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Jedes Baby schreit – das eine mehr, das andere weniger. Können körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, dann wird gerne auf „Koliken“ oder „Blähungen“ verwiesen, die als Grund für das Schreien herangezogen werden. Gerne beginnt dieses untröstliche Schreien in den Abendstunden und kann stundenlang anhalten. Irgendetwas muss ja daran schuld sein. Pupst das Baby dann öfters, dann sind es die Koliken. Klarer Fall, oder?
Sind Koliken der Grund für abendliche Schreikonzerte?
Nicht ganz. Echte Koliken sind bei einem Baby viel seltener als bisher angenommen. Dennoch hält sich fest der Gedanke, dass die Drei-Monats-Koliken die Ursache für das abendliche Schreien sind. Zumindest bei den Müttern. Eltern sind davon überzeugt, dass Blähungen hinter den Schreiattacken liegen. Dabei haben Studien gezeigt, dass unruhige Babys nicht mehr Gas in ihren Eingeweiden haben als ruhige (Dr. Roland Illingworth, 1954). Er hat auch aufgezeigt, dass das Vermeiden von blähenden Lebensmitteln keine Wirkung zeigt. Ebenso der Einsatz von Mittel, die die Blähungen mindern sollen.
Können es Verstopfungen sein?
Immer wieder hört man auch, dass Babys unter Verstopfung leiden und deswegen weinen. Das kann bei Babys, die mit Fertigmilch ernährt werden, in einzelnen Fällen auftreten. Vielmehr geht es aber um eine ungünstige Kack-Position: Könntest du am Rücken liegend deinen Darm entleeren? Hilf deinem Baby dabei, indem du es das nächste Mal über dem Waschbecken oder der Toilettenschüssel abhältst.
Verträgt mein Baby die Muttermilch nicht?
1983 haben schwedische Ärzte bewiesen, dass ein Baby nicht auf die Muttermilch der eigenen Mutter allergisch sein kann. Wenn ein Baby nach dem Abstillen keine Bauchschmerzen mehr hat, dann liegt es nicht an der Muttermilch sondern an Spuren von Kuhmilch, die es über die Muttermilch bekommen und nicht vertragen hat.
Warum schreit mein Baby dann?
Die Erklärungen können vielfältig sein:
- Dein Baby hat Gebärmutterheimweh:
Dein Baby vermisst die Zeit in deinem Bauch: umgeben von warmem Fruchtwasser, leichte schaukelnde Bewegung, 24h Nahrung und Sauerstoff ohne Anstrengung, Schutz vor Reizen
- Dein Baby möchte bewegt werden:
Dein Baby ist daran gewöhnt, passiv bewegt zu werden. Hast du dich bewegt, hat es sich auch bewegt und es war immer dabei. Babys wollen mitgenommen werden. Am besten erreichst du das, wenn du dein Baby in einem Tragetuch bei dir hast.
- Dein Baby fühlt sich unverstanden:
Fühlt sich dein Baby in seinen Bedürfnissen missverstanden, drückt es seinen Unmut durch vermehrtes Weinen aus.
- Dein Baby ist reizüberflutet:
Hattet ihr einen stressigen Tag und muss dein Baby nun viele Eindrücke und Reize verarbeiten, versucht es diese Anspannung durch Weinen loszuwerden. Alle Reize prasseln auf dein Baby ungefiltert ein und alles ist neu!
- Dein Baby verarbeitet seinen Tag:
Wenn dein Baby schon müde ist und die Erlebnisse des Tages noch verarbeitet, kommt es nur schwer zur Ruhe.
- Dein Baby wünscht sich Begrenzung:
Entgegen der Meinung, dass sich Babys nach der Geburt darüber freuen endlich mehr Platz zu haben, überfordert und verunsichert sie diese ungewohnte Weite, die sie erst kennenlernen müssen. Babys mögen es eng und warm.
- Dein Baby hat ein Geburtstrauma:
Liegt eine schwere Geburt hinter euch (mit Zange oder Saugglocke), wurde dein Baby per Kaiserschnitt geboren oder ist es eine Frühgeburt, können diese Erlebnisse Auslöser eines Geburtstraumas sein. Durch das Schreien teilt sich dein Baby dir mit und verarbeitet das Erlebte.
- Passivrauchen:
Es wurde ein Zusammenhang zwischen Schreiperioden und dem Nikotinkonsum der Eltern nachgewiesen.
- Dein Baby wurde geimpft:
Nachwirkungen von Impfungen können sich ebenso im übermäßigen Schreien äußern.
- Dein Baby spürt familiäre Belastungen:
Babys haben feine Antennen und spüren familiäre Spannungen.
- Dein Baby hat Asymmetrien im Kopf- und Schulterbereich:
Asymmetrien können bei der Geburt aufgetreten sein und so ein Unwohlsein bei deinem Baby hervorrufen. Am besten ist dein Baby dann bei einem Osteopathen aufgehoben, der diese Asymmetrien erkennen kann.
- Dein Baby hat Bauchkrämpfe
Durch das viele Schreien atmet dein Baby auch viel Luft ein, die wiederum zu Blähungen führen kann.
So kannst du deinem Baby bei Blähungen und Bauchkrämpfen helfen: Blähungen: Sanfte Hilfen für Babys Bauch
Auf keinen Fall solltest du dein Baby schreien lassen! Was dann im Babys Körper geschieht, kannst du in unserem Interview mit Dr. Renz-Polster nachlesen: Interview mit Dr. Renz-Polster: Das passiert, wenn du dein Baby schreien lässt
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