Wer nur von Urlaub zu Urlaub arbeitet, verpasst sein Leben

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Eines ist mir aufgefallen: Kaum steht der Sommer vor der Tür, sprechen alle Menschen nur noch von ihren Urlaubsplänen – exotische Fernreisen, Österreichurlaub, Wanderurlaub oder Badevergnügen pur. All inclusive, Selbstversorger oder nach dem Motto: Schauen wir mal, was kommt. Ganz egal, es dreht sich alles um den so lang ersehnten, wohl verdienten Urlaub nach langen und intensiven Arbeitswochen. Die Erwartungen an die zwei bis drei Wochen Auszeit von der täglichen Routine sind so hoch, dass die Gefahr, enttäuscht zu werden oder sich selbst einen zu großen Druck aufzubauen beinahe noch höher ist.

Doch warum brauchen wir überhaupt Urlaub vom Alltag?

Ein größeres Auto, ein teures Haus, das neue Handy, die Playstation, der Flachbildfernseher, die Markenklamotten – all das und noch viel mehr suggeriert uns die Werbung, brauchen wir für ein glückliches Leben. Doch das braucht Geld, das nicht auf Bäumen wächst und auf den Lottogewinn sollte man sich bei seiner Kalkulation auch nicht verlassen. Also muss mehr gearbeitet werden: Überstunden, lange Wochen, Wochenendarbeit. Das hört sich nicht nur anstrengend an, das ist es auch. Und genau das macht uns nicht glücklich, weil wir dann kaum mehr die Zeit haben, diese Luxusgüter tatsächlich zu genießen. Stattdessen kommen wir abgehetzt, müde und erschöpft von der Arbeit nach Hause, stillen erstmals unseren Appetit auf Ungesundes und verbringen die Abende dann auf dem Sofa, wo wir uns von Werbung und Kochsendungen berieseln lassen.
Sollte es nicht vielmehr so sein, dass wir unseren Alltag nicht mit Verpflichtungen und Aufgaben vollstopfen, sondern auch das Urlaubsgefühl hier ein wenig aufkommen lassen? Ist es denn immer notwendig, noch mehr Geld zu verdienen, um sich noch mehr vermeintlichen Luxus leisten zu können, der als Ersatzbefriedigung und vermeintliche Erholung dienen soll? Macht uns das glücklich?
Oder wäre es ein nicht viel schönerer Weg Dinge zu tun, die man gerne macht – seine Stärken zu nutzen, im Arbeitsleben und damit sagen zu können: Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Mir ist schon bewusst, dass das nun leichter geredet ist als umgesetzt, doch es muss möglich sein, seinen Alltag so zu gestalten, dass man nicht mehr von Urlaub zu Urlaub arbeitet, sondern der Urlaub das Tüpfelchen ist.

Mein Arbeitsparadies

Während ich diesen Text hier schreibe, liege ich übrigens am Strand. Am Klopeiner See in Kärnten bei 34 Grad im Schatten. Hier verbringen wir gerade unseren jährlichen Familienurlaub, zwei Wochen. Sommer, Sonne, Badevergnügen pur für die Kinder und Erholung für uns Eltern. Und ja, ich arbeite auch im Urlaub. Nicht, weil es mich belastet oder ich mit meiner Arbeit nicht fertig wurde, sondern weil mir meine Arbeit Spaß macht und weil ich den Urlaub nicht als Erholung von den letzten Monaten brauche, sondern die Zeit mit meiner Familie intensiver genießen kann. Schreiben und Texten ist ein Teil meines Familienalltags, den ich immer dann gerne wahrnehme, wenn ich einmal nicht gebraucht werde. Oder zum Entspannen. Herr Bart liegt neben mir und ist in sein E-Book vertieft, die Kinder toben im Kleinkinderbecken herum und haben schnell neue Freunde gefunden, mit denen sie die Gewässer mit all ihren Bewohnern und Möglichkeiten entdecken: Ob Tauchen, Fischen oder die Wasserläufer beobachten. Ich weiß, dass sie in etwa 10-15 Minuten wieder neben mir stehen, mir etwas zeigen wollen oder sonst etwas brauchen. Dann klappe ich meinen Laptop zu, widme mich ihnen und beende meinen Text eben ein paar Minuten später. So, wie ich es sonst zu Hause auch mache. Und das sollte für mich Urlaub sein: Zeit mit meiner Familie, Zeit für meine Interessen und Hobbys – nur noch intensiver.

Meine mentale Insel

Sich das Urlaubsgefühl im Alltag zu bewahren, ist in der Tat nicht einfach, denn viel zu schnell finde ich mich zwischen Wäschebergen, Hausübungen, Kurskoordination und Arbeitsleben wider. Da hilft es mir, Kleinigkeiten vom Urlaub auch in den Alltag einzubauen. Was hat mir besonders gut im Urlaub gefallen? Was macht ihn so besonders oder anders als den Alltag zu Hause? Was kann ich davon mitnehmen?

Bei mir sind es 6 Dinge:

  1. Ich trage meine Flip Flops auch zu Hause
  2. Sonnenbrillen sind für mich Sommer und Sonnenfeeling pur – daher trage ich Sonnenbrillen fast immer
  3. Meine selbstgemachte „leichte kühlende Sommercreme“ verwende ich gleich in der Früh: So bekommt meine Haut alles, was sie braucht und der kühlende Effekt erinnert mich an den Urlaub
  4. Muscheln: Zu Hause haben wir eine beachtliche Sammlung an Muscheln, die wir von jedem Urlaub mitgenommen haben. Für mich ein Inbegriff für Strand, Wasser, Meer oder See
  5. Fisch essen: Meistens finden wir im Urlaub immer ein sehr leckeres Fischlokal, das wir gerne besuchen. So essen wir auch zu Hause mindesten 1 Mal pro Woche Fisch.
  6. Meine Arbeitszeit, aber auch unsere Sommerabende verbringen wir gerne auf unserer Loggia, die fast das ganze Jahr begrünt ist. Da gibt es keinen Fernseher, die Loggia ist unser verlängertes Wohnzimmer. Und wo ist arbeiten denn schöner als in der Natur?

Und welche mentale Inseln hast du?

Deine Anna

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