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Weinen Eingewöhnung – ein heikles Thema. Ein kleines Mädchen steht verloren in der Gruppe und weint. Sie ruft ihre Mama. Die Mama steht nur wenige Schritte von ihr entfernt in der Garderobe und tut sich sichtlich schwer, ihre Tränen zu unterdrücken. Solche und ähnliche Szenen spielen sich während der Eingewöhnung öfter ab.
Was eine gelungene Eingewöhnung ausmacht
Kinder haben die angeborene Fähigkeit, sich an mehr als eine Person zu binden. Diese Fähigkeit ist die Basis für eine außerfamiliäre Betreuung. Der Mensch ist ein soziales Wesen, das immer in Gruppen aufwuchs. Das berühmte „Dorf“, das heute in dieser Form nur mehr selten zu finden ist. Das Dorf ist nicht mehr die Familie, sondern es findet seine Erweiterung in der außerfamiliären Betreuung. Vom Begriff der Fremdbetreuung wollen wir Abstand nehmen, denn schließlich wird das Kind zu keinem Fremden gegeben. Die Eingewöhnung dient dem Kennenlernen einer anderen Bezugsperson und nicht nur dem Zurechtfinden in einer neuen Umgebung. Im Fokus sollte immer die Bindung an eine neue Person stehen. So kann die außerfamiliäre Betreuung eine Art erweitertes Wohnzimmer für ein Kind werden und genau das sollte es auch sein. Eine Erweiterung der Familie und ein Ort, an dem sich das Kind entwickeln kann, an dem es sich geborgen und sicher fühlt. Eine gute Eingewöhnungszeit ist für alle Beteiligten wichtig: Kind, Eltern und die Betreuer. Besonders für Säuglinge und Kleinkinder muss die Eingewöhnung individuell dem Kind angepasst werden, statt einem starren Modell zu folgen. Von möglichst kurzen Eingewöhnungszeiten ist abzuraten, weil so die Zeit fehlt, eine gute Bindung aufzubauen. Und eine gute Bindung zwischen BetreuerIn und Kind ist unerlässlich für eine gelungene Eingewöhnung.
Weinen Eingewöhnung: Warum weinen Kinder bei der Eingewöhnung?
Die Geister scheiden sich bei dem Thema, ob Tränen zur Eingewöhnung in den Kindergarten dazugehören oder nicht. Fakt ist: Wenn man sich derzeit in Kindergärten umschaut entdeckt man viele Kinder mit Tränen in den Augen und auch die ein oder anderen Eltern müssen sich zusammenreißen oder versuchen, ihre feuchten Augen zu verstecken. Weinen Eingewöhnung – irgendwie gehört das wohl zusammen.
Weinen Eingewöhnung: Trennung bedeutet Stress
Die Trennung von der Mutter, die in den meisten Familien die Hauptbezugsperson ist, fällt den meisten Kindern schwer und bedeutet: Stress. Biologische Erkenntnisse zeigen, dass Babys Stress noch nicht alleine abbauen können – dass sich Stress ungünstig auf die Entwicklung von Kindern auswirkt, haben wir bereits an anderer Stelle ausführlich erläutert. Daraus ergibt sich nur eines: Der Stress sollte bei der Eingewöhnung möglichst gering gehalten werden. Zum Thema Stress im Kindergarten gibt es zwei Studien, die immer wieder herangezogen werden: Diese Studien gehen vom körperlichen Stress aus, der nichts über die emotionale Belastung aussagt sondern nur erfasst, wie viel Energie das Kind für die neue Situation benötigt. Der Körper reagiert auf Stress mit der erhöhten Ausschüttung des Hormons Cortisol, das sich im Speichel messen lässt. Die Berliner Eingewöhnungsstudie kam zu dem Ergebnis, dass im Kindergarten der Cortisol-Spiegel um 70 bis 100 Prozent höher als zu Hause ist. Die Wiener Studie kommt zu dem Ergebnis, dass besonders Krippenkinder unter 24 Monaten eine schlechtere Stressverarbeitung als ältere Kinder haben, weil ihnen mögliche Bewältigungsstrategien fehlen. Ältere Kinder rufen einfach über das Spielzeugtelefon die Eltern an, während jüngere Kinder Schutz und Geborgenheit bei der/dem BetreuerIn suchen, der/die aber die Aufmerksamkeit auf mehrere Kinder lenken muss.
Um eine möglichst stressarme Situation für die Kinder zu gewährleisten, müssen ein paar Punkte erfüllt werden.
Weinen Eingewöhnung – so geht es ohne
- Die Eingewöhnung muss dem Temperament und Charakter des Kindes angepasst werden
- Der Betreuungsschlüssel sollte möglichst klein sein und 3:1 nicht überschreiten
- Eine sanfte und individuelle Eingewöhnung muss gegeben sein
- Die Betreuungszeiten sollten dem Alter des Kindes angemessen sein
Kein Kind muss sich ausweinen
Die Trennung der Eltern ist der Hauptgrund, warum Kinder bei der Eingewöhnung weinen und es ist auch normal. Weinen ist ein Anzeichen, dass das Kind seine Verbindung, die es zu den Eltern aufgebaut hat, aufrechterhalten möchte. Das Vertrauen in die Betreuer wird erst langsam wachsen und dann, wenn hier eine Bindung entstanden ist die dem Kind Sicherheit und Geborgenheit vermittelt, wird auch das Weinen langsam nachlassen. Entscheidend dafür ist, dass das Kind aufgefangen und dass es getröstet wird. Kein Kind sollte sich „ausweinen“ müssen, wie es leider immer noch vorkommt.
Kinder, die sicher gebunden sind, deren Bedürfnisse von Baby an wahrgenommen und erfüllt wurden, tun sich mit der Eingewöhnung häufig leichter. Eine gute Bindung ist immer der beste Start ins Leben, weil das starke Band zwischen Mutter und Kind Selbstvertrauen stärkt. Auf dieser Basis ist es für Kinder leichter, sich neuen Situationen zu stellen.