wert sein.

Das Schulwegtraining

Mit etwa 5-6 Jahren sind Kinder langsam in der Lage, Gefahren einzuschätzen,  mit 8 Jahren sind sie fähig, Risiken vorauszusehen oder abzuschätzen, wie die Gefahr reduziert werden kann. Erst mit etwa 10 -12 Jahren können Kinder sich vorbeugend verhalten, um Gefahren auch tatsächlich zu reduzieren. Daher ist Übung das wichtigste Training überhaupt, bevor Kinder den Schulweg alleine gehen dürfen. Eltern haben dabei Vorbildwirkung: bei der Straße stehen bleiben, lieber den Zebrastreifen benutzen, genau schauen, nicht bei Rot gehen, bei uneinsichtigen Stellen ruhig einmal länger warten. Daher beginnt das Training für das Verhalten im Straßenverkehr nicht erst mit dem Schulalter, sondern schon viel früher, denn Kinder beobachten ihre Eltern genau. Vielleicht ist es spätestens jetzt an der Zeit, sich über sein eigenes Verhalten Gedanken zu machen und das nächste Mal doch stehen zu bleiben bei der Ampel, wenn zwar das eigene Kind nicht dabei ist, aber eine andere Familie neben einem steht.

An erster Stelle stehen aber Erklärungen, etwa bei Garagenausfahrten, bei schwierigen Kreuzungen (trotz Ampelregelungen) und der Hinweis, auch bei Grün noch einmal zu schauen, denn Einsatzfahrzeuge müssen nicht stehen bleiben. Damit Kinder sich im Straßenverkehr sicher bewegen können, sollten sie schon einiges können:

„Zur Vermeidung von Unfällen benötigen Kinder u.a. folgende Fähigkeiten:

  • Kinder müssen Gefahrensituationen erkennen und voraussehen können.
  • Sie müssen wissen, wie sie Gefahrensituationen meiden können und wie sie sich in Gefahrensituationen verhalten sollen, um nicht zu verunglücken.
  • Sie müssen Entfernungen und Geschwindigkeiten von Fahrzeugen einschätzen können.
  • Sie müssen aufmerksam sein und sich auf die für ihre Sicherheit wichtigen Aspekte des Straßenverkehrs konzentrieren.
  • Sie dürfen sich nicht durch die vielfältigen Reize unserer Umwelt vom Straßenverkehr ablenken lassen.
  • Sie müssen das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer einschätzen und voraussehen können.
  • Sie müssen ihren Bewegungsapparat ausreichend beherrschen und koordinieren können, um als Fußgänger, Radfahrer oder Inline-Skater Gefahrensituationen bewältigen zu können.“ (Kindergartenpädagogik, 2015)

Hindernisse auf 1,10m Höhe

Wir Erwachsene tun uns leicht, über parkende Autos hinwegzuschauen und erkennen schon rechtzeitig, ob ein Auto kommt oder nicht. Wer die Welt aber mit den Augen des Kindes sehen möchte, wird schnell erkennen, dass viele Gegenstände leicht den Blick versperren: Mistkübel, Fahrradständer und andere Gegenstände sind da schnell im Weg.

Sehen und gesehen werden ist unerlässlich, um sicher in die Schule zu kommen. Daher dem Kind zeigen, wie es sich in Situationen verhält, in denen es schlecht sieht, um auch von anderen Verkehrsteilnehmern rechtzeitig gesehen zu werden.

Schulweg: Die Sache mit den Ablenkungen

Die Müllabfuhr, das Flugzeug oder ein kleiner Vogel: Auf jedem Schulweg lauern zahlreiche Ablenkungen, die die Konzentration des Kindes weg von der Straße richten. Es ist wahrscheinlich alles spannender, als auf den Verkehr zu achten. Kein Kind und auch kein Erwachsener kann die Ablenkungen einfach ausblenden, aber jeder kann dafür sensibilisiert werden, sich auf die Straße zu konzentrieren und nicht zu albern (vor allem dann, wenn Kinder in der Gruppe gehen): Da darf es kein Laufen, Schubsen oder Hüpfen bei der Straße geben, denn andere Verkehrsteilnehmer können so nicht einschätzen, ob das Kind nun tatsächlich stehen bleibt oder doch schnell einen (unkontrollierten) Schritt nach vorne macht. Auch das Spielen mit dem Handy ist auf dem Schulweg keine gute Idee, denn es lenkt vom Verkehr ab.

Die richtige Kleidung kann Leben retten

Kinder sind nicht nur kleiner und werden daher nicht so leicht gesehen, sie tragen oft dunkle Jacken, die es besonders im Winter schwierig machen für andere Verkehrsteilnehmer, die Kleinen zu erkennen. Laut einer Statistik der AUVA stagniert seit 2002 die Unfallrate bei Schulkindern: In Österreich liegt sie bei 51-54 Unfällen auf 1.000 Schulkinder, im Osten Österreichs sogar noch häher. Gerade in den Monaten Oktober bis März passieren die meisten Schulwegunfälle. Helle, bunte, reflektierende Anhänger oder Aufkleber auf der Kleidung und auf der Schultasche sind für die Sicherheit des Kindes wichtig, denn nur so werden sie gesehen und geben anderen die Chance, noch rechtzeitig für sie zu bremsen. Im Gegensatz zu dunkel gekleideten Kindern, die erst aus 25-30 Meter Entfernung wahrgenommen werden, werden Kindern mit reflektierender Kleidung bereits aus 130-160 Metern Entfernung gesehen. Da zahlt es sich aus, beim nächsten Jackenkauf darauf zu achten, oder extra Reflektoren zu kaufen (oder gemeinsam aus Reflektorfolie zu basteln).

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