Sommerferien verkürzen – was sagt ihr dazu?

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Es wurde gesagt, dass neun Wochen Sommerferien zu lang sind und eine neue Aufteilung der Schulferien überlegt wird– und jährlich grüßt das Murmeltier. Statt neun Wochen von Ende Juni bis Anfang September sieht sie die Lösung in der Verlagerung von zwei Ferienwochen in den Herbst. Das Argument: Eltern hätten dadurch weniger Probleme mit der Betreuung.

Wir fragen uns: Wirklich?

So schaut es aus: Knapp ein Vierteljahr Ferien

Die Länge der Sommerferien hat einen historischen Grund: Kinder waren früher wertvolle Arbeitskräfte – wenn sie schon das restliche Jahr ausfallen, dann sollten sie doch bitte in der Erntezeit zur Verfügung stehen. So kamen also die Ferien zustande: Ernten im Sommer, im Herbst dann die Kartoffeln und in den Osterferien müssen ja die Feldfrüchte raus. Die Bedeutung der Ferien hat sich aber gewandelt: Heute stehen Erholung, Urlaub, Ausspannen und Energie tanken am Programm. Freie Zeit ohne Eltern für die persönliche Entfaltung. Kinder brauchen die Pause auch, da sind sich wohl Eltern und Pädagogen einig: Schule ist anstrengend, es wird immer mehr gefordert, die Ansprüche steigen und die Zeit für eigene Interessen sinkt.

Die Lehrer-Sicht beruft sich immer wieder darauf, dass in den neun Wochen Sommerferien zu viel Wissen verloren geht und man dann erneut mit Unterrichtsstoff anfängt, der eigentlich schon sitzen sollte.

Wie verbringen Kinder die Sommerferien?

Und wie verbringen die Kinder die Sommerferien? Ist es für sie Erholung pur? Sind sie wochenlang auf Urlaub, erleben Abenteuer und gibt es genug Zeit für die Familie? Wir haben uns in unserem Umfeld einmal umgeschaut:

  • Die Eltern häufen Überstunden an, um diese im Sommer zu verbrauchen. Bedeutet: gestresste und geschlauchte Eltern unterm Jahr.
  • Da gibt es Ferienlager und Kurse, die die Kinder besuchen – sicher ein Abenteuer für die Kinder, aber gemeinsame Zeit mit den Eltern schaut irgendwie anders aus. Und leisten muss man sich dieses Abenteuer auch erst einmal können
  • Die Eltern teilen sich den Urlaub und gehen nacheinander, um einen Großteil der Ferien abzudecken – bedeutet: Kein gemeinsamer Urlaub als Familie oder Zeit mit beiden Elternteilen
  • Kinder werden im Wechseldienst mit Freunden betreut – viel Zeit mit anderen Kindern, aber wiederum nicht mit den Eltern gemeinsam
  • Die Großeltern springen ein – nicht jede Familie hat diese Möglichkeit
  • Ein Elternteil  ist zu Hause und übernimmt die Betreuung – praktisch, aber nicht in jeder Familie umsetzbar
  • Ältere Geschwister babysitten – auch nicht gerade lustig
  • Kinder sind alleine zu Hause und dürfen die Wohnung nicht verlassen – Langeweile in den 4 Wänden
  • Kinder werden mit auf die Arbeit genommen bzw. die Arbeit mit nach Hause

Bestimmt gibt es Eltern, die die ganze Betreuungssituation im Sommer locker stemmen – wir kennen aber eher die gestressten, die dann froh sind, wenn die Ferien vorbei sind und ihr Plan, den sie schon im Februar geschmiedet haben, aufging. Und wenn vielleicht noch eine Woche gemeinsamer Urlaub dabei rauskam, super.

Aberlöst eine Aufteilung der Ferien wirklich das Problem? Oder sollte gar eine Kürzung angedacht werden?

Alte Debatte neu aufgegriffen

Bereits 2014 hat die damalige Bildungsministerin Heinisch-Hosek die Debatte um die Kürzung der Sommerferien angeregt. Gespräche gab es zwar mit der Lehrergewerkschaft und den Elternvertretern, aber mehr Schwung kam nie so wirklich in die Sache. Vielleicht ändert sich das jetzt.

Wir haben uns die Idee einmal näher angeschaut:

Das Gute an der Idee

Karmasin spricht sich eindeutig nicht für weniger Ferien aus, sondern für eine Umverteilung und eine bessere Aufteilung. Eine Verlängerung der Herbstferien ist definitiv interessant, denn gerade für jüngere Kinder ist der „Herbstblock“ sehr lange und anstrengend, wenn nicht Feiertage und Fenstertage günstig fallen. Den Kindern käme die Pause im Herbst definitiv zugute. Schade nur, dass das schöne Wetter dann eher in anderen Ländern zu finden ist – wer dann noch ein wenig Sonne abbekommen möchte, muss wegfliegen. Würden die Sommerferien nur eine Woche gekürzt werden und stattdessen die Herbstferien verlängert, dann wären auch die Bedenken hinsichtlich Pflichtpraktika im Sommer in den höheren Schulen weniger.

Die Masse an Schulstoff macht eine Erholungszeit zwischendurch nötig.

Der Nachteil

Wir sehen nicht, wie die Versorgungsprobleme durch eine Verlagerung gelöst werden sollen. Auch dann, wenn die Ferien anders aufgeteilt sind, müssen die Kinder dennoch betreut werden – ganztätige Betreuungsangebote gibt es zu wenige und von einer Erhöhung des Urlaubsanspruchs war in den Vorschlägen nichts zu lesen. Wobei es durchaus ein Gedanke wäre, Eltern mit betreuungspflichtigen Kindern größere Urlaubskontingente zur Verfügung zu stellen.

Die Betreuungsprobleme der Sommerferien lösen die Herbstferien also auch nicht – der Betreuungsaufwand bleibt gleich. Und für die Kinder bedeutet es zwar keine Schule, aber ausspannen schaut auch anders aus, als von A nach B chauffiert werden.

Bezahlbare Angebote

Für Eltern stellt die Betreuung in den Ferien eine große Herausforderung dar: Genügend Angebote gibt es zwar, aber für Mehrkindfamilien sind diese kaum leistbar. Ich spreche aus eigener Erfahrung, wenn ich für drei Schulkinder für eine Woche Betreuung von 9-16 Uhr mit Verpflegung pro Kind 250 Euro bezahle. Das sind in der Woche 750 Euro – manchmal ist ein Rabatt für Geschwisterkinder möglich, aber oft nicht. 750 Euro für eine Woche Ferien – das geht ins Geld. Geld, das viele Familien nicht haben und auch nicht bekommen.  Günstigere Angebote sind Mangelware und schnell ausgebucht. Was bleibt vielen Familien also anderes übrig als den Urlaub zu teilen? Die Unterstützung der Großeltern ist auch nicht gewiss, weil diese vielleicht selbst noch berufstätig sind oder gar nicht in der Nähe wohnen. Ein Ausbau an guten und leistbaren Angeboten wäre definitiv wünschenswert.

Österreich im Durchschnitt

Keinesfalls stehen wir mit unserem „Problem“ aber alleine dar: Es gibt in Südeuropa und im Baltikum Sommerferien mit bis zu 13 Wochen. Kürzere Ferien mit im Durchschnitt 6 Wochen haben Großbritannien, Dänemark, die Schweiz und Deutschland. Ausgeglichen werden kürzere Sommerferien dann auch in diesen Ländern durch ausgedehnte Herbstferien.

Was meinst du zu diesem Thema? Sollen die Sommerferien gekürzt werden?

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