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Wenn man die Frage beantworten möchte, warum Kinder Süßes lieben, dann muss man in die Vergangenheit des Menschen schauen und einen Blick auf die Evolution werfen. Es hat mehrere Gründe, warum Kinder von Natur aus Süßes lieben – es wurde ihnen die Geschmacksrichtung in die Wiege gelegt. Fruchtwasser und Muttermilch haben beides einen süßen Geschmack und zählen zu den ersten Geschmackserlebnissen eines Kindes, die sich einprägen.
Das Problem ist nur, dass der heutige Überfluss an Lebensmittel und so auch an Süßspeisen, einen richtigen Umgang braucht, damit weitere gesundheitliche Erkrankungen ausgeschlossen werden können.
Von Jäger, Sammlern und dem Geschmacksinn
Bevor die Landwirtschaft durch unsere Vorfahren vor etwa 15.000 Jahren entdeckt wurde, sicherten Jagen und Sammeln die Versorgung. Um die giftigen von den ungiftigen Pflanzen unterscheiden zu können, gab es neben den Farben der Lebensmittel einen eindeutigen Faktor: Der Geschmack. Die Information, dass „süß“ für nicht giftig und energiereich steckt, schaffte es schon vor Urzeiten in unser Erbgut und sicherte so das Überleben der Menschheit. Sie lieferten rasch Energie, die in Zeiten, wo es keine fixen Mahlzeiten und überfüllte Supermärkte gab, überlebenswichtig waren. Bis heute werden Babys auf der ganzen Welt mit demselben genetischen Code geboren, wie er auch schon in der Urzeit bekannt war.
Instinktiv bevorzugen also auch Babys und Kleinkinder von heute auf der ganzen Welt Lebensmittel mit süßem Geschmack. Und in allen Ländern der Welt, ob in Amerika, China oder Namibia spielen sich vor den Süßigkeitenregalen dieselben Szenen ab: Kinder betteln nach Süßem.
Heißhunger auf Süßes im Kindesalter
Unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit stehen in enger Verbindung mit unserer Ernährungsweise und den Lebensmittel, die wir zu uns nehmen. So ist es für Kindergarten- und Schulkinder wichtig, schon in der Früh etwas zu essen, damit sie die erforderliche Leistung und Konzentration aufbringen können.
Wissenschaftler stellten aufgrund einer Studie an der University of Washington fest, dass Kinder, die weniger Süßes bevorzugten, einen niedrigeren Spiegel eines Biomarkers aufweisen. Dieser steht in Verbindung mit dem Knochenwachstum. Daraus folgerten sie, dass der Heißhunger auf Süßigkeiten und die Vorliebe der Kinder mit dem raschen Wachstum in den ersten Lebensjahren zusammenhängt. Wenn sich das Wachstum dann verlangsamt oder einstellt, würde sich demzufolge auch der Bedarf an Süßigkeiten reduzieren. Die Wachstumsphase fordert dem Körper einiges ab, vor allem Energie. Und durch süße Speisen wird dem Körper diese Energie rasch zur Verfügung gestellt. Sie können damit ihr biologisches Bedürfnis stellen.
Die Krux mit dem Belohnungssystem
Bei allen Menschen lösen Süßigkeiten Glücksgefühle aus – das Belohnungssystem springt an. Dabei muss die Schokolade gar nicht gegessen werden. Es genügt auch, wenn man sie nur sieht, an die denkt oder riecht. Dadurch kommt es zu einem Ausschuss des Botenstoffs Dopamin, der unser Wohlbefinden regelt. Aus diesem Zyklus entsteht schnell die „Sucht“ nach Süßem und daraus ein übermäßiger Konsum, da der Bedarf immer höher wird, um das Glücksgefühl aufrecht zu erhalten. Leidtragend unter der Situation ist unsere Gesundheit. Denn Übergewicht, schlechte Ernährung, Unterversorgung und Karies sind mögliche Folgen eines zu hohen Zuckerkonsums.
Muss es immer Schokolade sein?
Bei Babys und Kleinkindern kann man dem Prinzip folgen: Was sie nicht kennen, vermissen sie auch nicht. Kekse, Schokolade und Gummibärchen waren sicher nicht jede Lebensmittel, die unsere Vor-Vor-Vorfahren als Süßigkeiten in der Natur fanden. Sondern es waren Beeren, Obst, Gemüse, Wurzeln. Aus diesem Grund ist es ratsam, Lebensmittel mit einem süßlichen Geschmack anzubieten, in Abwechslung oder Ergänzung mit bitteren oder leicht salzigen. Diese werden nach und nach akzeptiert, grüne Lebensmittel werden aber meistens im Kleinkindalter verschmäht. Warum das so ist, haben wir im Artikel „Warum Kinder keine grüne Lebensmittel mögen“ beschrieben.
Der bewusste Umgang mit Süßigkeiten
Süßigkeiten und Naschereien aus dem Ernährungsplan zu verbannen ist im ersten oder den ersten beiden Lebensjahren sinnvoll. Es wird sich aber nur schwer vermeiden lassen, dass das Kind mit industriell gezuckerten Speisen in Kontakt kommt. Eltern sollten ihren Kinder daher nicht nur einen bewussten Umgang mit Süßigkeiten vorleben, sondern sie sollten das Thema auch gemeinsam mit ihnen besprechen. Anschließend sollten sie Regeln aufstellen, die dem Kind möglichst viel Selbstbestimmung ermöglichen, aber das Naschen nicht überhand nimmt. Ob täglich eine Portion oder eine Naschlade mit einer vorher festgelegten Naschration mit freier Einteilung – das hängt vom Alter und Charakter des Kindes ab.
Süßigkeiten werden dann interessant, wenn sie zur Belohnung, als Trostspender oder zur Bestechung eingesetzt werden. Sind Süßspeisen und Naschereien hingegen ein Teil der Ernährung, finden Kinder diese auch weniger interessant.
Hat ein Kind aber doch vermehrt Heißhunger auf Süßes und stopft es bei jeder Gelegenheit Unmengen in sich hinein, lohnt sich der Blick auf die restliche Ernährung. Ist der Blutzuckerspiegel konstant? Dann sind die Heißhungerattacken auch weniger. Erreicht wird dies durch Vollkornprodukte, Obst und Gemüse, aber auch Flüssigkeit und genug Eiweißquellen.