Wie Kinder sitzen lernen

Baby lernt sitzen
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Sitzen lernen ist im Leben eines Kindes ein großer Entwicklungsschritt, der nicht selten von den Eltern sehnlichst herbeigewünscht wird. Es gibt eine Phase im Leben eines Kindes, da ist es am Bauch oder am Rücken sehr unzufrieden. Es möchte mehr sehen. Wie dein Kind sitzen lernt möchten wir dir hier zeigen.

Wie Kinder sitzen lernen

Jedes Kind hat sein eigenes Tempo und es gibt keinen Tag X, an dem alle Babys sitzen lernen. Das Sitzen lernen ist ein Prozess und ein Teil der natürlichen Bewegungsentwicklung, die aufeinander aufbaut. Es gibt drei Möglichkeiten, wie ein Kind sitzen lernt:

Sitzen lernen durch Wippen

Das Sitzen lernen durch Wippen entwickelt sich aus dem Vierfüßlerstand. Wenn dein Baby im Vierfüßlerstand hin- und herwippt, dann findest du das süß. Doch dahinter steckt mehr als der Wunsch, dir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Durch das Wippen werden die Muskeln gestärkt, die dein Baby einmal zum Krabbeln braucht. So passiert es beim Wippen aber ganz zufällig, dass der Po deines Kindes mal zur einen Seite und mal zur anderen Seite kippt. Was wie ein Missgeschick wirkt und anfangs auch eines ist, entdeckt dein Kind zunehmend als bewusste Möglichkeit, sich hinzusetzen. Immer wieder wird es probieren, den Po bewusst zur Seite zu bringen und sich noch mit den Händen abzustützen. Bis es irgendwann sicher und mutig genug ist, eine Hand zu lösen und in den abgestützten Seitsitz zu kommen. Ist dein Baby schon so weit, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es auch die zweite Hand löst und im Langsitz frei sitzen kann. Beim Langsitz wären beide Beine nach vorne gestreckt, beim Hürdensitz bleibt ein Bein nach hinten abgewinkelt. Das ist eher eine Geschmackssache deines Babys.

Sitzen lernen durch Krabbeln

Manche Kinder haben es aber so eilig, dass sie aus dem Vierfüßler gleich ins Krabbeln übergehen und den abgestützten Seitsitz auslassen. Natürlich kann auch ein Krabbelkind noch in diesen kommen, aber es gibt noch eine andere Technik. Dein Kind schiebt sich mit den Händen gerade nach hinten, kommt in den Kniestand und setzt dann seinen Po zwischen den Fersen ab. Es sitzt im Zwischenfersensitz, bei dem Physiotherapeuten immer die Hände zusammenschlagen, weil diese Sitzart für Sehnen und Gelenke so schlecht ist. Irgendwann, wenn das Kind genug Gleichgewicht erreicht hat, wird es sich mit dem Po auf seine Fersen setzen. Wenn du aber beobachtest, dass sich dein Kind mit 3 oder 4 Jahren noch immer in den W-Sitz begibt, dann solltest du es immer wieder daran erinnern, die Sitzposition zu wechseln. Warum erklären Kinderärzte:

  1. Der W-Sitz verringert den Kraftaufbau. In dieser Sitzposition verwendet dein Kind weder seine Unterleibs- noch seine Rückenmuskulatur, sodass sich dort auch keine Muskelkraft aufbaut.
  2. Der W-Sitz kann Hüftfehlbildungen hervorrufen. Wenn in der Familie schon einmal der Fall einer Verschiebung der Hüfte aufgetreten ist, dann sollten Kinder den W-Sitz meiden, weil sie damit eine Verschiebung bei sich fördern.
  3. Durch den W-Sitz kann es zu Entwicklungsverzögerungen kommen. Wenn du beobachtest, dass dein Kind vorwiegend oder bevorzugt in der W-Haltung sitzt, dann kann ein erhöhter Muskeltonus auftreten, der zu Verspannungen führt. Für dein Kind ist es so besonders wichtig, dass es öfters seine Position wechselt.

Sitzen lernen aus dem Stand

Die dritte Möglichkeit, wie dein Kind sitzen lernen kann ist aus dem Stand bzw. dem Kniestand. Vielleicht gehört auch dein Baby zu jenen, das sich sofort an allem hochzieht, was in seiner Nähe ist. Solange dein Baby es selbst macht, es ist auch kein Problem – wichtig ist, dass du nicht unterstützend eingreifst und dein Kind wohin stellst. Viele Kinder plumpsen aus diesem Stand zunächst einmal auf den Po und sitzen. Was am Anfang noch willkürlich und ungesteuert passiert, wird zunehmen koordiniert. Dazu wird dein Kind zuerst ein Knie einknicken und sich dann langsam auf den Po setzen. Ob es sich beide Beine nach vorne holt oder lieber ein Bein abgeknickt nach hinten schauen lässt, ist dabei vollkommen egal.

Schwierig wird es dann, wenn du dein Kind zu früh hinsetzt:

Nicht jedes Kind, das zu früh hingesetzt wird, hat später merkliche Schäden oder Rückenprobleme, wenn es einmal von der Oma gehoppert wird, obwohl es noch nicht sitzen kann. So sieht man auch keinem Kind, das das Krabbeln übersprungen hat, irgendwelche Schäden an. Wie denn auch, man kann ja nicht sagen, wie es sich anders entwickelt hätte, wenn es gekrabbelt wäre. Kinder, die das Krabbeln auslassen, holen es später mal nach – beim Rollenspiel. Dann ist es zwar nicht so intensiv, aber dennoch. Folgen des frühen Hinsetzens können aber nicht ausgeschlossen werden – und mit diesem Wissen fällt es dann vielleicht auch leichter, die anstrengenden Quengel-Phasen in der Bauchlage durchzuhalten.

Weil vielen Eltern ihr Kind dann Leid tut, wenn es am Bauch liegt und weint, setzen sie es zu früh hin. Warum das deinem Kind schadet, haben wir bereits in unserem Beitrag Warum zu frühes Hinsetzen deinem Kind schadet geschrieben.

Quellen:
Emmi Pikler: Laßt mir Zeit: Die selbständige Bewegungsentwicklung des Kindes bis zum freien Gehen. Untersuchungsergebnsse, Aufsätze und Vorträge aus dem Nachlaß zusammengestellt und überarbeitet

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